Rosch Haschana

Eine besondere Brut

Staatliche und private Einrichtungen widmen sich der Aufzucht und Pflege der Bienen. Foto: Flash90

Selbst jene, die auf ihre schlanke Linie achten, tauchen an Rosch Haschana Apfel in Honig ein. Das gehört symbolisch zum Neujahrsfest, denn schließlich will man schmecken, wie süß das nächste Jahr wird. Für einen steten Fluss des goldenen Sirups sorgen die emsigen Bienen jedoch nicht nur vor den Feiertagen. In Israel widmet sich eine ganze Reihe von staatlichen und privaten Einrichtungen ihrer Aufzucht und Pflege.

Dass es in der Gegend bereits seit drei Jahrtausenden Bienenzucht gibt, zeigen gefundene Bienenkörbe. Es sind die ältesten der ganzen Welt. Allerdings gab es nach Schätzungen lediglich 180 von ihnen, die pro Jahr etwa 500 Kilogramm des goldenen Saftes produzierten. 50 Kilogramm Wachs fielen dabei ebenfalls an. Heute stehen in Israel von Norden bis Süden etwa 110.000 Bienenkörbe, die von rund 510 Imkern betreut werden. In ihnen summt meist die Westliche Honigbiene, Apis mellifera, die für die Stabilität des Ökosystems weltweit mitverantwortlich ist.

BESTÄUBUNG Pro Bienenkorb werden heute in Israel jährlich rund 45 Kilogramm Honig produziert. Insgesamt sind es 3500 Tonnen, die rund 13,6 Millionen Euro einbringen. Geschmack und Textur des Honigs hängen davon ab, wo die Bienen ihren Nektar sammeln. Der in Israel am meisten verkaufte Honig stammt aus Sammlungen von Orangenblüten, Pflaumen, Avocado, Thymian und Eukalyptus.

Bienen sind auch für die Landwirtschaft und die Stabilität des Ökosystems wichtig.

Obwohl die Bienenindustrie relativ klein ist, stellt sie eine bedeutende Infrastruktur für nahezu alle landwirtschaftlichen Aktivitäten dar. Die Bienenkörbe werden für die Bestäubung von Obstplantagen, Feldern und den Gemüseanbau zur Verfügung gestellt. Der Beitrag der Bienen zur Wirtschaft durch diesen Service beläuft sich auf mehr als 45 Millionen Euro monatlich. Bei vielen Obst- und Gemüsesorten kann die Landwirtschaft nicht auf die Arbeit der emsigen Insekten verzichten, etwa Avocados, Melonen, Gurken, Sonnenblumen, Erdbeeren und verschiedene Wintergemüse.

SCHUTZ Israel will seine Bienenkolonien schützen und sorgt dafür, dass jährlich nicht mehr als zehn Prozent verschwinden. Verglichen mit heutzutage 30 bis 50 Prozent in den USA, sieht die Lage in dem kleinen Nahoststaat gut aus. Dafür scheut man keine Kosten und Mühen. »Wir versuchen alles Mögliche«, sagt Herzl Avidor, Vorsitzender der Honigkammer. »Natürlich gehört dazu, die Wissenschaft bei allen biologischen und botanischen Untersuchungen zu fördern, aber auch die Entwicklung und der Anbau von nektarreichen Pflanzen sowie der Aufbau des Immunsystems der Bienen.«

Das Phänomen der »Colony Collapse Disorder« (CCD; Zusammenbruch der Kolonien oder Bienensterben) soll in Israel erst gar nicht Einzug halten. Dafür hilft der Rat den Imkern dabei, innovative Strategien einzuführen, die CCD verhindern. Eine davon ist die Ausrottung der Bienenbrutmilben. Außerdem werden jährlich 80.000 bis 100.000 Setzlinge von Eukalyptusbäumen angepflanzt – kostenlos vom Keren Kayemeth LeIsrael/Jewish National Fund.

Bienen hätten riesige Schwierigkeiten zu überleben, wenn die Imker ihnen nicht helfen würden.

