Geiseln

Bar und Maxim flehen um ihr Leben

Bar Kuperstein und Maxim Herkin (v.l.n.r.) in einem Propagandavideo der Hamas Foto: Screenshot

Tal Kuperstein gibt nicht auf. Er lernte nach einem Schlaganfall wieder sprechen, um seinem Sohn zurufen zu können: »Bar, ich liebe dich. Bar, ich warte auf dich.« Bar, 23 Jahre alt, ist seit mehr als 630 Tagen in der Gewalt der Hamas. Jetzt genehmigte seine Familie die Veröffentlichung eines Propagandavideos der Terrororganisation. Auf den Aufnahmen ebenfalls zu sehen ist eine weitere Geisel: Maxim Herkin.

Das Video beginnt mit US-Präsident Donald Trump, als er sagt: »Wir wollen die Geiseln zurückbekommen«. Dann wechselt es zu Aufnahmen der Geiseln. Darin sitzen die beiden Männer Bar Kuperstein und Maxim Herkin, mit dem Rücken an einer Wand. Herkin, dessen Hand verbunden ist, beschreibt sich und seine Mitgeisel als »wandelnde Tote«.

Flehen von 30 Meter unter der Erde

»Wir sterben hier mit jedem Herzschlag. Wir fühlen uns nicht wie Menschen. Ich bin wieder 30 Meter unter der Erde«, fügt Herkin in dem Video hinzu. »Bitte«, fleht Kupershtein neben ihm. Das Video zeigt auch Ausschnitte aus anderen von der Hamas veröffentlichten Propagandaclips, darunter die Entführung von Menschen, die um Hilfe rufen.

»Das Video soll den Hilferufen der Familien Ausdruck verleihen, angesichts der Möglichkeit einer teilweisen und grausamen Selektion«, die nur die Freilassung einiger Geiseln zur Folge hätte, erklärte das Forum für die Familien von Geiseln dazu.

Alle Geiseln seien »humanitäre Fälle – einige von ihnen sind in Todesgefahr, andere laufen Gefahr, für immer zu verschwinden«, heißt es weiter. »Die Familien fordern eine umfassende Vereinbarung, die die Rückkehr bis zur letzten Geisel sicherstellt. Dies ist ein richtiger und moralischer Akt, der nicht die Trennung von Geschwistern und die unmoralische Auswahl eines Verschleppten gegenüber eines anderen erfordert.«

Tal Kuperstein: »Wenn du uns sehen kannst – wir sind bei dir. Wir sind stolz auf dich. Und wir lieben dich. Du bist nicht allein!«

Herkin, ein 35 Jahre alter Einwohner von Tirat Carmel im Norden Israels, wurde während des Massakers der Hamas am 7. Oktober von dem Nova-Musikfestival verschleppt. Er wurde in der mittlerweile russisch besetzten Region Donezk in der Ukraine geboren. Laut der israelischen Botschafterin in Russland, Simona Halperin, ist seine Tochter russische Staatsbürgerin. Auch Herkins Mutter, die in Israel lebt, erhielt nach seiner Entführung die russische Staatsbürgerschaft. Maxim ist Vater einer vierjährigen Tochter, Monica.

Bar Kupershtein, der aus Holon im Zentrum des Landes stammt, wurde ebenfalls von Terroristen vom Nova-Festival gekidnappt, wo er als unbewaffneter Wachmann arbeitete.

Er ist der älteste von fünf Geschwistern. Sein Vater Tal, ein freiwilliger Sanitäter, wurde vor einigen Jahren bei einem Unfall verletzt, als er versuchte, ein Mädchen zu retten, und ist nun auf die Hilfe anderer angewiesen und sitzt im Rollstuhl. Bar wurde zum Hauptverdiener der Familie. »Er ist ein sehr lieber und verspielter Junge«, sagt seine Tante über ihn. »Er fährt gern Motorrad und Traktor und geht mit seinen Freunden auf Partys, um zu tanzen.«

»Jeder Tag, den wir warten, ist eine ganze Ewigkeit für die Geiseln«, so sein Vater eindringlich. »Jeder weitere Tag in Gefangenschaft gefährdet ihr Leben. Ihr Leben droht zu enden, und die Vermissten drohen zu verschwinden.«

Erstes Lebenszeichen der beiden im April

Das Forum teilte mit, die Familien hätten nur die Veröffentlichung des im Video gezeigten Filmmaterials gestattet, was darauf hindeutet, dass es weitere Aufnahmen der beiden Geiseln gibt. Die anderen Clips in der Zusammenstellung waren zuvor von den Angehörigen entweder ganz oder teilweise veröffentlicht worden.

Das im April veröffentlichte Video der Hamas von Bar und Maxim war das erste Lebenszeichen der beiden seit ihrer Entführung am 7. Oktober 2023.

Tal Kuperstein wandte sich auch direkt an seinen Sohn: »Wenn du uns sehen kannst – wir sind bei dir. Wir sind stolz auf dich. Und wir lieben dich. Du bist nicht allein.«

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