Lotte, Walter, Martin, Eva … Namen von Kindern, die von den Nazis im Todeslager Sobibor ermordet wurden.
An ihrer Seite: Internatsleiter Salomon (Sally) Bein, dessen Frau Rebeka und ihre jüngste Tochter Lisa Karolina. Der Pädagoge begleitete die behinderten Kinder, ließ sie auch in dunkelster Stunde nicht allein.
EINSATZ An diesem Mittwoch, 78 Jahre später, ist in Erinnerung an den außergewöhnlichen Einsatz von Sally Bein und seiner Familie eine Gedenkplakette vom B’nai B’rith World Center Jerusalem und dem Jewish National Fund im Wald der Märtyrer enthüllt worden.
Bein war Gründungsdirektor der »Israelitischen Erziehungsanstalt für geistig zurückgebliebene Kinder«, die 1908 in Beelitz/Brandenburg vom Deutsch-Israelitischen Gemeindebund und dem Deutschen Distrikt VIII des Ordens B’nai B’rith eingerichtet wurde.
»Bein kämpfte für diesen wichtigen und außergewöhnlichen Ort«, schreibt Zentralratspräsident Josef Schuster.
»Sally Bein war erst 26 Jahre alt, als er seine Lebensarbeit als Leiter der Schule übernahm. Zwischen dem Beginn 1908 und 1938 lebten und lernten etwa 400 Kinder in Beelitz, die im Anschluss an die Schule einen Beruf erlernen konnten. Von 1933 bis 1942 kämpfte Bein für diesen wichtigen und außergewöhnlichen Ort«, schrieb Zentralratspräsident Josef Schuster in einem Brief, der während der Zeremonie vorgelesen wurde.
ENGAGEMENT »Ich bin sehr dankbar für Momente wie diese Gedenkveranstaltung und alle Recherche, die dahinter steht«, so Schuster weiter. »Das Engagement und Schicksal von Sally Bein sind außerhalb von Beelitz fast unbekannt. Hier trägt eine Oberschule seit 1991 seinen Namen. Es ist sehr wichtig und ergreifend, dass ihm jetzt in Israel gedacht wird.«
An großartige Persönlichkeiten wie ihn zu erinnern, die ihrer Arbeit und Überzeugungen so verpflichtet waren, berühre ihn immer wieder, ergänzte Schuster. Er verwies darauf, »wie großartig die jüdische Fürsorge und Bildungslandschaft waren. Nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland. In Beelitz gibt es heute keine Juden mehr.«
»Sally Bein war im Leben und Tod bei den Kindern«, so Alan Schneider, Direktor B’nai B’rith World Center.
»In einer normalen Welt bedarf es Helden. Aber in einer unnormalen Welt braucht man Superhelden. Und das war er«, machte der Direktor des B’nai B’rith World Center, Alan Schneider, klar. »Sally Bein war bei diesen Kindern im Leben und im Tod. Er hätte sich selbst retten können. Doch das tat er nicht.«
Die Erinnerung in diesem Wald sei für die jetzigen und die kommenden Generationen bedeutend. »Denn das Gedenken ist eine Perle in der Kette, die die Generationen des jüdischen Volkes verbindet«, so Daniel Atar, World Chairman des JNF.
Die Schriftstellerin und Journalistin Lihi Lapid, selbst Mutter eines autistischen Kindes, versuchte, sich vorzustellen, wie das Leben damals gewesen ist. »Aber es ist schwer, die Tiefe der Angst zu verstehen. Als alle an sich selbst und ihre eigenen Familien dachten, übernahm Sally Bein die Verantwortung für die Kinder. Kinder, die keine Stimme haben.«
Es sei gut zu wissen, dass es in dieser schrecklichen Zeit jemanden gab, der die Kinder umarmte, als sie nicht verstanden, was mit ihnen geschieht.
nachfahren Die bewegende Zeremonie, zu der auch Nachfahren von Kindern kamen, die in Beins Internat gelebt hatten, wurde von zwei jungen Sängerinnen einer Schule in Netanjahu musikalisch begleitet.
Gemeinsam mit Ronny Dotan, der das Leben des Pädagogen recherchiert und die Plakette initiiert hatte, verlasen sie die Namen aller 50 Getöteten. Darunter war auch Manoach Kleinmann, den sein Neffe, der Israeli Shai Cucuy, niemals kennenlernen durfte.