Anna Veeder (58) ist Lehrerin. Sie lebt im jüdisch-arabischen Dorf Neve Shalom in Israel und unterrichtet in Jerusalem. Die Nachricht von den massiven Waldbränden erreichte sie dort am Mittwoch. Wegen der Gefahr für die Bewohner wurde auch Neve Shalom evakuiert. Im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen beschreibt Anna Veeder ihre Erfahrung und ihre Gefühle.
»Gestern war ich in der Schule, und auf einmal hörte ich von dem Feuer. Dann war mir klar, dass ich nicht nach Neve Shalom zurückkonnte. Der Wind gestern war schrecklich, die Luft war grau-gelb und sehr heiß. Mein Mann hat mich in Jerusalem abgeholt, wir haben dann bei Freunden geschlafen. «
»Es ist nicht vorbei, wir hören die ganze Zeit Flugzeuge und Hubschrauber.«
An diesem Donnerstagmorgen konnte Anna Veeder in ihr Haus in Neve Shalom zurückkehren. »Aber es ist nicht vorbei, wir hören die ganze Zeit Flugzeuge und Hubschrauber. In der Nähe des Klosters Latrun ist ein ganzer Park abgebrannt.« Ihr Auto, das sie am Mittwochmorgen an einer Kreuzung geparkt hatte, um mit dem Bus nach Jerusalem zu fahren, konnte sie glücklicherweise wiederfinden - die Feuerwehr hatte das Auto umgeparkt und neben eine Bushaltestelle gestellt.
Auch am Haus gab es keine Schäden. »Aber es roch alles noch nach Rauch.« Für den Unabhängigkeitstag hatte Anna Veeder nichts Besonderes geplant. »Wir wollten einfach im Garten sitzen und einen Spaziergang im Wald machen.« Doch wegen der anhaltenden Feuergefahr ist es an diesem Unabhängigkeitstag verboten, sich in den Nationalparks aufzuhalten.
»Es ist heute alles still auf den Straßen. Normalerweise sind dort am Jom Haazmaut Leute mit Traktoren und Fahrrädern unterwegs. Ich hatte sowieso dieses Jahr ein Problem, den Unabhängigkeitstag zu feiern, solange noch israelische Geiseln in Gaza festgehalten werden. ›Ein freies Volk zu sein in unserem Lande‹ - das fühlt sich anderes an.«
Die Waldbrände empfindet sie als Katastrophe: für die Umwelt, »für die Tiere, für die Wälder, für die Luft. Ich habe eine Allergie bekommen, heute morgen konnte ich kaum die Augen öffnen. Ich konnte auch nicht Autofahren wegen dieser Staubpartikel in der Luft. Es fühlt sich an wie Apokalypse. Die Menschen wollten feiern. Und auf einmal mussten sie aus ihren Autos flüchten, weil alles in Flammen aufgeht.«