Israel

Bewusst provoziert?

Tanja Rosenblit Foto: Flash 90

Tanja Rosenblit, 28, hat weltweit Schlagzeilen gemacht, weil sie sich im Linienbus 451 von Aschdod nach Jerusalem mit einem ultraorthodoxen Juden angelegt und sich geweigert hatte, auf einer hinteren Bank Platz zu nehmen. Die junge Frau, in israelischen Medien auch als »Studentin« bezeichnet, wurde von Kommentatoren als »Heldin« gefeiert und mit Rosa Parks verglichen. Die afroamerikanische Bürgerrechtlerin hatte sich 1955 geweigert, für einen weißen Fahrgast ihren Platz im Bus zu räumen.

In den israelischen TV-Nachrichten wurde ausführlich über den Vorfall berichtet, zumal Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Sonntag mit dem Thema sogar die Kabinettssitzung eröffnet hatte. Im Fernsehen wurde gezeigt, wie Verkehrsminister Israel Katz Rosenblit die Hand schüttelt und sie für »Mut und Zivilcourage« lobt.

Bei den Interviews, die Rosenblit allen israelischen Fernsehkanälen gab, stand unter ihrem Namen: »Produzentin von Jewish News 1«. Ihr Arbeitgeber versteht sich als jüdische »Alternative zu CNN, Fox-News und Sky«. Und während sie erzählte, wie sie sich auf den Platz hinter dem Busfahrer setzen wollte, bis ein Ultraorthodoxer sie aufforderte, sich nach hinten zu begeben, brachte ihr Sender von Rosenblit aufgenommene Fotos des Zwischenfalls. Zu sehen sind der Mann, der sie vertreiben wollte, und ein herbeigerufener Polizist.

kampagne Als Produzentin bei einem Nachrichtensender handelte Rosenblit professionell und geistesgegenwärtig, indem sie die Szenen fotografisch dokumentierte. Auch das schnelle Zustandekommen eines Treffens mit dem Verkehrsminister und die nachfolgenden Interviews passen zum Vorgehen eines Profis. Das dürfte ganz im Sinne ihrer Arbeitgeber gewesen sein, denn »Jewish News 1« betreibt eine regelrechte Kampagne gegen die Ultraorthodoxen, gemessen an der Zahl der Beiträge zu diesem Thema. In dem Fernsehbericht wurde auch an ein Urteil des Obersten Gerichts vom Januar erinnert, wonach Frauen nur »freiwillig« in den hinteren Teil eines Busses verdrängt werden dürfen, und das nur in Linien, die ultraorthodoxe Viertel bedienen. Auf der Strecke Aschdod–Jerusalem fahren jedoch ganz »normale« Linienbusse.

Die Deutsche Presseagentur (dpa) kommentierte in ihrem ausführlichen Bericht zu dem Vorfall: »Die zunehmende Verdrängung von Frauen aus der Öffentlichkeit in religiösen Stadtgebieten Israels hat zuletzt Sorgen vor einer Radikalisierung der Gesellschaft geweckt.« Dass es sich bei dieser Vorkämpferin für Frauenrechte um die Mitarbeiterin eines Fernsehsenders handelt, der äußerst kritisch über Ultraorthodoxe berichtet, wurde von dpa nicht erwähnt. Es ist anzunehmen, aber nicht nachweisbar, dass Tanja Rosenblit den Vorfall bewusst provoziert und dokumentiert hat.

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seinem Israel-Besuch die enge Partnerschaft - und hofft auf konkrete Fortschritte bei Trumps Gaza-Plan

von Sara Lemel  06.12.2025

Diplomatie

»Dem Terror der Hamas endgültig die Grundlage entziehen«

Es ist eine seiner bisher wichtigsten Auslandsreisen, aber auch eine der schwierigsten. Kanzler Merz ist für zwei Tage im Nahen Osten unterwegs

 06.12.2025

Jerusalem

Merz trifft Netanjahu und besucht Holocaust-Gedenkstätte

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche von Kanzler Merz - aber auch einer der schwierigsten. In den Beziehungen zu Israel gab es in den letzten Monaten einige Turbulenzen

von Michael Fischer  06.12.2025

Akaba/Jerusalem

Merz zu Nahost-Reise aufgebrochen: Antrittsbesuch in Israel 

Das Renten-Drama ist überstanden, jetzt geht es für den Kanzler erstmal ins Ausland. Heute und morgen steht ein besonderer Antrittsbesuch auf seinem Programm

 06.12.2025

Israel

Drei Brüder werden an einem Tag Väter - von vier Kindern

Zwillinge inklusive: Drei Brüder und ihre Partnerinnen schenken den Großeltern an einem Tag vier Enkel. Wie es zu diesem seltenen Familienglück kam

von Sara Lemel  05.12.2025

Barcelona

Guinness World Records blockiert Bewerbungen aus Israel

Die israelische NGO Matnat Chaim will im kommenden Monat 2000 Nierenspender zusammenbringen. Dieser Rekord wird nicht registriert, da er im jüdischen Staat umgesetzt werden soll

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Jerusalem

Netanjahu bezeichnet Korruptionsprozess als »politisch«

»Sie sind nicht an Gerechtigkeit interessiert, sie sind daran interessiert, mich aus dem Amt zu drängen«, so der Ministerpräsident

 05.12.2025

Luftfahrt

EasyJet plant Rückkehr nach Israel

Im Frühling geht es mit zunächst drei Verbindungen zwischen europäischen Städten und dem Ben-Gurion-Flughafen los

 05.12.2025