Sie will einen Deal – und zwar jetzt. Die ehemalige Hamas-Geisel Emily Damari gab in einem Interview mit der britischen »Daily Mail« zu, dass sie nicht nach vorn schauen und heilen könne, solange ihre Freunde noch in Gaza in der Gewalt der Hamas sind.
In dem Interview berichtete die 29-Jährige außerdem, dass das Haus eines Hamas-Mitglieds, in dem sie zusammen mit Ziv Berman festgehalten wurde, von der israelischen Armee bombardiert wurde, während sie sich darin befand. Die beiden überlebten knapp.
Damari wurde während des Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 aus dem Kibbuz Kfar Aza zusammen mit ihrem Nachbarn Ziv Berman gekidnappt, der zu ihrem Haus gerannt war, um sich zu vergewissern, dass sie in Sicherheit war. Auch sein Zwillingsbruder Gali Berman ist Geisel in Gaza.
Damari wollte, dass die Terroristen sie erschießen
Terroristen schossen Damari in die linke Hand, eine weitere Kugel blieb in ihrem rechten Bein stecken, nachdem sie ihren Hund Choocha tödlich am Kopf getroffen hatte. Damari sagte, sie sei lieber getötet als entführt worden. »Ich nahm die Waffe des Terroristen, setzte sie an meinen Kopf und sagte: ›Erschieß mich! Erschieß mich!’”
Doch ihre Entführer brachten sie ins Shifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt und sagten ihr, sie sei ihnen lebend mehr wert als tot. Ein Arzt, der sich als »Dr. Hamas« vorstellte, amputierte ihre zwei verletzten Finger. In demselben Krankenhaus traf Emily Damari kurz eine andere Geisel, Romi Gonen, die am rechten Arm schwer verletzt war. Doch die beiden Frauen sollten noch nicht zusammenbleiben. Damari wurde anschließend mit Ziv Berman zum Haus eines Hamas-Mitglieds gebracht. Der hatte eine Frau und sechs Kinder, darunter einen bewaffneten 14-jährigen Jungen.
Die Terroristen steckten sie in einen Käfig in einem Tunnel tief unter der Erde.
Nachdem das Haus von einer Rakete dem Erdboden gleichgemacht worden war, sei sie woanders hingebracht und von Berman getrennt worden. Ihr wurde gesagt, sie würde freigelassen, doch das stimmte nicht. Stattdessen steckten die Terroristen sie in einen Käfig in einem Tunnel tief unter der Erde. Dort traf sie Romi Gonen wieder.
Neben ihnen waren weitere junge Frauen dort. Sechs von ihnen wurden im einwöchigen Waffenstillstand im November 2023 freigelassen, fünf blieben in der Hölle zurück. »Wir haben einfach weiter überlebt«, so Damari. »Wir waren komplett von Terroristen umzingelt. Fünf Mädchen. Sie haben Waffen. Sie sind stärker als wir. Sie können tun und lassen, was sie wollen, wann sie wollen.«
»Schlimmer als wenn sie gewusst hätten, dass ich Jüdin oder Israelin bin«, wäre es gewesen, wenn sie gewusst hätten, dass sie lesbisch ist, fügte sie hinzu. »Das habe ich verheimlicht.« Romi Gonen blieb ihre einzige Konstante, sagte sie der Zeitung. Es sei irgendwann wie eine »zwillingsartige Verbindung« gewesen. Die beiden halfen sich gegenseitig beim Essen, Anziehen und Waschen, während sie versuchten, ihre nicht verheilenden Wunden zu versorgen.
Einmal wurden die beiden über der Erde festgehalten, und Gonen sah im Fernsehen eine Frau, die Damaris Bild in der Knesset hochhielt. Es war Damaris Mutter Mandy. Ihre Tochter wusste bis zu diesem Zeitpunkt nicht, ob sie noch lebt oder tot ist. »Ich habe sie eine Sekunde lang nicht erkannt, und dann dachte ich nur: ›Mama!‹«, so Emily. »Dann fing ich an zu weinen. Ich zitterte. Aber es war das Gegenteil einer Panikattacke. Es war die Erleichterung darüber, dass meine Mutter lebt. Alle weinten.«
Im Januar wurde Damari freigelassen
Emily Damari und Romi Gonen wurden zusammen mit Doron Steinbrecher zu Beginn des Waffenstillstands- und Geiselabkommens zwischen Israel und der Hamas im Januar freigelassen. Doch weitere 20 Geiseln, darunter Gali und Ziv Berman, leben noch, geben israelische Sicherheitskräfte immer wieder an. Die Terrororganisation Hamas weigert sich kategorisch, die lebenden und 30 toten Geiseln freizugeben.
Damari war »sichtlich wütend«, als sie ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln forderte, schrieb die Daily Mail. »Kommt schon! Warum braucht ihr so lange?«, fragte sie und forderte US-Präsident Donald Trump und Premierminister Benjamin Netanjahu auf, »alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um meine Freunde Gali und Zivi und alle anderen nach Hause zu bringen«.
»Sie haben mir das Leben gerettet, jetzt müssen Sie dasselbe für die letzten 50 Geiseln tun«, sagte sie an Trump und Netanjahu gewandt. Erst dann könnten die freigelassenen Menschen mit der Heilung beginnen. »Sie sind wahrscheinlich in einem Käfig. Es gibt nicht viel Wasser. Es ist wahrscheinlich unvorstellbar heiß für sie. Sie misshandeln sie … Die Geiseln müssen endlich in Freiheit kommen.«