Israel

»Einer der besten Söhne unseres Landes«

Bei den Beisetzungsfeierlichkeiten von Zidan Nahad Seif am Mittwoch Foto: Flash 90

Er hatte versucht, die Beter zu schützen. Dafür musste er sterben. Tausende nahmen am Mittwoch Abschied von dem getöteten drusischen Polizeioffizier Zidan Nahad Seif. Er war als einer der ersten Sicherheitskräfte zur Kehillat Bnei Tora Synagoge in Jerusalem geeilt, in der am Dienstag vier Betende von palästinensischen Terroristen brutal ermordet worden waren. Der drusische Mann wurde schwer verletzt und starb in der Nacht im Krankenhaus.

Seif stammte aus einer alteingesessenen Familie in Galiläa. Er war verheiratet und erst vor vier Monaten Vater einer Tochter geworden. Unter den Trauergästen waren nicht nur Drusen, sondern viele ultraorthodoxe Juden, die dem 30-Jährigen die letzte Ehre erwiesen. Spezielle Busse wurden aus dem Stadtteil Har Nof gechartert, wo die Attacke stattgefunden hatte, um die Menschen in Seifs Heimatdorf zu fahren. Verschiedene religiöse Gruppen hatten zuvor in den sozialen Netzwerken zur Teilnahme an der Beerdigung aufgerufen. »Kommt und erweist ihm die letzte Ehre. Er ist getötet worden, als er jüdische Beter schützen wollte. Das ist ein Dienst an Gott – Kiddusch Haschem.«

beisetzung Bei der Beisetzung rief der Scheich der israelischen Drusengemeinschaft, Muafak Tarif, Staatspräsident Reuven Rivlin dazu auf, die Stimmung zwischen Juden und Arabern zu entspannen und fügte hinzu: »Die Drusen werden weiterhin den Weg des Friedens wählen und Israel loyal dienen.«

Rivlin, der sich seit Amtsbeginn vehement für die Verständigung zwischen dem jüdischen und dem arabischen Teil der Bevölkerung einsetzt, sprach zu der Familie des Verstorbenen: »Ich stehe hier voller Schmerz vor euch. Gestern Morgen hat der Terror wieder in Jerusalem zugeschlagen. Dieser Terror unterscheidet nicht zwischen Menschen oder Herkunft. Euer geliebter Zidan, einer der besten Söhne unseres Landes, hat nicht gezögert und nicht innegehalten. Seine erste Priorität war es, die Menschen in Jerusalem zu schützen.«

Unterdessen verstärken im Hinblick auf die blutige Welle des Terrors in Jerusalem Einrichtungen im ganzen Land ihre Sicherheitsvorkehrungen, unter anderem Schulen, Synagogen und Einkaufszentren. Die USA und der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen haben den Anschlag vom Dienstag als »verabscheuungswürdigen Akt« bezeichnet.

siedlungen Gleichzeitig kritisierte Washington Jerusalem jedoch für die Zusage, 78 neue Wohneinheiten in jüdischen Siedlungen im arabischen Ostjerusalem bauen zu wollen. Auch das Zerstören der Familienhäuser der Terroristen ist von den USA als »kontraproduktiv für das Versprechen, die Lage beruhigen zu wollen« bezeichnet worden. Israel kehrte damit zu der kontroversen Politik zurück, die sogar von vielen führenden Militärs im Land abgelehnt wird. Sie meinen, diese »kollektive Bestrafung« sei völlig ineffektiv.

Regierungschef Benjamin Netanjahu indes sieht diese Methode als Abschreckung für weitere potenzielle Terroristen an und hat angekündigt, noch mehr Wohnhäuser von Terroristen demolieren lassen zu wollen. Drei andere Familien in Ostjerusalem sollen bereits die Ankündigung dafür erhalten haben.

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025

Jerusalem

Sa’ar kritisiert geplante Umbenennung des Dubliner Chaim-Herzog-Parks

Israels Präsident und Außenminister üben scharfe Kritik. Von einem »schändlichen und beschämenden Schritt« ist im Büro Isaac Herzogs die Rede

 01.12.2025

Tel Aviv

Tausende demonstrieren für Ran Gvili und Sudthisak Rinthalak

Der Vater von Ran Gvili sagt, es dürfe keinen »nächsten Schritt« geben, solange die Terroristen die letzten Leichen nicht herausgäben

 01.12.2025

Jerusalem

Bennett befürwortet Begnadigung Netanjahus – unter einer klaren Bedingung

Israel sei »ins Chaos und an den Rand eines Bürgerkriegs geführt worden«, so der Oppositionspolitiker. Um das Land aus dieser Lage herauszuholen, unterstütze er ein »verbindliches Abkommen«

 01.12.2025

Jerusalem

Netanjahu bittet Israels Präsidenten um Begnadigung

US-Präsident Trump hat eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten Regierungschefs Netanjahu gefordert. Nun schreibt Netanjahu selbst ein Gnadengesuch. Israels Opposition übt scharfe Kritik

 30.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025