Sicherheit

Ansichtssache

Wollten Sie schon immer die Klagemauer aus nächster Nähe sehen, schaffen es aber nicht, nach Jerusalem zu reisen? Vielleicht können Sie die heiligen Steine demnächst ganz ohne Zeit und Geld bewundern. Zumindest in der virtuellen Realität. Die dreidimensionalen Stadtpläne »Street View« sollen nach Wunsch des Machers Google auch nach Israel kommen.

Die Fotoaufnahmen dafür dürften allerdings einige Probleme mit sich bringen. Anders als in Deutschland macht man sich hier jedoch mehr um die allgemeine Sicherheit Sorgen als um die Privatsphäre des Einzelnen. Das israelische Parlament hat jetzt eine spezielle ministeriale Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, um zu untersuchen, ob Street View mit den Sicherheitsbefürfnissen des Landes kompatibel ist.

Der Internet-Riese Google selbst wirbt damit, dass sein Street View als letzte Zoom-Ebene von Karten und Stadtplänen zu verstehen sei. »Nach dem Hineinzoomen stehen Sie virtuell mitten auf der Straße. Aber das Aufregendste an Street View sind die großartigen Verwendungsmöglichkeiten, die Nutzer und Unternehmen entdecken.« Die zig aneinandergehängten Fotos aus der Sicht von Passanten vermitteln tatsächlich den Eindruck, selbst auf den Straßen entlangzuspazieren.

Bedenken Nach Googles Wunsch sollen zukünftig Tel Aviv, Jerusalem und eventuell auch die nördliche Hafenstadt Haifa so getourt werden können. Israel befürchtet allerdings, dass neben Touristen auch Terroristen Orte auf diese Weise erkunden können. Das Wissen könnte dann für Anschlagsplanungen sowohl auf öffentliche Gebäude als auch auf Persönlichkeiten missbraucht werden. Es ist bekannt, dass Terrororganisationen in der ganzen Welt das Internet nutzen, um sich einen Überblick über strategische Ziele zu verschaffen. So soll sich auch die Hisbollah für den Libanonkrieg im Sommer 2006 Informationen über Israel besorgt und dementsprechend ihre Raketen ausgerichtet haben.

Die Arbeitsgruppe wird von Sicherheitsminister Dan Meridor geleitet, Mitglieder sind außerdem Mosche Kahlon, Yossi Peled, Michael Eitan, Limor Livnat (Kultur) und Tourismusminister Stas Misezhnikov. Im Fokus dürften vor allem sensible Gebäude wie die Knesset, die Residenzen des Präsidenten sowie Premierministers und Botschaften liegen. Armee-Einrichtungen und -anlagen sowie andere ausgewählte Gegenden, die für die Sicherheit relevant sind, sind ohnehin für jegliche Fotografen tabu.

Im weltweiten Netz wird das Für und Wider disktutiert. Der Internetbeauftragte der zionistischen Föderation Australiens, André Oboler, meint, dass Street View in öffentlichen Anlagen wie Parks, Museen, Hotels und Plätzen von historischer, kultureller sowie religiöser Bedeutung in Israel durchaus Sinn mache. »Vor allem für den Tourismus könnte es große Bedeutung haben. Street View in der Jerusalemer Altstadt würde wahrscheinlich bestens ankommen«, schreibt er in seinem Blog. Allerdings ist Oboler der Ansicht, eine flächendeckende Erlaubnis für Google sei wegen des Sicherheitsbedürfnisses des Landes problematisch.

Interaktiv Street View gibt es mittlerweile für mehr als 25 Länder. Besuchen kann man so schon Berlin und andere Großstädte in Deutschland, dazu ausgewählte Metropolen in Europa, den USA, Japan, Südafrika und Australien. Die Autos mit den Kameras auf dem Dach fahren bereits seit 2007 durch die Städte der Welt und schießen dabei Millionen von Digitalfotos im Tageslicht, die später für die interaktiven Stadtpläne verwendet werden.

Im September des vergangenen Jahres hatte Google die israelische Start-up-Firma »Quiksee« gekauft, die interaktive Inhalte fürs Internet produziert. Ihre Technologie, die es ermöglicht, das Innere von Gebäuden zu scannen, wird Street View den letzten Schliff geben, meinen Experten. Zusätzlich zum Spaziergang auf der Straße wird man dann sogar in die Häuser hineingehen und sich dort umschauen können.

Details in Street View: Mit der Privatsphäre nimmt es Google nicht so genau.

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025

Jerusalem

Sa’ar kritisiert geplante Umbenennung des Dubliner Chaim-Herzog-Parks

Israels Präsident und Außenminister üben scharfe Kritik. Von einem »schändlichen und beschämenden Schritt« ist im Büro Isaac Herzogs die Rede

 01.12.2025

Tel Aviv

Tausende demonstrieren für Ran Gvili und Sudthisak Rinthalak

Der Vater von Ran Gvili sagt, es dürfe keinen »nächsten Schritt« geben, solange die Terroristen die letzten Leichen nicht herausgäben

 01.12.2025

Jerusalem

Bennett befürwortet Begnadigung Netanjahus – unter einer klaren Bedingung

Israel sei »ins Chaos und an den Rand eines Bürgerkriegs geführt worden«, so der Oppositionspolitiker. Um das Land aus dieser Lage herauszuholen, unterstütze er ein »verbindliches Abkommen«

 01.12.2025

Jerusalem

Netanjahu bittet Israels Präsidenten um Begnadigung

US-Präsident Trump hat eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten Regierungschefs Netanjahu gefordert. Nun schreibt Netanjahu selbst ein Gnadengesuch. Israels Opposition übt scharfe Kritik

 30.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025