Israel

Die gespaltene Arbeitspartei

Verteidigungsminister Ehud Barak (r.) bei einer Pressekonferenz am Montagmorgen, auf der er angekündigt hat, die Arbeitspartei zu verlassen. Foto: Flash 90

Er nimmt seinen Hut. Nach Monaten interner Querelen mit Genossen verkündete Verteidigungsminister Ehud Barak am Montagmorgen seinen Rücktritt vom Vorsitz der Arbeitspartei. Gleichzeitig trat er aus der Partei aus und erklärte, er wolle seine eigene gründen. Noch am selben Tag verließen die drei Minister des linken Flügels der Arbeitspartei, Isaac Herzog, Avishay Braverman und Benjamin Ben-Eliezer die Regierungskoalition.

Gemeinsam mit Barak verließen sein Vize im Ministeramt, Matan Vilnai, sowie die Knessetmitglieder Shalom Simhon, Ori Noked und Einat Wilf die Arbeitspartei. Die vier wollen eine neue Fraktion, die den Namen Azma’ut tragen soll – Unabhängigkeit.

Abschied »Wir machen uns heute auf in Richtung Unabhängigkeit«, erklärte Barak in der Knesset, »wir entwickeln eine Fraktion, eine Bewegung und später eine Partei, die in der Mitte angesiedelt, zionistisch und demokratisch ist. Die Priorität wird zuallererst der Staat sein, dann die Partei und zuletzt kommen wir.«

Mit Blick auf seinen Abschied sagte er: »Wir verlassen ein Zuhause und eine Gruppe, die wir lieben und deren Mitglieder wir schätzen. Viele von ihnen erlebten zusammen mit uns die alltäglichen Schwierigkeiten der Partei, und viele sind Opfer des endlosen Streitens. Wir haben uns entschieden, dass diese Anomalität im politischen Leben, dass es praktisch zwei Fraktionen innerhalb einer Partei gibt, enden muss«.

Stillstand Arbeitspartei-Mitglied Isaac Herzog kritisierte Baraks Entscheidung, erklärte jedoch, dass die Arbeitspartei, die den Staat Israel gegründet hat, »heute einen unerwünschten Kropf losgeworden ist. Baraks Maskerade ist vorbei. Meine Freunde und ich sind auf dem Weg, die Partei zu stabilisieren. Es ist Zeit aufzuhören, uns selbst zu belügen. Und diese Regierung zu verlassen, die Stillstand und Lieberman über uns gebracht haben.«

Industrie- und Handelsminister Ben-Eliezer meinte, dass der einstige Premier Yitzhak Rabin sich ob der Entwicklungen im Grabe umdrehen würde und nannte den Friedensprozess als Grund für seinen Rücktritt.

Andere Knessetmitglieder reagierten zynisch auf den Schritt des Verteidigungsministers, wie Schlomo Molla von Kadima: »Das ist nicht, wofür Barak gewählt wurde, sondern für den Friedensprozess. Heute hat er uns informiert, dass er nun auf Avigdor Liebermans Seite steht.«

Der Schritt des Verteidigungsministers bringt große Unruhe in die Koalition von Premierminister Benjamin Netanjahu, zu der auch die Arbeitspartei gehört. Allerdings ist die Zahl der Abtrünnigen nicht groß genug, um seine parlamentarische Mehrheit zu untergraben. Bislang sieht es so aus, als wollten der Verteidigungsminister und seine vier Getreuen in der Koalition bleiben.

Gefährlicher könnten Netanjahu die Noch-Mitglieder der Arbeitspartei werden, vor allem die linke Fraktion, die besonders das Nichtvorankommen der Friedensgespräche kritisiert. Seit drei Monaten bewegt sich zwischen den Israelis und Palästinensern nichts mehr, häufig äußerte ein Teil der Arbeitspartei Unmut darüber, drohte sogar mit Koalitionsbruch. In der vergangenen Woche kehrte Knessetmitglied Daniel Ben-Simon seiner Partei aus diesem Grund den Rücken.

Grabenkämpfe Seit Jahren schon litt die traditionsreiche Arbeitspartei unter großem Stimmenverlust, ist seit Beginn der Regierungskoalition von Grabenkämpfen geschwächt. Das Bilden einer neuen Fraktion ist auf der politischen Bühne Israels indes nicht ungewöhnlich. 2005 ging die Entscheidung des damaligen Premiers, Ariel Sharon, den Likud zu verlassen, durch die Schlagzeilen. Aus diesem Austritt entstand Kadima, deren Vorsitz heute Zipi Livni inne hat.

Gaza

»Gebt mir mein Mädchen zurück!«

Ifat Hayman fleht, dass ihre Tochter Inbar, die letzte weibliche Geisel der Hamas, zur Bestattung zurückgebracht wird

von Ifat Hayman  17.09.2025

Europäische Union

Wie die EU-Kommission Israel sanktionieren will

Ursula von der Leyens Kommission will Israel alle Handelsvergünstigungen streichen. Doch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten ist (noch) nicht in Sicht. Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  17.09.2025

Israel

»The Sea« erhält wichtigsten israelischen Filmpreis

In Reaktion auf die Prämierung des Spielfilms über einen palästinensischen Jungen strich das Kulturministerium das Budget für künftige »Ophir«-Verleihungen

von Ayala Goldmann  17.09.2025

Politik

»Geradeaus« mit Gadi Eizenkot

Zu den Gründungsmitgliedern der neuen Partei des früheren Stabschefs gehört auch die Tochter einstiger Hamas-Geiseln

von Sabine Brandes  17.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  17.09.2025

Jerusalem

Netanjahu kündigt Treffen mit Trump an, warnt Hamas und kritisiert Katar

Vor seinem Besuch im Weißen Haus will der Ministerpräsident vor den Vereinten Nationen sprechen

 17.09.2025

Nahost

Israelische Armee weitet Offensive aus

Laut Armeesprecher Effie Defrin hat eine Befreiung der in der Gewalt der Hamas befindlichen Geiseln höchste Priorität: »Ihre sichere Rückkehr ist der Kern unserer Mission. Sie sind der Grund, warum wir weiterkämpfen.«

 17.09.2025

Luftfahrt

Schlägerei während Flugs von Tel Aviv nach Bukarest

Israelische Passagiere prügeln sich. Anschließend gibt es Bußgelder. Medien berichten über mutmaßlich religiöse Motive

 16.09.2025 Aktualisiert

Nahost

Israel greift Huthi-Anlagen im Jemen an

Die Huthi-Miliz im Jemen feuert immer wieder Raketen in Richtung Israel. Der jüdische Staat reagiert mit eigenen Schlägen - auch jetzt wieder

 16.09.2025