Der internationale Ben-Gurion-Flughafen in Israel wird abgeriegelt. Sowohl ankommende wie ausgehende Flüge werden in der Nacht von Montag, den 25. Januar, auf Dienstag, den 26. Januar (Mitternacht) komplett gestrichen, um die weitere Ausbreitung der Coronavirus-Mutationen einzudämmen. Das beschloss das israelische Kabinett am frühen Sonntagabend.
LOCKDOWN Die Einschränkung wird zunächst bis einschließlich 31. Januar gelten. An diesem Tag soll auch der dritte landesweite Lockdown enden, in dem Israel sich derzeit befindet. Allerdings sprechen Gesundheitsexperten bereits davon, dass er wahrscheinlich verlängert werden müsse, sollten die Infektionszahlen nicht wesentlich sinken.
Ausnahmen sollen am Flughafen lediglich für Cargo-, Feuerwehrflüge und medizinische oder humanitäre Notfälle gelten, die im Einzelfall entschieden werden. Allen israelischen Fluggesellschaften werde ein temporäres Flugverbot erteilt. Bewohner Israels dürfen das Land nur in einem der folgenden Fälle verlassen: medizinische Behandlung, juristische Prozesse, bei denen der Betreffende anwesend sein muss; oder die Beerdigung eines nahen Verwandten.
WOCHEN Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte, dieser Schritt »wird das Land hermetisch abriegeln«. Der Regierungschef hatte zunächst vorgeschlagen, den Ben-Gurion-Flughafen für volle zwei Wochen zu sperren.
In der Woche, in der es keine Flüge geben wird, würden eine weitere Million Israelis geimpft, versprach er. »Im Angesicht der Varianten, einer Infektionsrate in Rekordhöhe und wahrscheinlich viel mehr Todesfällen, die auf uns zukommen, sage ich: ›Lasst uns alles zumachen‹«.
»Dieser Schritt wird das Land hermetisch abriegeln.«
Premierminister Benjamin Netanjahu
Alle Kabinettsminister bis auf eine Ministerin hatten für den Schritt gestimmt. Lediglich Pnina Tamano-Shata, die dem Ressort für die Eingliederung von Immigranten vorsitzt, kritisierte die Maßnahme als »nicht verhältnismäßig«. Man müsse nicht alle geplanten Flüge absagen, mit denen Juden Alija nach Israel machen könnten, meinte sie.
MUTATION Gesundheitsexperten befürchten neben der Ausbreitung von verschiedenen Varianten des Virus, die durch Einreisende ins Land gebracht werden, zudem die Entstehung einer israelischen Mutation, bedingt durch die umfassende Impfkampagne.
Obwohl sich Israel bereits seit mehr als zwei Wochen in einem strikten nationalen Lockdown befindet und weltweit Spitzenreiter bei der Schnelligkeit der Impfungen ist, steigen die Zahlen der Neuinfektionen weiter. Mittlerweile haben 25 Prozent der Bewohner des kleinen Nahoststaates die erste Impfung gegen das Coronavirus bekommen und zehn Prozent bereits die zweite.
Das Gesundheitsministerium warnt unterdessen, dass die Mutationen eventuell nicht nur für eine schnellere Ansteckung, sondern zudem für einen schwereren Krankheitsverlauf von Covid-19 verantwortlich sein könnten. Diese Annahme kam auf, nachdem in den vergangenen Tagen sechs schwangere Frauen in ernstem Zustand in Krankenhäuser eingeliefert worden waren. Alle hatten sich mit der britischen Mutation infiziert.