Corona

Ende der Pandemie?

Schon am 27. Mai öfneten viele Kinos wieder, wie hier das »Cinema City« in Jerusalem. Foto: Flash 90

Ein Teil der israelischen Gesundheitsexperten meint: »Die Pandemie ist in Israel vorbei«, der andere Teil jedoch hält diese Annahme für verfrüht. Seit Dienstag ist der Großteil der Corona-Beschränkungen im Land aufgehoben. Vieles deutet darauf hin, dass Covid-19 nicht mehr als große Bedrohung angesehen wird.

Am Wochenbeginn hatte es nur noch vier Neuinfektionen gegeben, ein Tiefststand seit mehr als einem Jahr. Die Positivrate der Tests liegt bei 0,1 Prozent. In den Krankenhäusern werden derzeit noch 46 Patienten mit schwerem Verlauf von Covid-19 behandelt, künstlich beatmet werden muss niemand. Insgesamt sind in Israel 6413 Menschen an den Folgen der Infektionskrankheit gestorben.

impfkampagne Sämtliche Schulen und die meisten Geschäfte sind bereits seit Wochen wieder geöffnet, auch gilt im Freien keine Pflicht mehr, eine Maske zu tragen. Dank der erfolgreichen Impfkampagne sind mittlerweile mit 5,45 Millionen 63 Prozent der Einwohner vollständig geimpft – alle ausschließlich mit dem Vakzin von BioNTech/Pfizer. In der nächsten Woche soll dieser Impfstoff auch an die Zwölf- bis 15-Jährigen verabreicht werden. Jedoch ist umstritten, ob dies derzeit tatsächlich nötig ist.

Während das Gesundheitsministerium in Jerusalem und die Vereinigung der Kinderärzte Eltern dazu aufruft, ihren Kindern die Spritze setzen zu lassen, meint beispielsweise die Direktorin der Abteilung Infektionskrankheiten und Epidemiologie am Scheba-Medizinzentrum, Gili Regev-Yochay, es gebe keine Rechtfertigung, auf die Impfung in dieser Altersgruppe zu drängen, und somit keine Notwendigkeit, dem Aufruf zu folgen. »Wir sind das erste Land der Welt, das grundlegende Beschränkungen durch die schnelle Impfkampagne aufhebt. Wir haben eine Herdenimmunität erreicht, ohne die Kinder zu impfen«, erläutert sie.

Für den Zutritt zu Veranstaltungen ist kein Impfnachweis mehr nötig.

Seit einer Woche werden die Systeme des sogenannten grünen Gesundheitspasses und des lilafarbenen Hygienezertifikats für Geschäfte und Betriebe nicht mehr angewandt, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Somit müssen Israelis nirgendwo nachweisen, dass sie vollständig geimpft sind, weder in Geschäften noch Restaurants, bei Sport- oder anderen Veranstaltungen. Eintritt ist nun nicht mehr nur für jene gestattet, die ein gültiges Impfzertifikat vorzeigen können, sondern für alle. Dies gilt für den Innen- sowie Außenbereich.

Doch nicht alle sind überzeugt, dass dies der richtige Weg ist. Der Generaldirektor im Gesundheitsministerium, Chezy Levy, erklärte nach der Entscheidung, er hoffe, dass man dies nicht bereuen werde. »Die Pandemie ist noch nicht vorbei.« Das müsse die Öffentlichkeit verstehen und sich dementsprechend vorsichtig verhalten.

Dennoch sind auch sämtliche Beschränkungen bei Versammlungen ad acta gelegt, ebenfalls drinnen und draußen. Vor einer Woche konnten sich die Israelis nach 14 Monaten zum ersten Mal wieder in Kinos einen Film anschauen.

SOMMERFERIEN Gesundheitsminister Yuli Edelstein erklärte, dass das Maskengebot in Innenräumen indes für mindestens weitere zwei Wochen bestehen bleiben werde. Auch die Vorgaben für den internationalen Reiseverkehr gelten bis auf Weiteres. Es könnte sogar sein, dass die Vorschriften in diesem Bereich in den Sommerferien noch verschärft werden, um zu vermeiden, dass Varianten des Coronavirus von rückkehrenden Israelis aus dem Ausland ins Land geschleppt werden.

