Einst waren sie enge Verbündete – jetzt sind beide Länder erbitterte Feinde: Israel und der Iran. In der Nacht zum vergangenen Freitag mündeten die über Jahrzehnte hinweg aufgebauten Spannungen in einen direkten Krieg. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verkündete am Freitagmorgen offiziell den Beginn der Operation »Rising Lion«. Deren Ziel sei es, »das iranische Atomwaffenprogramm zu schwächen, zu zerstören und die Bedrohung zu beseitigen«. Die Serie von Angriffen auf iranische Atomanlagen, Raketenstellungen und hochrangige Militärs sei eine Reaktion auf Geheimdienstinformationen, die zeigten, dass der Iran bei der Entwicklung einer Atomwaffe einen Punkt erreicht habe, »bei dem es kein Zurück« mehr gebe.
Der Premier bezeichnete das Vorgehen als »entscheidenden Moment in der Geschichte Israels« und betonte, dass sich die Angriffe in keiner Weise gegen das iranische Volk richten. Ganz im Gegenteil, die israelische Operation diene auch ihrer Befreiung, weil sie »sicherlich zu einem Führungswechsel im Iran« führen werde. Und der Premier stellte klar: »Die Operationen werden so lange fortgesetzt, wie es nötig ist.«
Bereits im April 2024 war es – wenn auch nur kurz – zu einem direkten Konflikt gekommen, als der Iran Hunderte von Raketen und Drohnen auf Israel abfeuerte. Teheran nannte es eine Vergeltung für einen Angriff auf das Gelände seiner Botschaft in Damaskus, bei dem Israel mehrere hochrangige Militärkommandeure getötet hatte.
Während der Iran darauf beharrt, dass sein Atomprogramm lediglich friedlichen Zwecken diene, bezeichnet die theokratische Führung Teherans den jüdischen Staat immer wieder als »Krebsgeschwür des Nahen Ostens« und droht mit der Auslöschung Israels. Seit Jahrzehnten finanziert das Mullah-Regime seine Stellvertreter, allen voran die Hamas im Gazastreifen, die Hisbollah im Libanon und die Huthi im Jemen, um Israel anzugreifen. Zudem hatte der Iran sich im Rahmen seiner imperialistischen Bestrebungen beim israelischen Nachbarn Syrien eingenistet.
Tag 1, Freitag, 13. Juni
Israel gibt bekannt, dass rund 200 Kampfjets der israelischen Luftwaffe (IAF) über Nacht 330 Geschosse auf rund 100 Ziele im Iran abgefeuert hätten. Darunter auf sechs Städte, wobei Teheran und die iranische Atomanlage in Natanz erhebliche Treffer verzeichnet hätten, wo vermutlich Tausende von Zentrifugen zur Urananreicherung beschädigt oder zerstört worden seien, eventuell sogar alle der geschätzt 15.000. Zudem seien mindestens 20 hochrangige Kommandeure getötet worden, darunter der Stabschef der iranischen Streitkräfte sowie mehrere Anführer der Revolutionsgarde.
Mossad-Agenten, die tief im iranischen Territorium stationiert waren, führen zusätzlich eine Reihe verdeckter Sabotage-Aktionen gegen die Luftabwehr des Landes durch, etwa mithilfe einer Drohnenbasis in der Nähe von Teheran, wie Sicherheitsquellen in israelischen Medien preisgeben.
Der Iran nennt Israels Angriffe eine Kriegserklärung und reagiert mit Drohnen und Raketensalven auch auf zivile Ziele in Israel. Die ersten 100 Drohnen werden auf dem Weg dorthin abgefangen. Am Abend aber erhellt eine Angriffswelle ballistischer Raketen den Himmel über Tel Aviv. Israel gibt an, dass knapp 100 Raketen vom Iran abgefeuert worden seien, die meisten jedoch unschädlich gemacht werden konnten oder ihre Ziele verfehlt hätten. Bei einem direkten Einschlag in Rischon LeZion werden jedoch zwei Menschen getötet, eine weitere Person in Ramat Gan. Der Iran meldet unterdessen anhaltende israelische Attacken.
Tag 2, Samstag, 14. Juni
Die gegenseitigen Angriffe gehen weiter. Millionen Menschen flüchten in Luftschutzbunker, als nachts im Großraum Tel Aviv und Jerusalem die Sirenen heulen. Beim Angriff auf ein achtstöckiges Gebäude in Bat Yam werden neun Menschen getötet und fast 200 verletzt. In der arabischen Stadt Tamra im Norden Israels kommen vier Menschen um, ein weiterer Israeli in Rischon LeZion.
