Tel Aviv

Bisher älteste Opium-Spuren in antiker Grabstätte in Israel gefunden

Es sei der früheste bekannte Hinweis auf menschlichen Opiumgebrauch, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung der Tel Aviver Universität, des Weizmann-Instituts und der israelischen Altertumsbehörde. Die damaligen Einwohner Kanaans hätten die psychoaktive Droge offenbar als »Beigabe für die Toten« verwendet, hieß es.

Die Keramikgefäße wurden den Angaben zufolge bei Ausgrabungen in Tel Jehud bei Tel Aviv gefunden. Dort befinden sich kanaanitische Gräber aus dem 14. Jahrhundert vor Christus. Die Gefäße mit Opium »wurden offenbar bei örtlichen Begräbnisritualen eingesetzt«, heißt es in der Mitteilung.

»Dieser aufregende Fund bestätigt historische Schriften und archäologische Annahmen, denen zufolge Opium und der Handel mit Opium eine zentrale Rolle in den Kulturen des Nahen Ostens spielten.« Die Gefäße, von denen einige in Zypern und einige vor Ort hergestellt worden waren, ähnelten in ihrer Form demnach einer Schlafmohnkapsel.

Entdeckung Ron Beeri von der Altertumsbehörde sagte, in Tel Jehud seien Hunderte Gräber aus dem 18. bis 13. Jahrhundert vor Christus entdeckt worden. Bei den meisten Verstorbenen handele es sich um erwachsene Männer und Frauen. Die Gefäße in den Gräbern seien für zeremonielle Mahlzeiten und Riten gebraucht worden. Man habe die Toten damals als Teilnehmer dieser Mahlzeiten am Grab gesehen.

Möglicherweise hätten Angehörige während einer solchen Zeremonie selbst Opium genommen, um in Ekstase zu geraten, »im Versuch, die Geister ihrer verstorbenen Angehörigen zu erwecken«. Alternativ sei möglich, »dass das Opium, das neben die Leiche platziert wurde, dem Geist des Verstorbenen helfen sollte, aus dem Grab aufzusteigen, als Vorbereitung auf ein Treffen mit Angehörigen im nächsten Leben«.

Vanessa Linares von der Tel Aviver Universität sagte, es sei bisher »die einzige psychoaktive Droge aus dem späten Bronzezeitalter, die in der Levante gefunden wurde«. 2020 hätten Forscher Cannabis-Spuren auf einem Altar in Tel Arad gefunden. Diese stammten jedoch aus der Eisenzeit und seien daher mehrere Jahrhunderte »jünger« als das Opium von Tel Jehud. Das Opium stamme offenbar aus dem Gebiet der heutigen Türkei und sei über Zypern nach Kanaan gebracht worden. »Dies zeigt, welche Bedeutung man der Droge beimaß«, sagte Linares. dpa

Nachrichten

Einladung, Direktflug, Lesen

Kurzmeldungen aus Israel

von Helmut Kuhn  28.05.2023

Wochenfest

Käse ohne Kuh

Israelische Start-ups arbeiten an umweltfreundlichen Optionen zu Milchprodukten

von Mareike Enghusen  25.05.2023

Haushalt

Milliarden für die Charedim

Die Knesset verabschiedet hohe Zuwendungen an Religiöse – dagegen regt sich Widerstand

von Mareike Enghusen  25.05.2023

Judenhass

Empörung in Israel über Auftritt von Roger Waters in Berlin

Das Außenministerium in Jerusalem warf dem Musiker vor, er habe die Erinnerung an Millionen ermordete Juden beschmutzt

 24.05.2023

Israel

Knesset verabschiedet Haushalt - Koalitionsstreit entschärft

Der Gesamtetat soll rund 484 Milliarden Schekel für 2023 betragen

 24.05.2023

Eilat

Massensterben von Seeigeln bedroht Korallenriffe

Universität Tel Aviv: Ein erst kürzlich als Erreger identifizierters Wimperntierchen vernichtet riesige Bestände

 24.05.2023

Nachrichten

Robbe, Anerkennung, König

Kurzmeldungen aus Israel

von Sabine Brandes  21.05.2023

Proteste gegen Justizreform

Zehntausende Israelis setzen Demonstrationen fort

Die Teilnehmer der Kundgebung sehen die Gewaltenteilung in Gefahr

 20.05.2023

Israel

»Unser Alltag ist nicht normal«

Adele Raemer über das Leben unter Beschuss

von Sabine Brandes  18.05.2023