Heimkehr

Der Letzte macht das Licht aus

Der Letzte macht das Licht aus – und zwar die ehemalige Hamas-Geisel Evyatar David. Die Abteilung für zurückkehrende Geiseln im Beilinson Krankenhaus in Petach Tikwa schloss am Sonntag ihre Türen. »Und wir sind alle glücklich, denn sie sind nach Hause zurückgekehrt«, so das betreuende Medizinteam. »Unsere Herzen sind voller Freude.«

Es war ein symbolischer Moment, »der das Ende eines schrecklichen Kapitels und den Beginn eines neuen markierte: frei und voller Licht«, freute sich die Leiterin der Station, die Ärztin Noa Eliakim-Raz. Das Personal der Abteilung wird nun seinen regulären Dienst aufnehmen, und die Einrichtung wird wieder dem Schneider-Kinderkrankenhaus dienen.

Alle Männer werden ambulant weiterbetreut

Am Sonntag hatten nach zwei Wochen die letzten ehemaligen Geiseln, Segev Kalfon, Eitan Mor, Evyatar David und Guy Gilboa-Dalal, das Krankenhaus verlassen. Sie werden nun, wie alle anderen der insgesamt 20 befreiten Männer, durch speziell eingerichtete ambulante Dienstleistungen für Rückkehrer und Familienmitglieder weiterbetreut. Zuvor waren bereits in den anderen Krankenhäusern, in denen Entführte aufgenommen wurden, die besonderen Stationen geschlossen.

Die jungen Israelis waren alle mehr als zwei Jahre in unmenschlichen Umständen in der Gewalt der Terrororganisation Hamas, viele die meiste Zeit in Tunneln unterhalb des Gazastreifens. Vor zwei Wochen waren sie durch ein von den USA vermitteltes Abkommen zum Waffenstillstand und der Geiselbefreiung zurück nach Israel gekommen.

»Ich habe mehr als zwei Jahre auf diesen Tag gewartet. Ich kann es kaum glauben, dass er endlich da ist«, rief Gilboa-Dalal den jubelnden Menschen zu, die ihn vor dem Haus seiner Familie mit Flaggen und Willkommensschildern in Alfei Menashe empfingen.

»Ich freue mich wahnsinnig, alle wiederzusehen, es ist unglaublich«, sagte er und strahlte über das ganze Gesicht. Die nächste Zeit zu Hause wolle er einfach mit seiner Familie zusammen sein. »Ich kann das alles noch immer nicht begreifen, es ist einfach verrückt.«

Avishai David: »Es ist sehr schwer, aber er erholt sich. Evyatar ist ein starker Junge.«

Kurz zuvor hatte ihn der Präsident seines Lieblingsvereins Maccabi Haifa angerufen und ihm eine Dauerkarte für Fußballspiele auf Lebenszeit geschenkt. »Wow, dafür hat es sich ja wirklich gelohnt«, scherzte der 24-Jährige, worauf seine Familie in schallendes Gelächter ausbrach. »Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich den Terroristen gesagt, ‚nehmt mich mit‘.«

Am selben Tag kehrte auch sein enger Freund Evyatar David in sein Elternhaus in Kfar Saba, nördlich von Tel Aviv, zurück. Sein Vater Avishai, ein Freiwilliger der Rettungsorganisation »United Hazalah« hatte einen Motorradkonvoi organisiert, der seinen Sohn bis vor die Haustür begleitete.

Dann dankte er der Menge, die Evyatar frenetisch empfing. Er sei sehr emotional und voller Liebe ob der Unterstützung. »Es ist sehr schwer, aber er erholt sich. Er ist ein starker Junge«, so der Vater. »Vielen Dank – wir lieben euch, ihr alle, die ihr immer bei uns wart. Es ist einfach so schön zu sehen, dass er und Guy nach der Dunkelheit im Tunnel endlich wieder ins Licht gekommen sind.«

Zwei Tage zuvor war bereits der israelisch-deutsche Doppelstaatsbürger Alon Ohel in seinen Heimatort Lavon zurückgekehrt. »Vielen Dank an alle Menschen in Israel, die meine Familie unterstützt und alles getan haben, um mich nach Hause zu bringen. Jetzt kehre ich in meine Heimat im Norden zurück«, sagte er den Anwohnern, die an den Straßenrändern standen, jubelten, klatschten und ihn freudig begrüßen.

Er wolle jetzt mit der Rehabilitation und dem Wiederaufbau beginnen, »damit ich mein Leben fortsetzen und alle meine Ziele erreichen kann, all die Dinge, die ich im Leben tun möchte«.

Ärzte hoffnungsvoll, dass sie Augenlicht wiederherstellen können

»Es ist mir wichtig, Ihnen ganz herzlich dafür zu danken, dass Sie meinen Eltern beigestanden und alles getan haben, um mich zurückzuholen. Das ist nicht selbstverständlich und es ist großartig«, so Ohel zu den Menschen. Auf dem rechten Auge trug er bei seiner Entlassung aus dem Krankenhaus ein Pflaster. Der talentierte Klavierspieler war von Schrapnellen verletzt worden, die sein Sehvermögen gefährden. Ärzte erklärten jedoch, sie seien hoffnungsvoll, dass sie sein Augenlicht wiederherstellen können.

In einer Erklärung der Familien im Beilinson-Krankenhaus betonte auch Tzvika Mor, der Vater von Eitan Mor, dass die Station für zurückkehrende Geiseln nun geschlossen ist. »Und wir beten, dass es im Staat Israel nie wieder eine Station für zurückkehrende Geiseln geben wird und dass wir die letzten Eltern sind, deren Kinder entführt und gezwungen wurden, so lange in dieser Hölle zu leben.«

Ilan Dalal, Guys Vater, fügte hinzu: »Nach zwei schweren Jahren in Gefangenschaft mit den Hamas-Monstern kommen sie endlich nach Hause. Er dankte dem «israelischen Volk, das uns bis zu ihrer Freilassung in jedem Moment beigestanden» habe. «Für uns ist es wie eine neue Geburt.»

Noch immer sind 13 tote Geiseln in der Gewalt der Hamas im Gazastreifen. Die Terrororganisation gibt an, dass sie nicht wisse, wo sich die sterblichen Überreste befinden. Israel jedoch hat erklärt, dass sie die Koordinaten von neun Leichen kennen und weitergegeben haben.

Andrea Kiewel

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