Urlaub

Die Koffer sind gepackt

Der Sonne entgegen – oder dem Regen, falls es nach London oder Berlin geht Foto: Flash 90

Natalie Ramot hat ihre Koffer schon gepackt. Allerdings sind sie fast leer. Denn die Frau aus Aschdod will im Urlaub einkaufen gehen. »Ja, genau. Meine Freundin und ich sind absolute Schnäppchenjägerinnen. Wir fliegen im Juli für eine Woche nach New York und gehen shoppen.« Dass sie zwischendurch auch einige Sehenswürdigkeiten besuchen wird, glaubt sie schon. Doch hauptsächlich will sie Geschäfte von innen sehen.

Möglich macht die Reise für die junge Frau das Abkommen »Open Skies«, das Jerusalem und die Europäische Union im Jahr 2012 unterzeichnet haben und das anschließend in fünf Jahresschritten eingeführt wurde. Dadurch können Billigfluglinien den Ben-Gurion-Flughafen anfliegen und ihre Sonderpreise anbieten. Ramot hat einen Flug mit der isländischen Wow-Air ergattert. Sie fliegt die Strecke Tel Aviv–New York für 149 Dollar plus Gepäck und ist begeistert: »Das ist ein Hammerpreis. Nur so kann ich mir die weite Reise leisten – und auch noch einkaufen gehen.«

Strategie Durch »Open Skies« ist die Zahl der Flüge von 2012 bis 2016 um 35 Prozent gestiegen. Zwar hatten die inländischen Fluglinien versucht, das Abkommen zu blockieren, doch es war nicht mehr aufzuhalten. Die israelischen Kunden verlangten nach mehr Angeboten und niedrigeren Preisen. Jetzt steht die Umsetzung der letzten Stufe bevor. Damit können ausländische Gesellschaften in Israel eine Operationsbasis unterhalten, um ihre Maschinen zu warten und zu parken. Außerdem werden die lokalen Strecken geöffnet. Dann können die Billiganbieter aus dem Ausland auch inländische Routen – wie beispielsweise von Tel Aviv nach Eilat – in ihren Streckenplan aufnehmen.

»Die Luftfahrtabkommen anzupassen, die Zahl der Flüge zu erhöhen und mehr Gesellschaften zu erlauben, von und nach Israel zu fliegen, war ein nationales strategisches Ziel für unser Land«, sagte Verkehrsminister Israel Katz vor Kurzem. »Die zusätzlichen Routen und der Wettbewerb haben eine Revolution für die Kunden gebracht. Es ist die israelische Bevölkerung, die davon profitiert.«

Schon 2016 erreichten die Zahlen der Reisenden am Ben-Gurion-Flughafen Rekordhöhen. Insgesamt flogen 17,3 Millionen Israelis und Ausländer ab und an. Vier Jahre zuvor waren es nur 12,4 Millionen. Und offenbar ist noch Luft nach oben: In den ersten vier Monaten dieses Jahres vermeldeten die Behörden eine Steigerung von bis zu 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

zahlen Kein Wunder, dass sich die Verantwortlichen im Ben-Gurion-Flughafen auf einen heißen Sommer einstellen: Im Juli und August allein werden viereinhalb Millionen An- und Abreisende erwartet, die ihren Sommerurlaub starten oder zurückkehren. Zahlen der Zivilen Luftfahrtbehörde Israels (CAA) zeigen wöchentlich 1360 Flüge, das sind 13 Prozent mehr als 2016.

Für mehr Kapazität ist in der vergangenen Woche das Terminal 1 nach Renovierungen wiedereröffnet worden. Bis zum Bau des neuen Gebäudes – Terminal 3 – 2004 war es die einzige Abflug- und Ankunftshalle. Jetzt dient das alte Terminal vor allem den Billiglinien für Flüge von und nach Europa. Mehr als 15 Millionen Euro sind investiert worden, um ein neues Sicherheits-Screeningsystem für Gepäck anzuschaffen sowie mehrere Millionen für den Umbau des Gebäudes sowie die Anpassung der Computersysteme.

