Im von der Hamas begonnenen Krieg hat Israels Armee nach eigenen Angaben inzwischen Tausende Terroristen und Dutzende ihrer Anführer getötet. Doch noch immer befinden sich mehr als 130 Geiseln in der Gewalt der palästinensischen Terrororganisation, die Israel auslöschen und Juden auch andernorts ermorden will.
Bisher seien etwa 9000 Terroristen der islamistischen Hamas und anderer Terrorgruppen eliminiert worden, hieß es in einer anlässlich des 100. Kriegstages am Sonntag veröffentlichten Datenauflistung der Armee.
An die Angehörigen der noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln gerichtet, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Abend: »Wir können das Ausmaß Ihres Schmerzes nicht ermessen, aber wir wissen, dass die Rückkehr Ihrer Angehörigen, unserer Angehörigen, unser moralischer Kompass ist«.
Huthi-Rakete abgewehrt
Das US-Militär hat unterdessen im Süden des Roten Meeres eigenen Angaben zufolge erneut eine Rakete der im Jemen basierten Huthi abgewehrt. Wie die Hamas in Gaza und die Hisbollah im Libanon werden die Huthi vom Regime in Teheran unterstützt.
Die Huthi hätten einen Anti-Schiffs-Marschflugkörper am Sonntag gegen 16.45 Uhr Ortszeit in Richtung eines Zerstörers der US-Marine abgefeuert, teilte das zuständige Regionalkommando des US-Militärs in der Nacht zum Montag auf der Plattform X, vormals Twitter, mit. Die Rakete sei in der Nähe der Küste des Jemens vor al-Hudaida von der US-Luftwaffe abgefangen worden. Berichte über Verletzte oder Schäden gab es nicht.
Seit dem Ausbruch des Krieges in Israel und Gaza greifen die Huthi immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Große Reedereien meiden zunehmend die wichtige Handelsroute. Wegen des Vorgehens der Huthi attackierten die USA und Großbritannien zuletzt ihre Stellungen im Jemen, unterstützt von den Niederlanden, Kanada, Australien und Bahrain.
Schicksal der Geiseln
US-Präsident Joe Biden erinnerte derweil an das Schicksal der im Gazastreifen weiter festgehaltenen Geiseln. »Seit 100 Tagen leben sie in Angst um ihr Leben, ohne zu wissen, was der nächste Tag bringen wird«, schrieb Biden in einer Mitteilung am Sonntag.
Der Präsident erneuerte sein Versprechen, in engem Kontakt mit den Partnern in Katar, Ägypten und Israel zu bleiben, um alle Geiseln - darunter auch sechs US-Staatsangehörige - zu ihren Familien zurückzubringen.
Am Sonntagabend endete im Zentrum der israelischen Küstenstadt Tel Aviv eine 24-stündige Kundgebung, bei der Angehörige der Geiseln entschiedenere Bemühungen für deren Freilassung forderten.
Militärischer Druck
Weiterhin werden noch mehr als 130 Geiseln im Gazastreifen festgehalten, von denen aber 25 vermutlich nicht mehr am Leben sind. Israels Armee will nach Angaben von Generalstabschef Herzi Halevi den militärischen Druck auf die Hamas weiter erhöhen. »Druck, der zur Zerschlagung der Hamas und zur Rückkehr der Geiseln führt«, sagte er.
Der innenpolitisch auch wegen der Geiselfrage zunehmend unter Druck stehende Ministerpräsident Benjamin Netanjahu schwor sein Volk auf einen noch langen Kampf ein. Armeesprecher Hagari sagte dazu am Sonntagabend: »Hier gibt es keine Abkürzungen. Es braucht Zeit und vor allem Ausdauer.« Nach Darstellung von Verteidigungsminister Joav Galant will die Hamas den Krieg nun ins Westjordanland tragen.
Der Hamas sei es mit ihrem Terrorüberfall nicht gelungen, die Israelis zu demoralisieren oder einen Keil zwischen Israel und die USA zu treiben, sagte Galant am Sonntag bei einer Besprechung mit Kommandeuren des von Israel besetzten Westjordanlandes. Deshalb sinne sie jetzt darauf, das Westjordanland und den Tempelberg, eine sowohl den Juden als auch Muslimen heilige Stätte, »in Brand zu stecken«.
Die Spannungen und Konflikte im Westjordanland haben sich seit dem Beginn des Gaza-Kriegs verschärft. Am Sonntag erschoss das israelische Militär zwei Palästinenser, die einen Sprengkörper gegen einen Militärstützpunkt geworfen haben sollen. dpa/ja