Konflikt

Erster Einsatz von Bodentruppen

In der Nacht zum Sonntag hat es einen ersten Einsatz von israelischen Bodentruppen im Norden des Gazastreifens gegeben. Eine Marine-Kommandoeinheit hat Abschussrampen der Hamas angegriffen. Unterdessen scheinen die Vorbereitungen für eine Bodenoffensive weiterzugehen. Die Armee rief die Bevölkerung im nördlichen Gazastreifen erneut dazu auf, ihre Häuser zu verlassen. Die Hamas appellierte hingegen, die Warnungen zu ignorieren.

Am Sonntag ertönten wieder die Sirenen in einigen Teilen Israels, unter anderem in Beer Sheva, Aschdod und in der Eshkol-Region. Das Raketenabwehrsystem »Iron Dome« konnte noch am Morgen ein Geschoss über Aschkelon abfangen, am Mittag wurde ein 16-Jähriger bei einem Raketeneinschlag schwer verletzt. Am Nachmittag schoss die Hamas auch auf Tel Aviv, Haifa und Naharija. Insgesamt wurden seit Beginn der Auseinandersetzung mehr als 600 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert.

Haifa Zum ersten Mal seit Beginn der Raketenangriffe auf Israel war am Freitagmorgen auch Haifa im Visier der Hamas. Zu dem Angriff auf die größte Stadt im Norden des Landes, offenbar mit einer R-160-Rakete, bekannte sich laut »Haaretz« der militärische Flügel der Terrororganisation. Laut »Times of Israel« starb eine über 70-jährige Frau auf dem Weg in den Bunker, nachdem die Sirenen in Haifa am frühen Morgen heulten - erstmals seit dem Krieg zwischen der Hisbollah und Israel im Jahr 2006.

Zudem wurde eine Rakete aus dem Libanon abgefeuert, die in der nordisraelischen Stadt Metulla einschlug. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen stammt sie wahrscheinlich von einer palästinensischen Gruppierung, die sich mit der Hamas identifiziert. Die israelische Armee reagierte mit Artilleriefeuer in Richtung Libanon.

Raketen der Hamas landeten ebenfalls in der Hof Hacarmel-Region und in Hadera. Eine weitere Rakete, die in einer Tankstelle in Aschdod einschlugen, verletzte einen 50 Jahre alten Israeli schwer und zwei weitere leicht. Die Tankstelle ging in Flammen auf.

flughafen
Am Freitagmorgen behauptete die Hamas, sie habe ausländische Fluglinien davor gewarnt, Israel anzufliegen, da die Flughäfen aufgrund des Krieges gefährdet seien – eine deutliche Drohung, Raketen auf den Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv abzuschießen. »Der Flughafen Ben Gurion wird heute eines unserer Ziele sein, da er auch ein Militärflugplatz ist«, heißt es in einem Statement der Terrororganisation.

Der israelische Rundfunk berichtete, teilweise seien Flugstrecken geändert worden, damit Flugzeuge nicht von Hamas-Raketen oder von Abwehrraketen des »Iron Dome«-Systems getroffen werden. Sämtliche Flüge, die in Israel landen, fliegen den Ben Gurion Airport jetzt von Norden aus an. Bis jetzt wurde allerdings noch kein Flug komplett gestrichen. Auch ausländische Fluglinien haben ihre Flüge nach Israel bisher nicht eingestellt.

Die Operation »Protective Edge« der israelischen Armee gegen den Raketenterror aus Gaza ging auch in der Nacht weiter. Laut den Angaben wurden 50 Ziele getroffen. In der vergangenen Nacht nahm die Armee laut »Haaretz« auch ein Waffenarsenal ins Visier, das die Hamas in einer Schule untergebracht hatte. Nach Angaben aus israelischen Sicherheitskreisen wurde unterhalb des Gebäudes ein Tunnel entdeckt.

Wegen befürchteter Unruhen beschränkte die israelische Polizei den Zugang zu den heutigen Freitagsgebeten auf dem Tempelberg in Jerusalem auf Frauen sowie Männer über 50 Jahre, die in Jerusalem leben – und verstärkte die Sicherheitskräfte in der Altstadt.

Verletzte Seit Dienstag haben palästinensische Terroristen Hunderte Raketen und Mörsergranaten aus dem Gazastreifen auf israelisches Gebiet abgefeuert. Am Donnerstag wurde ein Bewohner der Stadt Aschdod im Süden Israels schwer verletzt, als eine Rakete in ein Auto einschlug. Zwei israelische Soldaten erlitten Verletzungen, als eine Mörsergranate in der Gegend von Eshkol landete.

Auch Tel Aviv war am Donnerstag wieder mit Langstreckenraketen beschossen worden. Mindestens eine davon wurde vom Abwehrsystem »Iron Dome« abgefangen, wie die Armee mitteilte.

Ein Geschoss landete in der Nähe des nuklearen Forschungsreaktors bei Dimona. Ein direkter Treffer hätte womöglich katastrophale Folgen gehabt. Den ganzen Tag über fing »Iron Dome« in ganz Israel zahlreiche Raketen ab, die sonst Wohngebiete getroffen hätten. Viele Raketen landeten auf freiem Feld, richteten Brände und leichte Sachschäden an – die meisten davon im Süden.

Die israelische Militäroperation im Gazastreifen unter dem Namen »Protective Edge« dauert seit nunmehr vier Tagen an. Am Donnerstag sagte Premierminister Benjamin Netanjahu zu Mitgliedern des Auswärtigen sowie des Verteidigungsausschusses der Knesset, ein Waffenstillstand mit der Hamas stehe derzeit nicht auf der Agenda.

zivilisten Er fügte hinzu, dass er angeordnet habe, die Luftangriffe gegen Hamas-Stellungen im Gazastreifen zu verstärken. Dabei werde Rücksicht auf Zivilisten genommen, so Netanjahu. »Wir können nicht so vorgehen wie die Russen in Tschetschenien.« Entsprechend hat die IDF Bewohner des Gazastreifens in Grenznähe zu Israel angewiesen, ihre Häuser zu verlassen und sich vor kommenden Bombardements in Sicherheit zu bringen. Dennoch waren unter den bisher über 80 Toten unter den Palästinenser auch Zivilisten.

Das Rambam-Hospital in Haifa behandelt derweil auch 20 Verwundete – Erwachsene und Kinder – aus Gaza. Das Klinikpersonal stellt sich darauf ein, in den nächsten Tagen weitere Patienten aus dem Gazastreifen aufzunehmen. Verteidigungsminister Moshe Ya’alon sagte, die Kämpfe würden »noch viele Tage« anhalten. ja

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