Dass übermäßiger Zuckerkonsum eine der größten Gefahren für die menschliche Gesundheit ist, ist lange bekannt. Seit Jahren forschen Wissenschaftler und Unternehmen daher an alternativen Süßstoffen. Jetzt wurde in Israel ein neuartiges Verfahren entwickelt, mit dem Zucker durch ein Süßprotein ersetzt werden soll.
POTENZIAL Das Projekt »Sugar-Out, Prot-In« der Technischen Universität Israels (Technion) in Haifa, das in Zusammenarbeit mit den Unternehmen PepsiCo, Danone und Amaï Foods vorangetrieben wird, zielt darauf ab, mit Hilfe einer neuartigen Fermentationstechnologie ein Protein zu produzieren, das nicht nur traditionellen Zucker ersetzen kann, sondern auch gesund und schmackhaft ist.
Für die Forscher in Israel hat »Sugar-Out, Prot-In« das Potenzial, den globalen Lebensmittel- und Getränkemarkt zu revolutionieren. Vor kurzem zeichnete das Europäische Innovations- und Technologieinstitut (EIT) das Projekt mit seinem Food Impact Award in der Kategorie »Dietary Change« (Veränderte Ernährung) aus. Der Preis wurde erstmals vergeben.
Im Rahmen des Technion-Projekts wird, so die in Budapest ansässige EU-Agentur, »ein sicheres, nachhaltiges und skalierbares Designer-Süßprotein entwickelt, das mit Hilfe einer innovativen Präzisionsfermentationstechnologie hergestellt wird.«
AKZEPTANZ Seinen Einsatz finden soll das Eiweißpräparat in einer Reihe wichtiger Lebensmittel, darunter kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränke, Joghurt, aromatisiertem Wasser und Sportgetränken. Besonders wichtig ist den Forschern dabei, dass das Protein hohe Anforderungen hinsichtlich des Geschmacks, der Stabilität und der Haltbarkeit erfüllt, um von Lebensmittelherstellern und Verbrauchern auch angenommen zu werden.
Israel ist weltweit führend in der Erforschung und Innovation alternativer Proteine. Dabei steht nicht nur der Ersatz von Zucker im Vordergrund, sondern auch die Frage, wie eine wachsende Weltbevölkerung – bis 2050 sollen auf der Erde zehn Milliarden Menschen leben – ernährt und dabei das Klima weniger belastet werden kann.
Für Technion-Professor Uri Lesmes ist dabei auch das Potenzial von Insekten als alternative Eiweißquelle von Bedeutung. »Eine Kuh muss mit 20 kg Futter gefüttert werden, damit wir 1 kg Kuhprotein bekommen«, sagte Lesmes auf einer Konferenz in Haifa im Oktober. »Grillen brauchen dagegen nur 1,7 Kilogramm Futter, um ein Kilo Grillenprotein zu produzieren.« mth