Justiz

Anschlag auf Palästinenserfamilie: Extremist schuldig gesprochen

Bei dem Brandanschlag in Duma im Westjordanland waren im Juli 2015 ein 18 Monate altes Kleinkind und seine Eltern getötet worden. Nur ein vierjähriger Junge überlebte die Tat schwer verletzt. Foto: Flash90

Fünf Jahre nach einem tödlichen Brandanschlag auf eine Palästinenserfamilie hat ein israelisches Gericht den jüdischen Hauptverdächtigen schuldig gesprochen. Das Bezirksgericht in Lod bei Tel Aviv verurteilte den 25-jährigen Siedler Amiram Ben-Uliel am Montag wegen Mordes in drei Fällen. Über das Strafmaß soll am 9. Juni beraten werden. Ben-Uliels Anwalt kündigte an, er wolle den Schuldspruch anfechten.

Bei dem Brandanschlag in Duma im Westjordanland waren im Juli 2015 ein 18 Monate altes Kleinkind und seine Eltern getötet worden. Nur ein vierjähriger Junge überlebte die Tat schwer verletzt.

»Wegen des Anschlags sind drei Mitglieder der Familie Dawabsche verbrannt und ein weiteres Kind wurde sehr schwer verletzt«, heißt es in der Urteilsbegründung. Ben-Uliel wurde auch wegen versuchten Mordes in zwei Fällen, Brandstiftung in zwei Fällen sowie Verschwörung zu einer rassistischen Straftat schuldig gesprochen. Von der Anklage wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation wurde er jedoch freigesprochen.

Der Vater der ermordeten Palästinenserin, Hussein Dawabsche, sagte der »Times of Israel«, er sei zufrieden mit dem Urteil. Es sei »gut, dass der Mörder hinter Gittern bleiben wird«. Dies werde ihm jedoch seine Tochter, seinen Schwiegersohn und seinen kleinen Enkelsohn nicht zurückbringen.

Der heute neunjährige Ahmed Dawabsche, der die Tat mit schweren Verbrennungen überlebt hatte, frage jeden Abend nach seiner Familie. »Das Urteil macht es nicht leichter, ihm zu antworten.« Er hoffe aber, dass es andere potenzielle Täter abschrecken könne.

Die rechtsorientierte Organisation Honenu verurteilte den Schuldspruch dagegen am Montag scharf. »Dies ist ein schwarzer Tag für den Staat Israel«, heißt es in einer Mitteilung der Nichtregierungsorganisation. »Ein Tag, an dem ein israelisches Gericht einen Mann verurteilt, dessen Unschuld zum Himmel schreit.«

Der Anschlag hatte international für Entsetzen gesorgt. Er passierte vor dem Hintergrund einer ganzen Serie von Anschlägen jüdischer Extremisten auf muslimische und christliche Ziele. Nach Angaben der israelischen Armee waren damals mindestens zwei Vermummte am frühen Morgen in das Dorf Duma zwischen Nablus und Ramallah gekommen. Sie beschmierten zwei Häuser mit hebräischen Graffiti, schlugen dann Fenster ein und warfen Brandbomben in die Gebäude.

Anwälte und Familienmitglieder warfen den Ermittlern vor, sie hätten das Geständnis des Hauptverdächtigen und seines minderjährigen Komplizen unter Folter erzwungen. Der zur Tatzeit Minderjährige hatte im vergangenen Jahr einen Deal mit der Staatsanwaltschaft vereinbart.

Die beiden Extremisten wollten sich laut der Anklage mit dem Brandanschlag für einen Mord an einem Israeli durch Palästinenser im Vormonat rächen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte sich nach dem Brandanschlag 2015 schockiert über die »entsetzliche Tat« erklärt. Die israelische Regierung verurteilte den terroristischen Akt. dpa

Diplomatie

Herzog: Beziehungen zu Deutschland lassen für Nahost-Frieden hoffen

Deutschland und Israel feiern in diesen Tagen 60 Jahre diplomatische Beziehungen

 11.05.2025

Syrien

Israel birgt Leiche eines seit 1982 im Libanon vermissten Soldaten

Zvi Feldman war 1982 während eines Kampfes gefallen und galt seitdem als verschollen

 11.05.2025

Diplomatie

Bundesaußenminister bestätigt deutsche Staatsräson 

Johann Wadephul traf am Sonntag auf seinen israelischen Amtskollegen Gideon Sa’ar 

von Sabine Brandes  11.05.2025

Jerusalem

»Mit Entsetzen und Scham stehe ich hier«

Der neue Bundesaußenminister Johann Wadephul besucht die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem

von Sabine Brandes  11.05.2025

Wirtschaft

Von Käfer bis KI

Die deutsch-israelischen Handelskontakte sind älter als 60 Jahre. Langsam, aber stetig wuchs das Volumen – bis heute

von Ralf Balke  11.05.2025

Erkundung

1100 Kilometer für die Diplomatie

Zum 60. Jubiläum der Aufnahme offizieller Beziehungen wandert der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, den Nationalpfad entlang – und entdeckt das Land noch einmal neu

von Sabine Brandes  11.05.2025

Gaza

»Elkana hat aufgehört, zu essen und zu trinken«

Neues Hamas-Propaganda-Video von Yosef-Haim Ohana und Elkana Bohbot schockiert das Land

von Sabine Brandes  10.05.2025

Diplomatie

Wadephul trifft Angehörige von Hamas-Geiseln

Der neue Außenminister ist zum Antrittsbesuch in Israel eingetroffen

 10.05.2025

Diplomatie

Graben zwischen den USA und Israel weitet sich aus

US-Präsident Donald Trump trifft zunehmend Entscheidungen in Nahost, ohne israelische Interessen in Erwägung zu ziehen

von Sabine Brandes  10.05.2025