Levy unterstrich, es gebe keine Pläne, die Isolierung von rückkehrenden, nicht geimpften Israelis in der nächsten Zeit abzuschaffen. »Hier ist die Quarantäne nötig, damit keine unentdeckten Infektionen ins Land gelangen. Es sind schon Geimpfte zurückgekommen, die mit einer Variante des Virus infiziert waren.«

Dadurch könnte das Reisen für israelische Familien mit ihren Kindern in diesem Sommer äußerst beschwerlich werden, denn die nicht geimpften Sprösslinge müssten sich nach der Rückkehr in eine zehntägige Quarantäne begeben.

TEST Alle nach Israel Einreisenden sind derzeit verpflichtet, einen Coronatest bei der Ankunft am Flughafen durchführen zu lassen. Nicht geimpfte Personen müssen sich anschließend zehn Tage in Quarantäne begeben. In Israel Geimpfte dürfen nach dem Erhalt eines negativen Testergebnisses, das regulär nach maximal 24 Stunden vorliegt, die Quarantäne verlassen.

Ausländer dürfen bislang lediglich mit Sondergenehmigung einreisen. Am 23. Mai hatte die Öffnung für die ersten Touristen aus dem Ausland begonnen, allerdings lediglich in Form von Reisegruppen. Die Teilnehmer müssen alle vollständig geimpft und vom Gesundheitsministerium zugelassen sein. Für einige Länder besteht sogar ein offizielles Reiseverbot. Israelis ist es momentan nicht erlaubt, nach Russland, Argentinien, in die Ukraine, nach Äthiopien, Brasilien, Indien, Südafrika, Mexiko und in die Türkei zu reisen.

Nachman Ash, Corona-Berater der Regierung, geht noch einen Schritt weiter: Er rät derzeit von Reisen ins Ausland generell ab. Die Zahlen in anderen Ländern seien noch sehr hoch, auch in Europa. »Die Gefahr ist groß. Es ist einfach noch nicht die Zeit, um ins Ausland zu reisen.«

USA/Israel/Iran

Bericht: Israel plante größeren Angriff gegen Iran

Mehr Ziele, auch in der Nähe von Teheran, sollten ursprünglich bombardiert werden

 22.04.2024

Westjordanland

Verdächtiger im Mordfall Benjamin Achimeir (14) verhaftet

Der Junge wurde beim Schafe hüten von Terroristen ermordet

 22.04.2024

Israel

Chef des Militärgeheimdienstes tritt zurück

Aharon Haliva begründet den Schritt mit dem Versagen des Geheimdienstes am 7. Oktober

 22.04.2024 Aktualisiert

Israel

Jerusalem: Sechs Verletzte bei zwei Terroranschlägen

Die Polizei fasste in einem der Fälle zwei Täter

 22.04.2024 Aktualisiert

Nahost

Israel kündigt »weitere schmerzhafte Schläge« gegen den Hamas-Terror an

Die Lage am Montagmorgen – und ein Ausblick auf den Tag

 22.04.2024

Pessach in Israel

Den wenigsten ist nach Feiern zumute

Von Freiheit kann keine Rede sein – und der Riss innerhalb der israelischen Gesellschaft ist deutlich spürbar

von Sabine Brandes  21.04.2024

Israel

Empörung über mögliche US-Sanktionen gegen Armee-Bataillon

Benjamin Netanjahu: Maßnahme wäre »der Gipfel der Absurdität und ein moralischer Tiefpunkt«

 21.04.2024

Nahost

Israel soll unentdeckt Irans Luftabwehr beschädigt haben

Ziel sei es gewesen, der islamischen Republik eine konkrete Nachricht zu senden

von Nicole Dreyfus  21.04.2024

Moshe Basson

Ein Koch für den Frieden

Der Chef des Restaurants »Eukalyptus« ist überzeugt, dass am Esstisch vieles geregelt werden kann

von Andrea Krogmann  20.04.2024