Jerusalem

Drohungen gegen Journalisten

Der Journalist Raviv Drucker Foto: Flash 90

Obwohl Premier Benjamin Netanjahu seine Aussage letztendlich zurückzog, dass Journalisten, die über seinen Fall berichten, ins Gefängnis gesperrt werden sollten, hat sie Folgen.

Der Likud-Knessetabgeordnete Shlomo Karai schickte am Wochenbeginn einen Brief an Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit mit der Forderung, Untersuchungen gegen mehrere Reporter einzuleiten.

FERNSEHKANAL Vor allem geht es dabei um Raviv Drucker und seine Kollegen Aviad Glickman sowie Baruch Kra, beide politische Analysten. Drucker, ein führender Reporter von Fernsehkanal 13, berichtet seit Jahren regelmäßig und ausführlich über die Korruptionsvorwürfe gegen den Ministerpräsidenten.  

Einige Tage vor Karais Schreiben hatte die Likud-Partei folgendes Statement auf Twitter gepostet: »Raviv Drucker macht weiter mit einem kriminellen Feldzug gegen Premierminister Netanjahu. Er behindert den Gerichtsprozess, bedroht Zeugen der Anklage, und das alles mit dem Ziel, die Meinung der Richter zu beeinflussen. In einer gerechten Welt würde Raviv Drucker für die Ausstrahlung von kriminellen Informationen aus undichten Stellen ins Gefängnis gehen.«

Verteidigungsminister Benny Gantz und andere Politiker verteidigen die Pressefreiheit.

Netanjahu persönlich retweetete diese Botschaft. Später verschwand sie sowohl von Netanjahus Seite als auch von der des Likud. Auf einer Pressekonferenz darauf angesprochen, ruderte der Regierungschef zurück und meinte, es sei »absurd, Journalisten hinter Gitter zu bringen«.

Zugleich räumte er ein, dass es sich dabei um eine unglückliche Wortwahl von Sprechern der Partei gehandelt habe. »Das passiert hin und wieder.« Direkt im Anschluss jedoch kritisierte Netanjahu Drucker erneut und schlug vor, dieser solle tatsächlich von der Polizei untersucht werden.

HOFFNUNG Netanjahus Verbündeter Karai will genau das mit seinem Brief an Mandelblit erreichen. Allerdings habe er wenig Hoffnung, dass dies auch geschehe: »Ich habe keine Erwartungen an den Generalstaatsanwalt, der schon längst hätte zurücktreten sollen. Gleichwohl ist diese Geste in meinen Augen wichtig.«

Verteidigungsminister Benny Gantz und andere Politiker der Zentrumspartei Blau-Weiß sowie aus der Opposition sprachen sich gegen die Statements aus und verteidigten die Pressefreiheit. Gantz schrieb: »So war es schon immer, so ist es jetzt, und so wird es immer sein«.

Die israelische Pressevereinigung erklärte: »In einer gerechten Demokratie äußert weder der Premierminister noch andere in seinem Namen Drohungen der Inhaftierung, direkt oder indirekt, gegen Reporter. Auch wenn sie es wagten, Verdächtigungen gegen den Premier selbst nachzugehen. Es ist noch immer ein Rechtsstaat. Und der allein entscheidet, wer ins Gefängnis geht«.

Netanjahu ist in drei Fällen wegen Korruption angeklagt und muss sich vor dem Bezirksgericht in Jerusalem verantworten.  

Nachrichten

Väter, Gaza, Abriss

Kurzmeldungen aus Israel

von Imanuel Marcus, Sophie Albers Ben Chamo  17.12.2025

Tel Aviv

Sorge vor weiteren Anschlägen auf jüdische Ziele weltweit

Laut »Chadschot 13« warnt der Mossad vor »vor einem beispiellosen Anstieg von Zusammenschlüssen zur Durchführung von Terroranschlägen gegen Juden und Israelis im Ausland durch Iraner und Palästinenser«

 16.12.2025

Tel Aviv

Nach Anschlag von Bondi Beach: IDF verschärfen Sicherheitsregeln für Soldaten im Ausland

Unter anderem rät die Einsatzführung der Streitkräfte Soldaten davon ab, ihre Zugehörigkeit zur Armee offenzulegen

 16.12.2025

Diplomatie

US-Gesandter Barrack führt Gespräche in Jerusalem

Vor dem Fristende zur Entwaffnung der Hisbollah besucht der US-Gesandte Barrack die israelische Hauptstadt

 15.12.2025

Sydney

Australiens Premierminister widerspricht Netanjahu

Nach dem Anschlag in Sydney betont Premierminister Albanese: Die Anerkennung Palästinas durch Australien steht nicht im Zusammenhang mit der Tat

 15.12.2025

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Australien

15 Tote bei antisemitischem Massaker in Sydney

Zwei Attentäter schießen auf Juden, die sich am Bondi Beach in Sydney zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten

von Michael Thaidigsmann  15.12.2025 Aktualisiert

Jerusalem

Israels Außenminister kritisiert Australien nach Schüssen

Israels Außenminister Sa’ar sieht nach tödlichen Schüssen beim Chanukka-Fest in Sydney die australische Regierung mit in der Verantwortung – und fordert Konsequenzen

 14.12.2025

Terror

Herzog: »Grausamer Angriff auf Juden« in Sydney

Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog äußerte sich zu dem Angriff auf eine Chanukka-Feier in Australien mit vielen Toten und Verletzten

 14.12.2025