Nach Angaben der Hilfsorganisation World Central Kitchen sind mehrere ihrer Mitarbeiter in Gaza bei einem Angriff, der nicht ihnen galt, getötet worden. »Die israelische Regierung muss dieses wahllose Töten stoppen«, schrieb der Gründer der Organisation, der in den USA lebende spanische Starkoch José Andrés, am frühen Dienstagmorgen auf der Plattform X (vormals Twitter). Noch ist allerdings komplett unklar, was genau passierte.
Der australische Premierminister Anthony Albanese bestätigte den Tod einer australischen Mitarbeiterin der Hilfsorganisation und verurteilte den Angriff scharf. »Dies ist eine Tragödie, die niemals hätte passieren dürfen«, zitierten australische Medien Albanese am Dienstag. Seine Regierung habe die israelische Regierung wegen des Vorfalls direkt kontaktiert.
Israels Armee schrieb auf Telegram, das Militär führe »eine gründliche Untersuchung auf höchster Ebene durch, um die Umstände dieses tragischen Vorfalls zu verstehen«. Die Streitkräfte unternähmen umfangreiche Anstrengungen, um die sichere Lieferung von humanitärer Hilfe zu ermöglichen und arbeiteten eng mit World Central Kitchen zusammen, um die Menschen im Gazastreifen mit Nahrungsmitteln und humanitärer Hilfe zu versorgen.
Generalstabschef Halevi: Der tödliche Vorfall wird »auf höchster Ebene« untersucht.
Gegenüber dem Central Command der amerikanischen Streitkräfte versicherte Generalstabschef Herzl Halevi laut Medienberichten, der tödliche Vorfall werde »auf höchster Ebene« untersucht.
Logistische Kapazitäten
World Central Kitchen betreibt in Gaza mit örtlichen Partnern Gemeinschaftsküchen, die Mahlzeiten für die Bevölkerung zubereiten. Derzeit beteiligt sich die Organisation an Hilfslieferungen, die seit März von Zypern aus über das Meer in das Kriegsgebiet gelangen. Sie hat dabei auch die Verteilung der Hilfsgüter vor Ort übernommen.
Israel müsse aufhören, humanitäre Hilfe einzuschränken, Zivilisten und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen zu töten und Lebensmittel als Waffe einzusetzen, schrieb Andrés. Dies tut Israel allerdings gar nicht. Die Menge der Hilfslieferungen, die nach Gaza eingeführt werden darf, ist nicht begrenzt. Dies bestätigte auch die Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner (CDU), die Israel kurz vor Ostern besuchte.
Laut COGAT, der israelischen Behörde, die für Regierungsaufträge in den palästinensischen Gebieten zuständig ist, warteten am Sonntag 400 Lastwagenladungen am Grenzübergang zu Gaza auf einen Weitertransport. Dieser scheitert den Angaben zufolge an ungenügenden logistischen Kapazitäten der UNRWA und anderer UN-Agenturen. Dennoch wird Israel diesbezüglich laufend kritisiert.
Geld für UNRWA
Die japanische Regierung will derweil die UNRWA wieder finanziell unterstützen, trotz der Terrorvorwürfe gegen mehr als 30 Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerks. Dies kündigte Außenministerin Yoko Kamikawa am Dienstag laut der Nachrichtenagentur Kyodo an. Die Entscheidung erfolgte angesichts der akuten humanitären Situation im Gazastreifen.
Unterdessen will Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine rasche Schließung des arabischen TV-Senders Al-Dschasira in Israel umsetzen. Al-Dschasira habe der Sicherheit Israels geschadet, gegen israelische Soldaten gehetzt und sei ein »Terror-Kanal«, erklärte Netanjahu die Vorwürfe.
Israels Parlament hatte unmittelbar zuvor das sogenannte Al-Dschasira-Gesetz gebilligt, das eine Schließung ausländischer TV-Sender ermöglicht, falls diese als Risiko für die Staatssicherheit eingestuft werden sollten.
Treffen zu Rafah-Offensive
Vertreter der US-Regierung und der israelischen Führung wollen indessen voraussichtlich in der kommenden Woche bei einem Treffen über Israels geplante Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens beraten. Nach einer Video-Schalte mit Vertretern beider Seiten veröffentlichte das Weiße Haus am Montag eine gemeinsame Stellungnahme, in der ein persönliches Treffen in der kommenden Woche in Aussicht gestellt wurde.
Beide Seiten verfolgten das gemeinsame Ziel, die Hamas in Rafah zu besiegen, hieß es. »Die US-Seite äußerte ihre Bedenken gegenüber verschiedenen Vorgehensweisen in Rafah.« Die israelische Seite wiederum habe sich bereit erklärt, diese Bedenken zu berücksichtigen und weitere Gespräche zu führen.
Israel will in Rafah nahe der ägyptischen Grenze die letzten Bataillone der Hamas zerschlagen, um seine Bevölkerung vor weiteren Terrorattacken zu schützen. Die US-Regierung hält eine großangelegte Bodenoffensive wegen der Hunderttausenden palästinensischen Zivilisten, die dort Schutz vor den Kämpfen gesucht haben, aber für falsch und möchte Israel Alternativen aufzeigen. Die Regierung in Jerusalem hatte mehrfach eine Evakuierung der Binnenflüchtlinge vor einer Offensive angekündigt.
Reaktion der Mullahs
Nach einem mutmaßlich israelischen Luftangriff in Syrien haben unterdessen Irans Revolutionswächter (IRGC) den Tod von zwei Generälen aus ihren Reihen bestätigt. Bei der Attacke auf die Konsularabteilung der iranischen Botschaft in der Hauptstadt Damaskus seien die beiden Brigadegeneräle Mohammed-Resa Sahedi und Mohammed Hadi Hadschi Rahimi ums Leben gekommen, erklärten die IRGC am Montagabend.
Fünf weitere Mitglieder der Revolutionsgarden seien bei dem Angriff getötet worden. Irans Außenamtssprecher Nasser Kanaani verurteilte die Attacke scharf und machte Israel verantwortlich.
»Die Dimensionen dieses hasserfüllten Angriffs werden untersucht, und die Verantwortung für seine Folgen liegt beim aggressiven zionistischen Regime«, sagte der Sprecher laut Mitteilung seines Ministeriums im üblichen Tonfall, wann immer es um Israel geht. »Die Islamische Republik Iran behält sich das Recht vor, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, und entscheidet über die Art der Reaktion«. dpa/ja