Krieg

Bericht: Israel wird Irans Atomanlagen nicht angreifen

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Foto: Flash90

Angeblich wolle Israel bei seinem Gegenangriff auf den Iran auf den Beschuss von Atom- und Ölanlagen verzichten, heißt es in einem Bericht der »Washington Post« vom Montag. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe in einem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden in der vergangenen Woche klargemacht, dass es die Angriffe auf militärische Anlagen beschränken werde.

Der Iran hatte Israel am 1. Oktober mit fast 200 ballistischen Raketen angegriffen und zehn Millionen Menschen in die Sicherheitsräume geschickt. Vier Tage zuvor hatte Israel den Terrorchef der Hisbollah-Miliz im Libanon mit einem gezielten Luftangriff in Beirut getötet.

Befürchtung, dass Vergeltung weitere Eskalation nach sich zieht

In der Nacht zum Dienstag veröffentlichte das Büro des Ministerpräsidenten eine Klarstellung zu dem Zeitungsbericht, dass Israels Sicherheitsbedürfnisse alle anderen Überlegungen überwiegen würden: »Wir hören uns die Meinungen der US-Regierung an, unsere endgültigen Entscheidungen werden wir jedoch auf der Grundlage des nationalen Interesses Israels treffen.«

Das Weiße Haus und die Regierungen verschiedener europäischer Länder haben versucht, Jerusalem dazu zu bringen, von einem Beschuss der Öl- und Atomanlagen abzusehen. Die Länder befürchten, die Vergeltung Israels könnte zu einer weiteren Eskalation, einen umfassenden Krieg im gesamten Nahen Osten auslösen, der weitere Staaten hineinzieht. Golfstaaten üben zudem Druck auf Washington aus, Israel davon abzuhalten, iranische Ölfelder anzugreifen, weil sie befürchten, dass ihre eigenen Ölanlagen während einer Eskalation unter Beschuss von Teherans Stellvertretern kommen könnten.

»Dies wird nur die erste in einer Reihe von Reaktionen sein.«

Die Zeitung zitierte zwei Quellen, die bestätigten, dass Netanjahu geplante Gegenmaßnahmen einschränken werde, um die US-Wahl nicht zu beeinflussen. Angeblich wolle Israel so reagieren, dass es nicht den Anschein erwecke, sich in die Präsidentschaftswahlen am 5. November einzumischen.

Diese Haltung sei ein Faktor für die Entscheidung gewesen, ein fortschrittliches Luftabwehrsystem gegen ballistische Raketen (THAAD) an Israel zu senden, um es vor möglichen weiteren Angriffen des Iran zu schützen. Das Pentagon bestätigte am Sonntag, dass es eine THAAD-Batterie sowie rund 100 Soldaten zur Bedienung des Systems nach Israel schicke.

Das Weiße Haus ist besonders besorgt über eine israelische Reaktion, die kurz vor den Wahlen in den USA zu weltweit steigenden Energiepreisen führen könnte. Amerikaner könnten ihren Unmut darüber bei der Wahl ausdrücken und statt der demokratischen US-Vizepräsidentin Kamala Harris ihre Stimme für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump abgeben.

Verzögerung könnte vom Iran als »Schwäche« gedeutet werden

Allerdings habe Israel klargemacht, dass die Reaktion vor den Wahlen in den USA kommen werde, weil eine Verzögerung von der Islamischen Republik als »Schwäche« ausgelegt werden könne. »Und dies wird nur die erste in einer Reihe von Reaktionen sein«, so eine der Quellen weiter.

Angeblich habe Netanjahu dem US-Präsidenten in dem Gespräch auch mitgeteilt, dass er vorhabe, die »Operationen des israelischen Militärs im Libanon in den kommenden Wochen abzuschließen«.

Die Tötung von Nasrallah hat nicht nur im Libanon, sondern auch im Regime in Teheran für große Aufruhr gesorgt. Am Montag strahlte das iranische Staatsfernsehen Aufnahmen aus, auf denen offenbar Esmail Qaani zu sehen ist. Es handelt sich dabei um den obersten Kommandeur der iranischen Quds-Brigaden. In der letzten Woche war berichtet worden, dass Qaani nach der Tötung des Hisbollah-Anführers Nasrallah in den Libanon gereist und kurz darauf verschwunden war.

Es war zunächst vermutet worden, dass er bei israelischen Angriffen auf die Hisbollah getötet worden war. Anschließend hieß es, dass im Iran gegen Qaani ermittelt werde. Angeblich werde ihm vorgeworfen, an der Unterwanderung der Hisbollah durch den israelischen Geheimdienst beteiligt gewesen und damit zur Tötung von Nasrallah beigetragen zu haben. Was der Iran mit der Ausstrahlung der Bilder von Qaani bezweckt, ist allerdings unklar.

Rekord

Erstmals mehr als 10 Millionen Menschen in Israel

Mehr Neugeborene und weitere Zuwanderung: Seit dem letzten Unabhängigkeitstag vor einem Jahr wuchs die israelische Bevölkerung um 1,4 Prozent. Erstmals leben damit mehr als 10 Millionen Menschen im Land

 29.04.2025

Tel Aviv

»Sie würde aussehen wie ein Sumo-Ringer«

Benjamin Netanjahu bestreitet im Korruptionsprozess gegen ihn, dass seine Frau 160 Kisten Champagner bekommen hat

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Israel

Israels Geheimdienstchef Bar räumt seinen Posten 

Israels Führung will den Inlandsgeheimdienstchef des Landes schon länger loswerden. Nun plant Ronen Bar, sein Amt bald niederzulegen. Grund ist aber nicht der Wunsch der Regierung

 28.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Meinung

Die Namen in die Welt schreien

24 junge Männer in der Gewalt der Hamas sind wahrscheinlich noch am Leben - sie können und müssen durch ein Abkommen gerettet werden

von Sabine Brandes  28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025

Jerusalem

Bringt Bennett die Wende bei Wahlen?

Nach einer aktuellen Umfrage bekäme Premier Netanjahu keinen rechts-religiösen Block mehr zustande - würde jetzt gewählt

von Sabine Brandes  28.04.2025

Jerusalem/Den Haag

Israel verweigert Anhörung vor höchstem UN-Gericht

Es geht um die angeblichen Verpflichtungen des jüdischen Staates in den Palästinensergebieten. Außenminister Sa’ar begründet die Position der Regierung

 28.04.2025