Interview

»Das Monster im Norden«

Sarit Zehavi Foto: privat

Interview

»Das Monster im Norden«

Sarit Zehavi über die Bedrohung durch die Hisbollah und die nächste Phase des Gaza-Krieges

von Sophie Albers Ben Chamo  11.01.2024 09:43 Uhr

Frau Zehavi, vor knapp 14 Wochen hat der Krieg in Gaza begonnen, um Israel vor weiterem Terror zu schützen. Wo steht der Kampf gegen die Terroristen heute?
Die Hamas-Strukturen in Nord-Gaza sind zerstört und auch viele im Süden Gazas. In dieser »dritten Phase« führen nun weniger Soldaten spezifische Aktivitäten durch, wie die Suche nach versteckten Waffen und Munition sowie das Freilegen von Tunnelpfeilern. Das ist etwas anderes als die Einnahme großer Gebiete.

Seit der Tötung des Hamas-Anführers Saleh Al-Aruri liegt ein neuer Deal zur Befreiung der Geiseln auf Eis. Wie geht es weiter?
Diese Menschen wurden aus einem einzigen Grund verschleppt: um der Hamas als menschliche Schutzschilde zu dienen. Tun sie das nicht, wird die Hamas sie ermorden. Das ist die traurige Realität. Der Abbruch der Verhandlungen ist tragisch, hat aber keinen strategischen Einfluss auf das Ja oder Nein der Hamas zu einem neuen Deal.

Wie ist die Lage im Norden, wo nicht erst seit der Tötung von Hisbollah-Kommandeur Al-Tauil täglich gekämpft wird?
Alle Optionen liegen auf dem Tisch. Erstens gibt es intensive diplomatische Verhandlungen. Zweitens hat die Hisbollah nach der Tötung von Al-Aruri und Wissam al-Tauil ihre Angriffe verstärkt. Dabei muss ich betonen, dass wir uns an der Grenze zum Libanon längst im Krieg befinden. Die Hisbollah setzt bisher nicht alle militärischen Mittel gegen Israel ein, aber die Situation ist längst unerträglich. Der Norden ist menschenleer, eine leere Gemeinde nach der anderen, und wir wissen nicht, wann die Menschen zurückkehren können.

Von wie vielen Menschen sprechen wir?
60.000 Israelis aus 30 Gemeinden wurden auf Anweisung der Regierung evakuiert. Dazu kommen weitere 20.000, die ohne staatliche Unterstützung gegangen sind, um nicht in einer Kriegszone zu leben. Es gibt derzeit keine Perspektive, dass Menschen an der Nordgrenze wieder leben können. Das verdammt die Region auch zur Verarmung.

Wagen Sie eine Prognose für den Norden?
Die diplomatischen Verhandlungen und eine Feuerpause werden die Hisbollah nicht davon abhalten, uns anzugreifen. Die Terroristen sind optimal vorbereitet auf einen Krieg mit Israel. Bereits vor dem 7. Oktober 2023 gab es Pläne für eine Invasion. Die Hisbollah wird ihren Traum nicht aufgeben, möglichst schnell möglichst viele Israelis zu ermorden. Und eine diplomatische Lösung wird sie nicht von der Grenze vertreiben. Es gibt keine internationalen Streitkräfte, die das bewirken könnten. Die Bedrohung, die sich im Norden entwickelt hat, ist ein großes Problem. Wir haben das Monster nicht rechtzeitig getötet, und nun ist es riesig geworden. Deshalb wird jede Lösung, die wir dafür finden, ihren Preis haben.

Mit der Leiterin und Gründerin der zur Nahost-Geopolitik forschenden NGO Alma sprach Sophie Albers Ben Chamo.

Ehrenrettung

Stille, Salz und Sonnenlicht

Das Tote Meer landete auf der weltweiten Rangliste der Sehenswürdigkeiten auf dem zweitschlechtesten Platz – völlig zu Unrecht, findet unsere Korrespondentin

von Sabine Brandes  08.12.2025

Medienbericht

Donald Trump will Benjamin Netanjahu Ende Dezember treffen

Israelischen Medien zufolge soll es bei dem Treffen am 29. Dezember um die zweite Phase des Friedensplans gehen

 08.12.2025

Eurovision Song Contest

»Ihr wollt nicht mehr, dass wir mit Euch singen?«

Dana International, die Siegerin von 1998, über den angekündigten Boykott mehrerer Länder wegen der Teilnahme Israels

 08.12.2025

Nahost

Netanjahu: Israel bleibt in Pufferzone im Süden Syriens

Syriens Übergangspräsident al-Scharaa wirft Israel vor, »Geister zu bekämpfen«. Eine Lösung im Streit um ein Gebiet an der Grenze scheitert noch an unterschiedlichen Vorstellungen

 08.12.2025

Nahost

Katar und Türkei wollen keine vollständige Entwaffnung der Hamas

Israel vor neuen diplomatischen Manövern: Katar und die Türkei versuchen, die im ursprünglichen Gaza-Plan vorgesehene vollständige Entwaffnung der palästinensischen Terrororganisation Hamas zu verwässern

 08.12.2025

Nahost-Krieg

Israels Armeechef: Gelbe Linie bildet operative Grenze zum Gazastreifen

Laut Eyal Zamir gibt es nun einen Schutzriegel für die israelischen Gemeinden am Rand Gazas

 08.12.2025

Jerusalem

Netanjahu sieht »historischen Wandel« in Rüstungskooperation

»Nicht nur Deutschland arbeitet für die Verteidigung Israels, sondern Israel, der jüdische Staat, arbeitet 80 Jahre nach dem Holocaust für die Verteidigung Deutschlands«, sagt der Ministerpräsident

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Israel

Drei Brüder werden an einem Tag Väter - von vier Kindern

Zwillinge inklusive: Drei Brüder und ihre Partnerinnen schenken den Großeltern an einem Tag vier Enkel. Wie es zu diesem seltenen Familienglück kam

von Sara Lemel  08.12.2025