Sicherheit

»Europäer suchen eine Balance«

Frau Halperin, Sie forschen schon lange zu den Themen Nahostpolitik, Radikalisierung im Islam und Sicherheit. War der Anschlag auf den Flughafen von Istanbul vorhersehbar?
Ja, das war er. Einerseits, weil die Türkei in den derzeitigen Konflikt in der Nahostregion involviert ist. Andererseits spielte das Aussöhnungsabkommen zwischen Jerusalem und Ankara eine Rolle – obwohl es erst unmittelbar davor unterzeichnet wurde.

Der Flughafen von Istanbul gilt als streng überwacht. Dennoch töteten und verletzten die Terroristen zahlreiche Menschen. Was haben die Behörden dort und auch wenige Monate zuvor in Brüssel falsch gemacht?
Wenn man die Situation mit Israel vergleicht, ist es leicht zu erkennen. Am Ben-Gurion-Flughafen in Israel sind die Sicherheitsvorkehrungen extrem engmaschig. Überall sind klar erkennbar Sicherheitskräfte aufgestellt, dazu gibt es Personal in Zivil. Kein anderes Land hat auf diesem Niveau Vorkehrungen getroffen und daher so sichere Flughäfen.

Welche Maßnahmen sind in Israel besonders wirkungsvoll?
Israel hat Maßnahmen für die Sicherheit getroffen, die es woanders nicht gibt. Zum einen findet bereits bei der Anreise mit dem Auto die erste Befragung statt. Auch das Racial Profiling hat einen enormen Anteil an der Sicherheit. Die Behörden prüfen jeden Besucher oder Passagier sorgfältig. Die ausgeklügelte Geheimdienstarbeit ist essenziell, um Anschläge zu verhindern. Israel sammelt in vielen Fällen vorher Informationen über Menschen, die am Flughafen ankommen oder von dort abreisen.

Ist Racial Profiling in Städten wie Istanbul überhaupt möglich? In Europa wird die Methode oft als rassistisch bezeichnet.
Es ist definitiv sehr schwierig, es an solchen Orten anzuwenden. Stimmt, die meisten Länder Europas wollen ihre muslimische Gemeinschaft nicht verärgern. Dennoch versucht man derzeit, intensivere Geheimdienstarbeit zu leisten, um ankommende muslimische Flüchtlinge, die eventuell radikalisiert sind, vor ihrer Ankunft herauszufiltern. Mit guter Geheimdienstarbeit kann viel erreicht werden.

Sind die Flughäfen in Europa überhaupt sicherer geworden?
In den vergangenen Jahren hat sich einiges geändert, es gibt mehr Sicherheit, und neue Regeln sind eingeführt worden. Aber es ist erst der Anfang. Außerdem versuchen die Europäer, eine Balance zwischen dem Bedürfnis nach Sicherheit einerseits sowie Toleranz und Liberalität andererseits zu finden. Das ist nicht einfach.

Wird man nach den jüngsten Anschlägen die israelischen Methoden übernehmen?
Definitiv lassen sich schon heute einige Flughäfen von israelischen Experten beraten. Das wird sicher zunehmen. Denn es braucht Änderungen. Leider wird der Terror in der nächsten Zeit nicht verschwinden.

Mit der Politologin von der Hebräischen Universität Jerusalem sprach Sabine Brandes.

Meinung

Das Ende der Zweistaatenlösung

Die übergroße Mehrheit der Palästinenser will keinen Staat neben Israel. Sie will keine Koexistenz. Sie will keinen Kompromiss. Sondern sie will exakt das, was die Palästinenser immer wollten: das Ende des jüdischen Staates

von Daniel Neumann  22.09.2025

Aufarbeitung

Israelische Archäologen ermitteln: Was geschah am 7. Oktober 2023?

Statt alter Schätze und Geheimnisse erforschen Archäologen in Israel nun auch die schmerzhafte Geschichte des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023. Die Ergebnisse sind jetzt in einer Jerusalemer Ausstellung zu sehen

von Johannes Schidelko  22.09.2025

New York

Triumph eines Kompromisslosen

Mahmud Abbas hat sich durchgesetzt: Viele westliche Länder erkennen plötzlich einen Palästinenserstaat ohne Vorbedingungen an. Doch es könnte ein Pyrrhussieg sein

von Michael Thaidigsmann  22.09.2025

Genf

Terrorismus statt Rechnen

Eine neue Studie der Nichtregierungsorganisation UN Watch kommt zum Schluss, dass Schulen in Gaza und im Libanon für Radikalisierung und Terrorismus missbraucht wurden

von Nicole Dreyfus  22.09.2025

Gesundheit

»100 Milliliter reichen schon«

Rachel Amir über Bluthochdruck, Krebs und die gesundheitsfördernde Wirkung des Granatapfels

von Sabine Brandes  22.09.2025

Jerusalem

Herzog kritisiert Anerkennung Palästinas

Der israelische Präsident sieht »die Kräfte der Finsternis« gestärkt, während die palästinensische Terrororganisation Hamas den Schritt begrüßt

 22.09.2025

Propaganda

Psychoterror: Hamas veröffentlicht »Abschiedsfoto« der Geiseln

Die Hamas setzt auf Angst in Israel, dass die restlichen Verschleppten infolge der jüngsten israelischen Offensive für immer verschollen bleiben könnten. Dafür reicht eine Fotomontage und ein Name

 21.09.2025

Krieg

Freigelassene Hamas-Geisel will wieder in die Armee

Am 7. Oktober 2023 wurde der israelische Soldat Edan Alexander von der Hamas nach Gaza verschleppt. Im Mai wurde er nach 584 Tagen freigelassen. Jetzt will er wieder kämpfen

von Jan-Uwe Ronneburger  20.09.2025

Vermisst

Er war ein Poet

Der 84-jährige Amiram Cooper wurde in Gaza ermordet

von Sabine Brandes  20.09.2025