Die Mehrzahl aller Flüge am Ben Gurion, 63 Prozent, geht von und nach Europa. Micha Davidow will für drei Monate nach Berlin und von dort aus Musikfestivals in den angrenzenden Ländern besuchen. Der Student ist knapp bei Kasse und hat vor, bei Freunden unterzukommen. »Ich kenne eine Menge Leute in der Stadt. Sie besuchen mich in Tel Aviv, ich belege ihr Sofa in Berlin. Das Beste ist aber, dass die Flüge so billig geworden sind.« Allerdings muss man für die günstigen Preise eine Weile im Voraus buchen. Der 25-Jährige aus Tel Aviv hat das getan. »Ich wusste schon ein halbes Jahr vorher, dass ich reisen werde, also habe ich mir Festivals herausgesucht und entsprechende Flüge gebucht, zum Teil für unglaublich wenig Geld.«

Inseln Europa steht nach wie vor auf Platz eins der Wunsch-Ferienziele der schätzungsweise zwei Millionen Israelis, die in diesem Sommer verreisen. Viele zieht es in die nahe liegenden Gefilde von Griechenland und Zypern. Besonders Gruppen von jungen Leuten, die das Schuljahr beendet haben, nutzen die Sonderangebote für All-inclusive auf den Inseln. Ein Vier-Sterne-Haus mit Vollpension und Flug ist schon für 300 Dollar zu haben. Die am meisten frequentierte Strecke in diesem Sommer ab Tel Aviv ist die nach Istanbul mit 91 Flügen pro Woche.

Allerdings ist die Türkei für die wenigsten Endstation. Viele nutzen die günstigen Preise von Turkish Airlines und dem Charter Pegasus als Stopover-Flug zu anderen Destinationen. London folgt mit 65 wöchentlichen Verbindungen, Paris liegt mit 61 auf Platz 3. Die Welle der Terroranschläge in den europäischen Hauptstädten scheint die Israelis nicht vom Besuch abzuhalten. »Nein, wirklich nicht«, weiß die Reiseverkehrskauffrau Anat Cohen, »tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Die Anschläge schockieren Israelis nicht. Im Vergleich zu anderen Ländern klettert Europa als Reiseziel jedes Jahr auf der Beliebtheitsskala weiter nach oben.«

Meinung

Kein Symbol für den Frieden

Warum man bestimmte Israel-Ketten besser nicht tragen sollte

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Sexuelle Gewalt der Hamas

»Als wäre dein Blut billig ...«

Zum ersten Mal spricht ein männliches Vergewaltigungsopfer des Nova-Festivals öffentlich darüber, was ihm angetan wurde

von Sabine Brandes  26.07.2024

Washington D.C./Palm Beach

USA dringen auf Geisel-Deal - mahnende Worte an Netanjahu

Israels Regierungschef will nach Biden und Harris heute auch Trump treffen

 26.07.2024

USA

So war das Treffen zwischen Joe Biden und Benjamin Netanjahu

Auch die Bewerber für die Biden-Nachfolge trifft der Gast aus Israel

von Magdalena Tröndle  25.07.2024

Kommentar

Eine Schande für die Vereinten Nationen

Berlin muss endlich die Abberufung der UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese fordern

von Frank Müller-Rosentritt  26.07.2024 Aktualisiert

Europäisches Parlament

»Zittert. Das hier ist nur der Anfang«

Die frisch gebackene französische Abgeordnete Rima Hassan hetzt gegen Israel

von Michael Thaidigsmann  25.07.2024

Olympische Spiele

Israels Außenminister Katz warnt vor iranischem Anschlagsplan

Der Minister schrieb einen Brief an seinen französischen Amtskollegen

 25.07.2024

Gaza/Israel

Kämpfe vor Bergung von Leichen der Geiseln aus Tunnel in Chan Junis

Jetzt wird mehr zu den Umständen des Einsatzes bekannt

 25.07.2024

Meinung

Eine eindrucksvolle Abrechnung mit allen Hamas-Verstehern im Westen

Die Rede von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu vor dem US-Kongress war eine Lehrstunde für die überwiegend israelfeindlich eingestellte Weltöffentlichkeit

von Philipp Peyman Engel  25.07.2024 Aktualisiert