Syrienkrise

Die Ruhe vor dem Fest

Kurz vor Rosch Haschana drängen sich die Israelis in den Supermärkten, um für das Neujahrsfest einzukaufen. Foto: Flash 90

Jetzt können sich die Israelis um das kümmern, was ihnen in diesen Tagen wirklich wichtig ist: die Vorbereitung auf die Feiertage. Erew Rosch Haschana, der Abend des jüdischen Neujahres, steht vor der Tür. Im Land herrscht relative Entspannung, nachdem der US-Angriff auf Syrien verschoben scheint. Statt für Gasmasken anstehen und sich sorgen zu müssen, wo der nächste Bunker ist, strömen die Menschen jetzt in die Supermärkte, um ihre Feiertagstafeln mit allerlei Köstlichkeiten reichlich zu decken.

Am letzten Tag vor Rosch Haschana herrscht in sämtlichen Geschäften großer Andrang. Besonders hoch im Kurs stehen natürlich Granatäpfel, deren blutrote Kerne symbolisch sind für die Fruchtbarkeit und gleichzeitig die 613 Gebote im Judentum darstellen. Auch gute Weine wandern in den Einkaufswagen, Honig und Äpfel en masse.

Einkauf Rachel Moses steht im Mega-Supermarkt von Herzliya an der Kasse, den Wagen vor sich bis oben hin gefüllt. »In den vergangenen Tagen musste ich mich um andere Dinge kümmern, für meine Familie Gasmasken besorgen, schauen, ob unser Sicherheitsraum wirklich in Ordnung ist und besorgte Angehörige in der alten Heimat beschwichtigen«, erzählt sie. »Ich hatte keine Geduld, einkaufen zu gehen.« Dafür ist es jetzt umso hektischer für die Mutter von vier Kindern, die ein großes Feiertagsessen mit Familie und Freunden plant.

Obwohl Moses zugibt, Angst gehabt zu haben, hält sie von dem verschobenen Vergeltungsschlag nicht viel. »Obama zögert praktisch mit gezückter Waffe in der Hand, das ist ein wirkliches Zeichen für Schwäche«, findet die Neueinwanderin aus den USA. Ihrer Meinung nach hätte man dem »Mörder Assad« schon lange das Handwerk legen müssen. »Aber Obama ist feige und steht nicht wirklich an Israels Seite.«

Ansehen Die Haaretz-Kolumnistin Niva Lanir schreibt, dass Obamas Ansehen in Israel um einiges gesteigert würde – allerdings nur mit einer Vergeltung gegen Syrien. Da die bislang unterbleibt, würden die meisten Israelis, da ist Lanir sicher, »dieser Tage sogar noch schlechter bewerten als Finanzminister Yair Lapid«.

Während die Schlangen in den Einkaufszentren zusehends länger werden und sich die Leute »Schana Towa« wünschen, haben sich die an den Ausgabestationen für Gasmasken verringert. Einige Leute sind noch da, doch die Szenen der letzten Tage, als sich Menschen um die Sicherheitspakete prügelten, scheinen in weiter Ferne. Nir Weiß ist gerade deshalb hier. »Ich nutze die Gunst der Stunde«, sagt er. »Denn der Angriff kommt ja bestimmt, wenn auch etwas verspätet. Und wer weiß, was dann mit Israel geschieht? Ich möchte auf jeden Fall in einem Ernstfall vorbereitet sein.«

Strategie Anders als viele Israelis sieht er die Wartehaltung von US-Präsident Barack Obama als legitim an. »Man greift nicht einfach so, zack zack, ein Land an. Das muss wohlüberlegt sein, denn schließlich werden die Opfer wieder Zivilisten sein – wie in jedem Krieg.«

So erklärte es auch der israelische Staatspräsident Schimon Peres am Montag im Armeeradio Galei Zahal. »Ich habe vollstes Vertrauen in Präsident Obamas moralische und strategische Haltung. Es ist besser, vorher zu analysieren als nachher«, sprach er. »Ich empfehle Geduld, denn ich bin zuversichtlich, dass die USA angemessen auf Syrien reagieren werden. Bedacht sollte nicht mit Unentschlossenheit gleichgesetzt werden.«

Isaac Herzog

»So sieht ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit aus«

Der israelische Präsident ist schockiert über die körperliche Verfassung der freigelassenen Männer

 08.02.2025

Familie

Schlimme Nachrichten nach der Ankunft

Eli Sharabi erfuhr erst nach seiner Freilassung, dass seine Familie ermordet wurde

 08.02.2025

Israels Außenminister

»Geiseln sehen aus wie Schoa-Überlebende«

Gideon Saar: Nur die Geiseln hätten offensichtlich Hunger gelitten

 08.02.2025

Nach 491 Tagen

Or, Ohad und Eli sind frei!

Die israelischen Männer wurden am Samstag von der Terrororganisation Hamas in Deir Al-Ballah freigelassen. Der gesundheitliche Zustand der Geiseln ist schockierend

von Sabine Brandes  08.02.2025

Gaza

Das sind die freigelassenen Geiseln

Ohad Ben Ami und Eli Sharabi aus dem Kibbutz Be’eri sowie Or Levy aus Givataim sind nach 16 Monaten wieder in Israel

von Sabine Brandes  08.02.2025

Israel

Haftstrafe für einen IDF-Soldaten nach Schlägen im Militärgefängnis Sde Teiman

Ein Militärgericht hat ein erstes Urteil gegen einen Angeklagten wegen der Misshandlung von Gefangenen gefällt

 07.02.2025

Verteidigung

Israel testet neue Technologien zur Drohnenabwehr

Unternehmen stellen Prototypen vor. Verteidigungsminister Katz: »Wir werden handeln, um unseren Bürgern und Streitkräften maximalen Schutz zu bieten.«

von Detlef David Kauschke  07.02.2025

Israel/Gaza

Sorge um Zukunft der Waffenruhe nach Trumps Vorstoß

Der US-Präsident hat die Welt mit seiner umstrittenen Idee zur Zukunft des Küstenstreifens geschockt. Was bedeuten die Planspiele für die fragile Waffenruhe mit der Hamas und die verbliebenen Geiseln?

 07.02.2025

Vermisst

»Er will nur Frieden«

Guy Gilboa-Dalal wurde am 7. Oktober von palästinensischen Terroristen vom Nova-Festival verschleppt. Eine Erinnerung

von Sabine Brandes  06.02.2025