Seit dem Bekanntwerden des weltweiten Verschwindens der Bienen schreiben sich immer mehr Start-ups auf die Fahnen, die Bienen und damit die Menschheit zu retten. »BeeHero« ist eines von ihnen. Gründer Itai Kanot, sein Vater ein Imker, weiß, womit er es zu tun hat: »Während die meisten Felder mit landwirtschaftlicher Präzisionstechnologie bestellt werden, verlassen sich Imker noch immer auf die jahrhundertealten Techniken. Gleichzeitig kämpfen sie mit den Problemen der Moderne wie Urbanisierung, Monokultur, Pestiziden und Parasiten.«

Bienen hätten riesige Schwierigkeiten zu überleben, wenn die Imker ihnen nicht helfen würden. »Wahrscheinlich würde es dann sogar überhaupt keine Bienen mehr geben«, meint Kanot. Seine Firma will dazu beitragen, dass die Imker ihre Arbeit auch weiterhin tun und dabei profitabel sein können. Die Kolonien sollen verstärkt und die Honigernte erhöht werden. Dafür sorgen soll die Technologie von BeeHero, die in den Bienenkorb installiert wird und die Brut überwacht. Sie liefert nicht nur Daten, sondern analysiert sie gleichzeitig und schlägt frühzeitig bei ungewöhnlichem Verhalten der Kolonie Alarm, um CCD zu verhindern.

ENTWICKLUNG Was die Bedeutung des Bienenschutzes betrifft, sind sich alle einig. Daher kooperieren die verschiedenen Organisationen miteinander und haben sich zusammengeschlossen. Das sind unter anderem das Ministerium für Landwirtschaft, die israelische Imkervereinigung, die Honigkammer, der Imkermanagement-Rat sowie die Hebräische Universität mit ihrem Triwaks-Bienenforschungszentrum in Rechowot. Gemeinsam richteten sie eine Forschungsstation ein, in der neue Techniken entwickelt werden, die die genetische Qualität der Bienenbrut verbessern. Die Imkervereinigung ist die älteste landwirtschaftliche Einrichtung des Landes, die bereits 1929, fast 20 Jahre vor Staatsgründung, ihre Arbeit aufnahm.

Bienen stehen auch ganz oben auf der Tagesordnung von Mashav. Die Agentur für internationale Entwicklungszusammenarbeit, die zum Außenministerium gehört, ist 1957 gegründet worden. Seit die Vereinten Nationen den 20. Mai zum Weltbienentag erklärten, setzt sich Mashav mit besonderer Aufklärungsarbeit noch mehr dafür ein, das Bewusstsein für den Schutz der Bienen zu wecken.

Entwicklungshilfe Gleichzeitig nutzt Mashav die Imkerei als Werkzeug für Entwicklungshilfe. Dadurch können die Einkünfte der Bevölkerung in ärmeren Ländern erhöht, Nahrungsmittelsicherheit gewährleistet und kleine Landwirte gestärkt werden. Zum Beispiel ist in Myanmar »Plan Bee« ins Leben gerufen worden, bei dem 2000 Kleinbauern in Imkerei und Bestäubung geschult wurden.

Bienen stehen auch ganz oben auf der Tagesordnung von »Mashav«.

Der Agrarwissenschaftler und Bienenexperte Shaike Stern, der dabei mitgeholfen hat, weiß, dass Myanmar perfekte Bedingungen und riesengroßes Potenzial hat, um große Mengen an Honig und Bienenbeiprodukten herzustellen. »Daher haben wir dort neue Methoden von Zucht und Marketing und etwas Management eingeführt. Örtliche Imker haben dadurch die Möglichkeit, ihre Einnahmen zu steigern. Außerdem kann die Zahl der Imker erhöht werden, was mehr Arbeit bringt und kleine Gemeinden stärkt.«

Und schließlich gibt es in Israel eine spezielle Briefmarke, die die nützlichen Tierchen ehrt. Darauf zu sehen sind natürlich eine Biene, eine Wabe und Blüten voller Nektar. Daneben steht geschrieben: »Ein Land, in dem Milch und Honig fließen«.

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