Pandemie

Erste Lockdown-Erleichterungen ab Sonntag

Polizeibeamte am Strand setzen die Lockdown-Regeln durch. Foto: Flash90

Die israelische Regierung hat beschlossen, den nationalen Lockdown um zwei Tage zu verlängern. Gleichzeitig ist die Grenze von 5000 Toten überschritten worden: Derzeit liegt die Zahl der Patienten, die einer Erkrankung mit Covid-19 erlagen, bei 5001.

SPRITZE Trotz der umfassenden und erfolgreichen Impfkampagne sind die Infektionszahlen in dem kleinen Nahoststaat nach wie vor extrem hoch. Mittlerweile sind 37 Prozent der gesamten Bevölkerung zum ersten Mal gegen das Coronavirus geimpft worden, 21 Prozent erhielten die zweite Spritze. Bei den Über-60-Jährigen sind damit 80 Prozent komplett geimpft, bei den Über-50-Jährigen sind es rund 65 Prozent.  

Am Donnerstag habe es 7168 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gegeben. Die Positivrate der Tests lag bei 8,8 Prozent, gab das Gesundheitsministerium am Freitag an. In den Krankenhäusern befinden sich derzeit 1040 Patienten im ernsten Zustand. Gegenüber dem Vortag ist diese Zahl um drei Prozent zurückgegangen. 326 müssen derzeit künstlich beatmet werden.

VERLÄNGERUNG Eigentlich hätte der nationale Lockdown am Freitagmorgen um sieben Uhr enden müssen. Doch das Corona-Kabinett beschloss die Verlängerung der Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie. Nun sollen am Sonntag nach dann viereinhalb Wochen nahezu vollständiger Abriegelung des Landes die ersten Erleichterungen für die Bevölkerung eingeführt werden.

»Meiner Meinung nach funktioniert der Lockdown als Plan und einzige Lösung nicht mehr.«

Blau-Weiß-Vorsitzender Benny Gantz

Dazu gehört die Aufhebung der Kilometer-Grenze. Derzeit dürfen sich Israelis lediglich 1000 Meter weit von ihrem Haus wegbewegen. Ab Sonntag sollen sie sich wieder gegenseitig in ihren Häusern besuchen dürfen. Arbeitsstätten ohne Kundenverkehr ist es erlaubt, wieder betrieben zu werden. Ebenso können Naturparks und Dienstleister, die nur einen Kunden empfangen, ihre Türen aufschließen. Dazu gehören Friseure oder Schönheitssalons. In Restaurants wird dann wieder der Abholservice erlaubt.

WIRTSCHAFT Über die Wiedereröffnung der Schulen und Kindergärten wird in der kommenden Woche beraten, heißt es vonseiten der Regierung. Außerdem soll dann auch ein detaillierterer Exit-Plan debattiert werden. Der Vorsitzende der Koalitionspartei Blau-Weiß, Benny Gantz, spricht sich für weitere Lockerungen aus: »Meiner Meinung nach funktioniert der Lockdown als Plan und einzige Lösung nicht mehr. Wir müssen beginnen, die Wirtschaft graduell und mit Umsicht zu öffnen.«

Noch ist auch der internationale Flughafen für sämtliche Flüge, mit Ausnahme von Fracht- und Notfallflügen, gesperrt. Dennoch wurde bereits jetzt entschieden, dass internationale Reisende nach der Öffnung wieder in sogenannte Corona-Hotels in die 14-tägige Quarantäne müssen. Diese Regel gilt zunächst bis 21. Februar. Nach der Vorlage von zwei negativen Coronatests kann diese Frist auf zehn Tage verkürzt werden. Geimpfte Reisende sind von einer Quarantäne befreit.  

STANDARDS Das israelische Gesundheitsamt stellt den »grünen Gesundheitspass« aus. Der kann sieben Tage nach der zweiten Impfung beantragt werden, gibt das Ministerium an. Er wird entsprechend internationaler Standards auf Hebräisch und Englisch ausgestellt.

Seit Donnerstag können sich in Israel alle Altersgruppen ab 16 Jahre immunisieren lassen. Gesundheitsminister Yuli Edelstein rief noch einmal die gesamte Bevölkerung auf, sich impfen zu lassen: »Es gibt keine Entschuldigung. Jeder muss kommen, um sich impfen zu lassen. Nur zusammen werden wir Covid besiegen.«

Krieg

Iran feuert weitere Raketen auf Israel

Sanitätskräfte melden mehrere leicht und mittelschwer Verletzte

 15.06.2025

Nahost

Expertin: Irans Atomprogramm noch nicht entscheidend beschädigt

Seit der Nacht auf Freitag greift Israel Ziele im Iran an - im Fokus der Armee stehen die Atomanlagen Teherans. Sima Shine bezweifelt jedoch große Schäden

 15.06.2025

Meinung

Die Angst der Mullahs vor der starken Frau

Israels Armee schmückt sich mit einer Kampfnavigatorin, die beim Großangriff auf den Iran im Einsatz war. Und der Angstreflex der Mullahs funktioniert einwandfrei

von Sophie Albers Ben Chamo  15.06.2025

Interview

»Sehr präzise und äußerst wirksame Schläge«

Arye Sharuz Shalicar über Israels Angriff auf den Iran, die Situation der iranischen Bevölkerung und die Zukunft des Mullah-Regimes

 15.06.2025

Gesellschaft

Geplatzter Sommernachtstraum

Sarah und Tom wollten nach drei Jahren Planung Mitte Juli in Israel heiraten – doch dann kam der Iran dazwischen

von Sabine Brandes  15.06.2025

Nahost

Israel wendet Hisbollah-Playbook im Iran an

Lange Zeit galt die libanesische Terrororganisation für Teheran als Kronjuwel in seiner Front gegen Israel. Aus Expertensicht könnte dem Iran nun das gleiche Schicksal drohen wie seinem Verbündeten

 15.06.2025

Jerusalem

US-Botschafter: Iran greift auch Amerikaner in Israel an

Die USA unterhalten im Nahen Osten zahlreiche Stützpunkte – an den israelischen Angriffen im Iran beteiligt sich Washington jedoch nicht. Mike Huckabee weist auf amerikanische Staatsbürger in Israel hin

 15.06.2025

Krieg in Nahost

Israel: Iranisches Flugzeug in 2300 Kilometer Entfernung angegriffen

Nach Angaben des Militärs handelt es sich um das bisher am weitesten entfernte Ziel, das im Iran attackiert wurde

 15.06.2025

Krieg

Rund 100.000 Israelis im Ausland gestrandet

Das Verkehrsministerium in Jerusalem will den Betroffenen helfen – doch wie, das weiß bisher niemand

von Imanuel Marcus  15.06.2025