Diplomatie

Baerbock will neuen Schwung in Nahost-Friedensprozess bringen

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Die Grünen) Foto: imago images/Bildgehege

Außenministerin Annalena Baerbock will bei ihrer Antrittsreise nach Israel, Jordanien und Ägypten neuen Schwung in den seit Jahren festgefahrenen Nahost-Friedensprozess bringen. »Auch wenn der Nahostkonflikt für viele eine schon immer da gewesene Krise ist, können wir ihn nicht als Status Quo akzeptieren«, erklärte die Grünen-Politikerin vor dem Abflug nach Israel. »Jeder Mensch hat ein Recht auf Hoffnung – vor allem die Hoffnung auf Frieden«, sagte sie.

Zu Beginn ihrer dreitägigen Nahostreise will Baerbock an diesem Donnerstag die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem besuchen. Zum Gedenken an die von Nazi-Deutschland ermordeten sechs Millionen Jüdinnen und Juden will sie dort einen Kranz niederlegen. Im Anschluss sind Gespräche mit Außenminister Jair Lapid und Ministerpräsident Naftali Bennett geplant. Am Nachmittag kommt Baerbock in Ramallah in den Palästinensergebieten mit Präsident Mahmud Abbas und Außenminister Riad Malki zusammen.

Noch am Donnerstag wollte Baerbock weiter nach Jordanien fliegen, am Samstag stehen Gespräche in Ägypten auf ihrem Programm. Mit Blick auf den Friedensprozess erklärte die Ministerin, Jordanien und Ägypten spielten als direkte Nachbarn und älteste Friedensvertragspartner Israels eine besondere Rolle. Sie wolle sondieren, »wie wir weitere Schritte in Richtung auf einen Friedensprozess gemeinsam unterstützen können«. Der Friedensprozess zwischen Israel und den Palästinensern liegt seit 2014 weitgehend brach.

Neben dem Nahost-Friedensprozess dürften in Jerusalem andere wichtige Punkte besprochen werden. Ein Überblick:

Die neue Regierung

Die relativ neue Regierung unter Ministerpräsident Bennett von der ultrarechten Jamina-Partei ist seit Mitte Juni 2021 im Amt. Die Koalition besteht aus acht Parteien vom rechten bis zum linken Spektrum, darunter erstmals eine arabische Partei. Der 49-Jährige Bennett hatte sich in der Vergangenheit immer wieder mit besonders rechten Positionen hervorgetan und etwa die Annexion von Teilen des Westjordanlandes gefordert. Seit er Regierungschef ist, tritt er pragmatischer auf. Allerdings hat er auch deutlich gemacht: Einen Palästinenserstaat wird es mit ihm nicht geben.

Israels Siedlungspolitik

Auch die Bennett-Regierung treibt den Siedlungsausbau im Westjordanland und Ost-Jerusalem voran. Mittlerweile leben dort mehr als 600.000 israelische Siedler. Im August sagte Bennett der »New York Times«, mit seiner Regierung werde es keine Annexion von Gebieten im Westjordanland geben - aber auch keinen unabhängigen Palästinenserstaat. Israel hatte im Sechstagekrieg 1967 unter anderem den Gazastreifen, das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. 2005 zog sich Israel aus dem Gazastreifen zurück. Die Palästinenser wollen in den Gebieten einen eigenen Staat Palästina ausrufen - mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt.

Milliardenschwerer U-Bootdeal

Im Januar einigten sich Israel und Deutschland abschließend auf einen milliardenschweren U-Boot-Deal mit ThyssenKrupp in Kiel. Es geht um den Kauf von drei U-Booten der neuen Klasse »Dakar«, der wegen Korruptionsvorwürfen jahrelang auf Eis gelegen hatte. Das Volumen liegt laut israelischem Verteidigungsministerium bei rund drei Milliarden Euro. Die Bundesregierung trage einen Teil der Kosten. Die Bundesregierung begründete ihr Engagement in der Vergangenheit mit der besonderen Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels. Israel verfügt bereits über sechs U-Boote aus Kiel. Die Lieferungen sind umstritten, weil diese nach Experteneinschätzung theoretisch mit Atomwaffen ausgerüstet werden können.

Klima

Erst mit der Regierung Bennett ist das Thema Klimaschutz auf die politische Agenda Israels gerückt. Im Oktober billigte die Regierung einen umfassenden Klimaschutzplan. Ziel seien klimafreundliche Innovationen, die Entwicklung von Technologien zur Verringerung der CO2-Emissionen und die Vorbereitung auf Klimaveränderungen.

Iran

In Wien laufen die Gespräche zur Rettung des Atomabkommens mit dem Iran. Mithilfe des Abkommens soll Teheran vom Bau von Kernwaffen abgehalten werden, aber dem Land die friedliche Nutzung der Kernkraft nicht verwehrt werden. Israel wird durch die iranische Außenpolitik in seiner Existenz bedroht und wirft Teheran vor, es strebe heimlich weiter den Bau einer Atombombe an. Israel hält sich deswegen die Möglichkeit eines militärischen Eingreifens offen. Die USA waren 2018 aus dem 2015 erzielten Abkommen ausgestiegen. dpa

Auswärtiges Amt

Deutschland entschärft Reisehinweise für Israel

Nach Beginn des Gaza-Krieges hatte das Auswärtige Amt vor Reisen in Teile Israels gewarnt. Dies gilt so nicht mehr. Der Außenminister begründet das mit gewachsenem Vertrauen in den Friedensprozess

 04.11.2025

Waffenruhe

Hamas will weiteren Geisel-Leichnam übergeben

Die Terroristen sollen noch die sterblichen Überreste von acht Geiseln in ihrer Gewalt haben

 04.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  04.11.2025

USA

Donald Trump will Netanjahu-Prozess beeinflussen

In einem Interview mit »60 Minutes« zeigt der US-Präsident kein Interesse an der Unabhängigkeit der Justiz

von Sabine Brandes  04.11.2025

Israel

Spion auf vier Rädern

Israels Armee mustert ihre Dienstfahrzeuge »Made in China« aus. Der Grund: Sie könnten ein Risiko für die nationale Sicherheit sein

von Ralf Balke  04.11.2025

US-Vorschlag

Internationale Truppen sollen zwei Jahre Frieden in Gaza garantieren

Bis zum 18. November wollen die Vereinigten Staaten im UN-Sicherheitsrat eine Resolution über die Zukunft des Küstenstreifens einbringen. Die Details

 04.11.2025

Gazastreifen

Israel übergibt Leichname von 45 Palästinensern

Im Rahmen der Waffenruhe hat sich Israel verpflichtet, für jeden Leichnam einer Hamas-Geisel die sterblichen Überreste von 15 Palästinensern in den Gazastreifen zu überstellen

 04.11.2025

Libanon

Israelische Armee tötet zwei Hisbollah-Mitglieder

Israel wirft der Terror-Miliz Wiederaufrüstung vor. Dabei hatte die Terror-Miliz eigentlich ihrer Entwaffnung zugestimmt

 04.11.2025

Erinnerung

Fünf Millionen Namen

Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem hat einen Meilenstein erreicht

von Sabine Brandes  03.11.2025