Jerusalem

Es wird wieder Licht

Ein wenig argwöhnisch noch schaut der Löwe dem Spektakel zu. Auf die alte Mauer projiziert, beobachtet das Jerusalemer Maskottchen ganz genau, was sich dieser Tage in seiner Stadt abspielt, die langsam aus dem Pandemieschlaf zu erwachen scheint. Es wird Licht! In Vorbereitung auf die Wiederaufnahme des Tourismus – vorerst nur national – hat sich die Stadt aus Gold fein gemacht. 22 Sehenswürdigkeiten und Wahrzeichen sind dieser Tage in buntem Glanz angestrahlt.

Im wahrsten Sinne des Wortes scheint das Licht am Ende des Tunnels erreicht zu sein. Nach einem Jahr der verschlossenen Museen, Sehenswürdigkeiten, Hotels, Res­taurants und Parks laden jetzt die Laserstrahlen über der Skyline die Menschen wieder auf einen Besuch ein. Auf der Promenade Armon Hanatziv hat man einen wunderbaren Blick darauf. Designt wurden alle Präsentationen von dem israelischen Beleuchtungskünstler Gil Teichman.

BUCHSTABEN »Es ist so aufregend«, ruft Jessica Cohen von »I travel Jerusalem« freudestrahlend und zeigt auf die verschiedenen Präsentationen am Israel-Museum. Das hat prompt seine Kunstwerke auf die Straße geholt, um sie dem Publikum entsprechend der Gesundheitsvorschriften präsentieren zu können. Die meisten schauen sie sich aus ihren Autos heraus an.

Das Israel-Museum stellt seine Kunstwerke auf der Straße aus.

Die bunten Haggadot werden wie von magischer Hand geführt auf den großen Leinwänden umgeblättert. Der legendäre Schrein des Buches ist passend mit hebräischen Buchstaben verziert – in Anlehnung an das, was sich in seinem Innern verbirgt. Das Eingangsgebäude des Museums dient jetzt als frische Leinwand, auf die die berühmtesten Gemälde des Hauses projiziert werden: die »Ernte in der Provence« von Vincent van Gogh, die »Wasserlilien« von Claude Monet ...

Und die Abteilung der Masken aus aller Welt zeigt ganz unverhohlen ihre schauerlichen Visagen, frechen Fratzen und auch mal den Zuschauern die ausgestreckte Zunge, wenn sie hier auf dem Parkplatz ihre Runden drehen.

DUNKELHEIT »Bricht die Dunkelheit in Jerusalem herein, erscheint das Gold der Stadt«, verheißt die Website des Lichter-Festivals poetisch. »Es bricht sich Bahn und bemalt die Steine, die Fenster, die Straßen und ganze Mauern. Es beginnt mit einer kleinen Blume am unteren Rand der Zitadelle, und schnell wachsen die Ranken über das gesamte Gebäude.«

Noch heller ist es an der First Station, vor der jeden Abend eine Drive-in-Disco veranstaltet wird. Der Leuchtball ist größer als ein Bus, und die DJane dreht besonders laut auf, während die vornehmlich jungen Leute auf den Sitzplätzen ihrer Autos hin- und herwackeln. Ein Gang entlang der alten Steine rund um die Altstadt wird in der Nacht zu einem besonderen visuellen Erlebnis, während die Steine neben den Spaziergängern virtuell zusammenbrechen und die Löwen die Herrschaft übernehmen.

»Es ist magisch. Wir haben so lange keine künstlerischen Anregungen erhalten«, meint der Jerusalemer David Stein, der an der historischen Stadtmauer entlangspaziert. »Ich finde, das Lichterfest ist der perfekte Auftakt nach dieser unglaublich düsteren Zeit, um in das neue Leben zu starten.«

JOBS »›Follow the Lights‹ ist eine Tour auf mehr als 20 Kilometern durch die Stadt und ein Projekt, das den Künstlern, Beleuchtungs- und Tontechnikern, Ingenieuren und vielen anderen nach langer Zeit der Arbeitslosigkeit wieder Jobs gibt«, erzählt Cohen bei der Bustour entlang der Kunstwerke. »Nach Monaten zu Hause bringen wir das Licht zurück auf die Straßen unserer Stadt und damit auch die israelischen Touristen. Und hoffentlich bald die ganze Welt.«

Das wünschen sich auch die Organisatoren der Führungen durch die Naturparks und archäologischen Ausgrabungen sowie Städte und Kibbuzim im ganzen Land. Hierher kehren die kostenlosen Führungen zurück. An der Öffnung der Wirtschaft will auch die Tourismusbranche teilnehmen. Zunächst sind auf Initiative des Ministeriums 1600 neue Touren von Norden bis Süden aufgelegt worden.

Viele Orte haben sich der Initiative angeschlossen, darunter Tel Aviv, Aschdod und Beer Sheva.

Viele Orte haben sich der Initiative angeschlossen, darunter Jerusalem, Aschdod, Tel Aviv, Mizpe Ramon, Beer Sheva, Daliat el-Carmel, Kfar Rama, Zichron Yaakov, Tiberias, Beit Schean und der Kibbuz Hatzerim.

RÜCKKEHR Rund zweieinhalb Millionen Schekel sind für die Aktion angelegt. »Ich freue mich, die Wiederaufnahme der Touren zu verkünden«, frohlockt Tourismusministerin Orit Farkash-Hacohen. »Gehen Sie hinaus, atmen Sie die frische Luft ein und kurbeln Sie auf diese Weise den Sektor an.«

Bislang können die Touren bis zum 26. März gebucht werden, doch es ist geplant, dass sie bis nach Pessach andauern sollen. Auch ist kostenloser öffentlicher Transport anvisiert. »Wir haben einen Plan entwickelt, der es heimischen Tourismusmusveranstaltern ermöglicht, Busse und andere Fahrzeuge für diese Initiative zu buchen«, so Farkash-Hacohen.

Der Generaldirektor im Ministerium, Amir Halevi, fügt hinzu, dass besonders im Moment, da der Flugverkehr gesperrt ist, dies eine Möglichkeit sei, um Touren im eigenen Land zu genießen. »Jetzt ist die Zeit, die Tourismusindustrie zu unterstützen, die einen solch harten Schlag verschmerzen musste. Tausende von Angestellten der Branche warten auf ihre Rückkehr!«

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