Es ist die Zeit des farbenfrohesten Festes in Israel: Sukkot. Wenn orangefarbene Kürbisse neben dunkelroten Granatäpfeln und gelben Pampelmusen auf den Märkten liegen, weiß man: Das Laubhüttenfest steht vor der Tür. Die Festwoche dauert in diesem Jahr vom 4. bis zum 11. Oktober. Mit Veranstaltungen im ganzen Land ist sie mindestens ebenso bunt und vielfältig wie die geschmückten Buden, die plötzlich überall auftauchen.
Laubhütten Die Hauptrolle spielen natürlich die Sukkot – die bunt geschmückten, mit Palmenblättern gedeckten Buden. Sie erinnern an die 40 Jahre, die das jüdische Volk nach seinem Exodus aus Ägypten in der Wüste in temporären Hütten verbrachte. Die wenigsten Israelis tun es heutzutage den Vorfahren gleich und hausen eine Woche lang darin, doch viele speisen täglich in den Hütten. Und für die Kinder ist es der größte Spaß, die Dekorationen zu basteln und mindestens einmal in der Sukka zu schlafen.
Ernte Es wird bunt in den Obst- und Gemüsekisten. Denn Sukkot wird auch »jüdisches Erntedankfest« genannt. Überall im Land werden Ernte-Partys angeboten, bei denen Familien ihre Kürbisse, Salatköpfe, Möhren oder Mandarinen selbst von den Feldern und Obstplantagen ernten. Im Kibbuz Ramat Rachel gibt es jedes Jahr das Erdbeerfestival, bei dem die roten Früchte gepflückt und sofort genascht werden dürfen.
Arba-Minim-Märkte Charakteristisch für das Laubhüttenfest sind die Arba Minim, die in der Hütte geschüttelt werden. Sie bestehen aus einem Palmzweig (Lulav), Weidenzweigen (Arava) und Myrtenzweigen (Hadassim). Hinzu kommt die besondere Zitrusfrucht Etrog. Charakteristisch für Sukkot sind die Arba-Minim-Märkte, die überall kurz vor der Festwoche eröffnet werden. Für den perfekten Etrog muss man umgerechnet bis zu 200 Euro zahlen.
Ausflüge Nach dem heißen Sommer atmen die Israelis auf, wenn die Luft endlich kühler wird oder sogar die ersten Regentropfen fallen. Es ist die perfekte Saison für Ausflüge im ganzen Land. So reisen Hunderttausende in die mehr als 70 Parks und zu den Ausgrabungen, die es von der Grenze im Norden bis zum südlichsten Zipfel am Roten Meer gibt.
Palmblätter Es ist Brauch, das Dach der Laubhütten mit Palmblättern zu schmücken. Das Grün, genannt S’chach, verkaufen meist fromme Männer am Straßenrand für rund 50 Cent pro Blatt. Arm wird man dabei nicht, für eine Einfamilien-Sukka braucht man selten mehr als zehn Stück. Das Beschneiden der Palmen ist von den Stadtverwaltungen strikt geregelt, damit es die Bäume nicht schädigt. Leider gibt es jedes Jahr einige, die in der Nacht mit großen Sägen hinaufklettern und das Grün klauen. Am Morgen danach zeigt sich dann ein trauriges Bild der geschundenen Dattelpalmen am Straßenrand.
Marmelade Ein perfekter Etrog kann den Geldbeutel arg belasten. Viel zu schade ist es, die dicke Zitrusfrucht nach dem Ende von Sukkot einfach in der Mülltonne zu entsorgen. Das finden auch immer mehr Köche im Land. Unter dem Motto »Rettet den Etrog« tauchen zu Sukkot zahllose Rezepte für (recht bittere) Etrog-Marmelade und Likör auf, der aus der ovalen Frucht gemacht wird.
Festivals Sukkot ist Festivalsaison. Von Tanz über Theater bis zu Musik gibt es alles, was das künstlerische Herz begehrt. In Akko findet jährlich das alternative Fringe-Theater-Festival statt, bei dem Dutzende Schauspieltruppen aus dem In- und Ausland auf den Bühnen der Stadt zu sehen sind. In Holon gibt es zeitgleich das internationale Puppenfestival, in Jerusalem im Begin Center das Geschichten-Erzählfest, und im Israel-Museum lockt das Drachenfest immer mehr Besucher an. Liebhaber von Gesang müssen unbedingt zum Vocal Festival in Abu Gosch.
Wüste Hier in der Einöde kann man die Sterne am Firmament tatsächlich noch so leuchten sehen, wie die Vorfahren es erlebten. Daher haben Reisen in die Negevwüste zu Sukkot Hochkonjunktur. Die Israelis schlafen in Zelten, vor deren Eingang sie eine Sukka bauen. In der Wüstenstadt Mizpe Ramon gibt es Stern-Beobachtungstouren mit dem »Star Man« Ira Machefsky, der mit seinen Teleskopen durch den nächtlichen Himmel führt.
Jerusalem Wer es stilecht mag, fährt nach Jerusalem. Denn Sukkot gehört zu einem der Pilgerfeste, zu denen die alten Israeliten zum Tempel pilgerten. Davon ist zwar nur noch die westliche Mauer übrig, doch hier an der Kotel sollte man sich am 8. Oktober den traditionellen Massensegen der Priester nicht entgehen lassen. Außerdem findet am 10. Oktober der Jerusalem-Marsch statt, der jedes Jahr von Bürgermeister Nir Barkat angeführt wird. Mindestens 60.000 Teilnehmer, darunter Tausende vor allem christliche Pilger aus 35 Ländern, gehen entweder die 15-, die Neun- oder die Fünf-Kilometer-Route.
Sukka-Hopping Von wegen alte Bettlaken als Wände oder eine Fertig-Sukka aus Plastikplanen – an Sukkot zeigen viele Israelis gern, welche Künstler in ihnen stecken. Eine der Lieblingsbeschäftigungen ist es, die dekorierten Sukkot von Nachbarn, Freunden und Bekannten zu bestaunen. In der Festwoche ist man überall willkommen. In Jerusalem steht vor der Stadtverwaltung die größte Sukka, in der es täglich Aktivitäten für Kinder gibt. Und sogar beim Präsidenten, der seine Laubhütte im Garten der Residenz öffnet, kann man in dieser Zeit vorbeischauen. Die Adressen für das Sukka-Hopping werden vorab in Zeitungen veröffentlicht.