Armee

Eine Frage der Moral

Elor Azaria bei einer Anhörung vor dem Militärgericht am 5. Juli Foto: Flash 90

Seit Wochen beherrscht ein israelischer Soldat die Schlagzeilen. Es ist Elor Azaria, der am 24. März einen verletzt am Boden liegenden palästinensischen Terroristen in Hebron mit einem gezielten Kopfschuss tötete. Fast täglich gibt es neue Schlagzeilen zu dem Fall, der nach wie vor die Gemüter der Israelis erhitzt. Jüngste Aussagen von Vorgesetzten und Kameraden belasten den jungen Mann schwer. Jene, die aussagen, werden bedroht.

Azarias Kommandant, Tom Naaman, erklärte vor Gericht, es habe keinen Grund für die Erschießung gegeben. Der Soldat habe ihm, Naaman, anschließend gesagt: »Er war ein Terrorist, er musste sterben.« Daraufhin erhielt Naaman von rechtsgerichteten Extremisten Morddrohungen. Premierminister Benjamin Netanjahu schaltete sich ein und verteidigte Naaman. Der Angeklagte behauptet, er habe zur Selbstverteidigung gehandelt, da er annahm, der Verletzte könnte eine Bombe bei sich tragen. Die Videoaufnahme des Geschehens und verschiedene Zeugenaussagen widerlegen das.

Notfallknopf Der sogenannte Hebron-Fall hat eine Debatte um Moral losgetreten, die von der Falafelbude bis in die Büros der Spitzenpolitiker geführt wird. Vehement setzen sich die Verteidiger des Soldaten im Internet für Azaria ein, nennen ihn einen Helden. Doch nicht nur das: Ohne Umschweife rufen viele zu Gewalt gegen die Ankläger im Militärgericht von Jaffa und die Zeugen auf. Zu ihrem Schutz wurden diese jetzt mit einem Notfallknopf auf ihren Mobiltelefonen ausgestattet und erhielten ein spezielles Sicherheitstraining.

Eine Crowdfunding-Aktion für Azaria, mit dem Ziel, 400.000 Schekel (rund 90.000 Euro) für die Prozesskosten zu sammeln, war nach wenigen Stunden erfolgreich. Sogar Transportminister Israel Katz (Likud) erklärte im Radio: »Ich denke, ich werde auch spenden. Oder meine Frau. Ja, das werden wir tun.«

Doch ein Großteil der Bevölkerung ist gegen Selbstjustiz. Die Top-Garde des Militärs, darunter Stabschef Gadi Eizenkot und der damalige Verteidigungsminister Mosche Yaalon, verurteilten die Tat Azarias ebenfalls aufs Schärfste und betonten, für derartiges Verhalten sei kein Platz in der Armee. Der jetzige Minister im Verteidigungsressort, Avigdor Lieberman, hatte sich zunächst für Azaria starkgemacht, jedoch als amtierender oberster Chef der Armee versprochen, sich aus dem Fall herauszuhalten.

Auswärtiges Amt

Deutschland entschärft Reisehinweise für Israel

Nach Beginn des Gaza-Krieges hatte das Auswärtige Amt vor Reisen in Teile Israels gewarnt. Dies gilt so nicht mehr. Der Außenminister begründet das mit gewachsenem Vertrauen in den Friedensprozess

 04.11.2025

Waffenruhe

Hamas will weiteren Geisel-Leichnam übergeben

Die Terroristen sollen noch die sterblichen Überreste von acht Geiseln in ihrer Gewalt haben

 04.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  04.11.2025

USA

Donald Trump will Netanjahu-Prozess beeinflussen

In einem Interview mit »60 Minutes« zeigt der US-Präsident kein Interesse an der Unabhängigkeit der Justiz

von Sabine Brandes  04.11.2025

Israel

Spion auf vier Rädern

Israels Armee mustert ihre Dienstfahrzeuge »Made in China« aus. Der Grund: Sie könnten ein Risiko für die nationale Sicherheit sein

von Ralf Balke  04.11.2025

US-Vorschlag

Internationale Truppen sollen zwei Jahre Frieden in Gaza garantieren

Bis zum 18. November wollen die Vereinigten Staaten im UN-Sicherheitsrat eine Resolution über die Zukunft des Küstenstreifens einbringen. Die Details

 04.11.2025

Gazastreifen

Israel übergibt Leichname von 45 Palästinensern

Im Rahmen der Waffenruhe hat sich Israel verpflichtet, für jeden Leichnam einer Hamas-Geisel die sterblichen Überreste von 15 Palästinensern in den Gazastreifen zu überstellen

 04.11.2025

Libanon

Israelische Armee tötet zwei Hisbollah-Mitglieder

Israel wirft der Terror-Miliz Wiederaufrüstung vor. Dabei hatte die Terror-Miliz eigentlich ihrer Entwaffnung zugestimmt

 04.11.2025

Erinnerung

Fünf Millionen Namen

Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem hat einen Meilenstein erreicht

von Sabine Brandes  03.11.2025