Die für Sonntag geplante sechste Runde der Atomgespräche zwischen dem Iran und den USA wird abgesagt, nachdem Teheran erklärt hat, nicht zu verhandeln, solange man »unter israelischem Angriff« stehe.
Der Iran fordert seine Proxys auf, in seinem Namen Raketen auf Israel zu feuern, und deutet an, selbst US-Stützpunkte in der Region angreifen zu wollen. Die Huthi geben bekannt, dass sie das Zentrum Israels mit ballistischen Raketen angegriffen hätten. Dagegen erklärt die Hisbollah, dass sie sich aus dem Konflikt heraushalten würde.
Irans staatliche Nachrichtenagentur Fars meldet, dass israelische Geschosse den Teheraner Flughafen getroffen hätten. Israel greift das Hauptquartier des iranischen Verteidigungsministeriums an, während Videoaufnahmen zirkulieren, die einen Brand im Öldepot Shahran zeigen. Später wird berichtet, 60 Menschen seien beim Einsturz eines 14-stöckigen Wohnblocks in Teheran getötet worden.
Tag 3, Sonntag, 15. Juni
Eine iranische Rakete trifft ein mehrstöckiges Haus in Petach Tikwa im Zentrum Israels, vier Menschen werden dabei getötet. Eine weitere Person kommt bei einem Einschlag in Bnei Brak ums Leben. Nach einem Angriff auf die Raffinerie Bazan in Haifa werden drei Tote unter den Trümmern entdeckt. Die Anlagen sind stark beschädigt.
Tag 4, Montag, 16. Juni
Iranische Raketen treffen kurz vor Sonnenaufgang Tel Aviv und die Hafenstadt Haifa. Mindestens acht Menschen werden getötet, mehr als 100 verletzt. Viele Häuser werden zerstört, auch ein Gebäude der US-Botschaft in Tel Aviv wird beschädigt.
Israels Armee erklärt, die Luftüberlegenheit über den Iran erlangt zu haben.
Im weiteren Verlauf des Tages greift Israels Luftwaffe mehrere mobile Raketenabschussanlagen an, die sich aus dem Westen des Landes in Richtung Teheran bewegen. Die Armee erklärt zudem, die Luftüberlegenheit über den Iran erlangt und mehr als ein Drittel der iranischen Boden-Boden-Raketenabschussanlagen zerstört zu haben. Währenddessen erweitert Israel seine Ziele über militärische Einrichtungen hinaus und trifft auch Ölraffinerien und Regierungsgebäude.
Netanjahu deutet an, dass ein Angriff auf den »Obersten Führer« des Iran, Ajatollah Ali Khamenei, und der Sturz seiner Regierung ein Weg sein könnten, den Krieg zu beenden. »Wir tun, was wir tun müssen«, erklärt er. »Das wird den Konflikt nicht eskalieren lassen, sondern beenden.«
Tag 5, Dienstag, 17. Juni
Wieder fliegen ballistische Raketen Richtung Israel, doch die Zahl der abgefeuerten Geschosse ist drastisch gesunken. Die israelische Luftwaffe führt mehrere umfangreiche Angriffe auf militärische Ziele im Westen des Iran durch. Sie sollen sich gegen Dutzende von Depots sowie Abschussrampen von Boden-Luft-Raketen und Drohnen richten. Erklärtes Ziel Israels ist es, »die Raketen- und Drohnenkapazität des Iran weiter zu schwächen«.
US-Präsident Donald Trump droht dem Ajatollah in den sozialen Medien. Die USA wüssten genau, wo er sich »versteckt« halte, weshalb Khamenei ein leichtes Ziel sei, aber vorerst nicht getötet werde. Trump verlangt die »bedingungslose Kapitulation« des Iran. Israel fordert die USA auf, sich dem Kampf gegen das Regime in Teheran anzuschließen.
Am Rande des G7-Gipfels im kanadischen Kananaskis macht Bundeskanzler Friedrich Merz deutlich, dass »die Führung in Teheran Tod und Zerstörung über die Welt gebracht hat, mit Anschlägen, Mord und Totschlag, mit Hisbollah und Hamas«. Der Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 gegen Israel wäre ohne den Iran nie möglich gewesen. Merz sagt, er sei dankbar für das israelische Vorgehen. »Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle.«
Tag 6, Mittwoch, 18. Juni
Die Bilanz des Krieges bis dato: Mindestens 24 Tote in Israel – alles Zivilisten – und mehr als 800 Verletzte. Humanitäre Hilfsorganisationen sprechen davon, dass im Iran mehr als 500 Menschen getötet worden seien, 239 davon Zivilisten.