Vermisst!

Barmizwa ohne Vater

Ofer Kalderon kann nicht mit seinem Sohn feiern. Seit mehr als 400 Tagen ist er Geisel der Hamas-Terroristen

von Sabine Brandes  14.11.2024 09:34 Uhr

Ofer Kalderon (54) aus Nir Oz Foto: Sabine Brandes

Ofer Kalderon kann nicht mit seinem Sohn feiern. Seit mehr als 400 Tagen ist er Geisel der Hamas-Terroristen

von Sabine Brandes  14.11.2024 09:34 Uhr

Am 31. Oktober hatte Erez Kalderon seine Barmizwa. Für die meisten Familien ist dieser Tag ein ausschließlich freudiges Ereignis. Doch nicht für die Kalderons. Während Erez und seine Angehörigen in Kiryat Gat zusammenkamen, wo seine Gemeinde, der Kibbuz Nir Oz, seit mehreren Monaten lebt, gedachten sie immer wieder der Geiseln. Denn der Vater des 13-Jährigen konnte nicht mit dabei sein. Ofer Kalderon wurde entführt und befindet sich noch immer in der Gewalt der Hamas.

Der vierfache Familienvater und zwei seiner Kinder wurden am 7. Oktober aus ihrem Haus nach Gaza verschleppt. Es war der »Schwarze Schabbat«, an dem die Terroristen allein in Nir Oz mehr als 100 Bewohner und 15 ausländische Landarbeiter ermordeten. 80 Menschen nahmen sie als Geiseln mit nach Gaza. Großmutter Carmela Dan war mit der Nichte der Kalderons, Noya Dan, in ihrem Haus, das in derselben Straße liegt. Die Leichen der beiden wurden zwölf Tage später gefunden.

Ofer Kalderon wurde entführt und befindet sich noch immer in der Gewalt der Hamas.

Erez und seine Schwester Sahar (16) wurden am 27. November im Rahmen eines von Katar und den USA vermittelten Waffenstillstandsabkommens zwischen der Hamas und Israel freigelassen. Hadas Calderon, Ofers Ex-Frau und ihr ältester Sohn Rotem überlebten das Massaker in Sicherheitsräumen, die 21-jährige Gaya in Tel Aviv. Nach dem Angriff der Terroristen sagte die weinende Gaya: »Mein Vater hat mich großgezogen, er ist mein bester Freund. Jetzt habe ich niemanden, mit dem ich reden kann.«

Ähnlich fühlen auch Nissan Kalderon, der einzige Bruder von Ofer, und seine Frau Scharon. Nachdem ihr Zuhause am 7. Oktober zerstört wurde, wohnen sie in einer Wohnung im zwölften Stock eines Hochhauses in Ramat Gan. »Ich schlafe nicht, esse nicht, arbeite nicht. Nichts. Ich verliere meinen Verstand. Das ist alles«, sagt er verzweifelt. Manchmal denke er, er halte es nicht mehr aus. »Wann immer er auf den Balkon geht, habe ich Angst«, sagt seine Frau.

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