Aktuell herrscht gähnende Leere im Abfertigungsbereich des Ilan und Assaf Ramon International Airport Eilat – so sein ganzer Name. Anfang des Monats wurden auch die meisten Flüge von Arkia und Israir zwischen Tel Aviv und dem Roten Meer eingestellt. Beide Airlines brauchen ihre Maschinen, um gestrandete Israelis aus anderen Teilen der Welt heimzubringen.
Das könnte sich im Ernstfall aber rasch ändern. Dann wäre seine abgeschiedene geografische Lage tief im Süden des Landes ein Riesenvorteil. Denn sollte der Iran oder die Hisbollah Israel dieser Tage tatsächlich wie befürchtet mit ihren Raketen und Drohnen angreifen, wäre der Ben Gurion-Airport nahe Tel Aviv gewiss eines der Hauptziele.
Ben Gurion-Airport ist immer wieder Ziel von Raketen
Der Flughafen ist nicht nur Israels Tor zur Welt, das täglich etwa 60.000 Menschen passieren, sondern wird ebenfalls von Transportflugzeugen benutzt, die dringend benötigten Nachschub an Waffen und Munition ins Land bringen. In dem Gebiet um den Airport befinden sich zudem zahlreiche wichtige militärische Einrichtungen, aber auch die Firmenzentrale von Israel Aerospace Industries.
In der Vergangenheit war der Ben Gurion-Airport deshalb immer wieder Ziel der Raketen der Hamas oder des Islamischen Dschihad. Schaden konnten sie nie anrichten, dafür sorgen gleich mehrere Iron Dome-Batterien, die in seiner Nähe stationiert sind. Allenfalls gab es Luftalarm. Aber der Iran und die Hisbollah sind ein anderes Kaliber, verfügen über deutlich modernere Raketensysteme, und diese auch in großer Zahl. Und es gibt einen psychologischen Moment. Spitzt sich die Lage in der Region zu, canceln Fluggesellschaften wie auch jetzt und bereits in der Vergangenheit alle Flüge und die Israelis fühlen sich von der Welt weitestgehend abgeschnitten.
Genau diese Erfahrungen standen hinter der Entscheidung, den Ilan Ramon-Airport im Süden zu errichten. Man wollte einen zweiten internationalen Flughafen haben, der Ben Gurion entlasten oder unter Umständen sogar ersetzen kann. Anfang 2019 wurde er dann auch eingeweiht.
Notfallplan für Ilan Ramon-Airport
Das mit dem Ersetzen könnte bald konkret werden. Wie nun bekannt wurde, gibt es einen Notfallplan. Bricht ein bewaffneter Konflikt aus, so das Konzept, will man innerhalb von zwölf Stunden einen Großteil des internationalen Flugverkehrs weg vom Ben Gurion-Airport und hin zum Ilan Ramon-Airport umleiten. Das dafür notwendige Personal und die Technik sollen ebenfalls schnell dorthin verlegt werden.
Platz genug gibt es, schließlich ist er für die Abwicklung von knapp zwei Millionen Passagieren im Jahr konzipiert worden. Mit seiner 3,6 Kilometer langen Start- und Landebahn ist der Airport so ausgelegt, dass man außer dem Airbus A380 alle Maschinen abfertigen kann. Zehn Flüge lassen sich gleichzeitig abwickeln. Auch gibt es Platz für mehrere Dutzend Jets.
Selbstverständlich wäre der Ilan Ramon-Airport ebenfalls das Ziel von Angriffen, vor allem der Houthis aus dem Jemen. Doch anders als Hamas oder Islamischer Dschihad, die ihr Pulver weitestgehend verschossen haben, sind die Vorwarnzeiten deutlich länger, weshalb man besser reagieren kann.