Neturei Karta

Anklage gegen mutmaßlichen Iran-Spion

Poster, das die Freilassung des angeklagten Neturei-Karta-Mitglieds fordert Foto: Flash 90

Ein Mitglied der ultraorthodoxen Sekte Neturei Karta wird in Jerusalem angeklagt, für die Islamische Republik Iran als Spion gearbeitet zu haben. Vor dem Bezirksgericht wurde am Donnerstag die Anklageschrift gegen den 46-jährigen Israeli eingereicht. Ihm wird vorgeworfen, mit Vertretern des Iran Kontakt aufgenommen und ihnen Informationen weitergegeben zu haben. Laut Polizeisprecher Mickey Rosenfeld wurde der Mann nach längeren Ermittlungen vor zwei Wochen festgenommen.

Der Angeklagte, dessen Name noch nicht bekannt gegeben wurde, soll im Januar 2011 nach Berlin gereist sein und dort die iranische Botschaft aufgesucht haben. Er habe dort mit drei Männern gesprochen, von denen einer sich als »Hadschi Baba« vorstellte. Nach seiner Rückkehr nach Israel habe er sich noch mehrfach um Kontakt mit der Botschaft bemüht. Der Möchtegern-Spion soll von den Iranern einen eigenen E-Mail-Account erhalten haben, um Nachrichten zu empfangen.

Messias Die 1935 in Jerusalem gegründete Neturei Karta (aramäisch für »Wächter der Stadt«) lehnt den Zionismus und den säkularen Staat Israel ab. Nach ihrem Glauben darf nur Gott einen jüdischen Staat errichten. Der heutige Staat Israel verhindert ihrer Meinung nach durch seine Existenz das Kommen des Messias.

Ein Vertreter der Gruppierung sagte zwar, der Angeklagte sei ein »komischer Kauz« und Außenseiter in seiner Gemeinde. Gleichzeitig demonstrierten aber Anhänger von Neturei Karta im Jerusalemer Stadtteil Mea Shearim gegen die Verhaftung ihres Glaubensbruders.

Ohnehin hätte sich dieser mit seiner Aktion, sollten die Vorwürfe zutreffen, nicht allzu weit vom Mainstream seiner Organisation entfernt. Bereits 2006 geriet Neturei Karta in die Schlagzeilen, als einige ihrer Mitglieder, darunter der in Wien lebende selbst ernannte Rabbiner Moishe Arye Friedman, nach Teheran fuhren, um an der berüchtigten Holocaust-Konferenz von Präsident Mahmud Ahmadinedschad teilzunehmen, auf der die Schoa geleugnet wurde. Fotos gingen um die Welt, auf denen ultraorthodoxe Juden von Ahmadinedschad herzlich umarmt wurden. Wegen solcher Aktionen ist Neturei Karta auch innerhalb der ultraorthodoxen Gemeinschaft stark umstritten.

Al-Quds-Tag Zwar leugnen die Mitglieder von Neturei Karta den Holocaust nicht, sie glauben aber, dass die Zionisten am größten Judenmord der Geschichte mitschuldig waren und ihn als Vorwand benutzten, um den Staat Israel zu gründen. Die Sekte soll auch Geld von der PLO bekommen haben, drückte immer wieder ihre Sympathie für die Hamas aus und stellte sich mehrfach bei Demonstrationen an die Seite gewalttätiger Palästinenser.

Mitglieder der Neturei Karta nehmen auch immer wieder am jährlichen »Al-Quds-Tag« in Berlin teil, den Ayatollah Chomeini 1979 ins Leben gerufen hatte, um gegen die »Besetzung« Jerusalems durch Israel zu protestieren. Der nun wegen Verrat und Spionage angeklagte Mann soll denn auch, so ein Sprecher des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, während seines Verhörs zugegeben haben, dass sein Hauptmotiv, neben Geld, sein »Hass auf Israel« gewesen sei.

Terror

Ex-Geisel Keith Siegel: »Terroristen traten mich, spuckten auf mich«

Nach der Freilassung mehrerer Geiseln aus der Gewalt von Islamisten sickert immer mehr über ihre Zeit in Gaza an die Öffentlichkeit. Ein 65-Jähriger spricht von körperlicher und emotionaler Folter

 14.02.2025

Berlinale

Voneinander getrennt

Die Doku »A Letter to David« erzählt von David Cunio, der seit dem 7. Oktober Geisel der Hamas ist – und von dessen Bruder Eitan, der in Israel auf ihn wartet

von Katrin Richter  14.02.2025

Münchner Sicherheitskonferenz

»Wir brauchen Ihre Hilfe«

Die Mutter des von der Hamas am 7. Oktober 2023 entführten Alon Ohel war zusammen mit weiteren Angehörigen verschleppter Israelis in München

 14.02.2025

Geisel-Deal

Sasha Trufanov, Sagui Dekel-Chen und Yair Horn kommen frei

Nach einem Streit über die Umsetzung der Waffenruhe hat die Hamas eingelenkt und will nun doch am Samstag drei weitere aus Israel Verschleppte freilassen. Nun gibt sie die Namen der Geiseln bekannt

 14.02.2025 Aktualisiert

Erfahrungsbericht

»Yarden überlebte vor allem durch Humor«

Der junge Familienvater Yarden Bibas aus dem Kibbuz Nir Oz kam vor fast zwei Wochen aus der Geiselhaft in Gaza frei

von Sabine Brandes  14.02.2025

Israel

Hamas zwang weibliche Geiseln, Folter-Videos zu sehen

Auf den Aufnahmen waren Misshandlungen männlicher Geiseln durch Terroristen zu sehen

von Imanuel Marcus  14.02.2025

Jerusalem

Präsident des Obersten Gerichts Israels vereidigt

Israels Führung setzt ihren Machtkampf mit der Justiz fort: Regierungsmitglieder boykottieren die Vereidigung des neuen Vorsitzenden des Obersten Gerichts. Der Jurist gilt als liberal

von Cindy Riechau  13.02.2025

Krieg in Nahost

Hamas feuert Rakete auf Israel ab

Das Geschoss sei innerhalb des Gazastreifens niedergegangen, teilte Israels Armee mit. Ein Jugendlicher kam offenbar ums Leben

 13.02.2025

Vermisst

Zerschossene Hände

Itzik Elgarat wurde am 7. Oktober 2023 aus seinem Haus in Nir Oz von Hamas-Terroristen nach Gaza verschleppt

von Sophie Albers Ben Chamo  13.02.2025