Nahost

Angriff in den nächsten Tagen erwartet

Eine iranische Boden-Boden-Rakete vom Typ Fateh-110 Foto: picture alliance / AP Photo

Die israelischen Geheimdienste gehen davon aus, dass der Iran Israel innerhalb der nächsten Tage angreifen wird. Dies geht aus einem Bericht der Publikation »Axios« hervor, deren Autoren sich auf zwei Quellen berufen, bei denen es sich um »Eingeweihte« handeln soll.

Damit könnte die erwartete Attacke stattfinden, bevor am Donnerstag die indirekten Verhandlungen über eine Freilassung der Geiseln aus Gaza und eine Waffenruhe beginnen sollen. Die von Katar und den USA vermittelten Gespräche könnten damit erneut verzögert werden oder gar platzen.

Seit der Tötung von Hamas-Chef Ismail Haniyeh in Teheran am 31. Juli war über einen kurz bevorstehenden Angriff des Iran auf Israel spekuliert worden. Experten hatten diese Attacke zunächst sofort erwartet. Als diese dann ausblieb, hieß es, das Regime in Teheran erwäge aufgrund des internationalen Drucks möglicherweise eine eher zurückhaltende »Antwort« auf die Tötung, die Israel bislang nicht eingeräumt hat.

Militärische Vorbereitungen

Offenbar wurde die Hoffnung auf einen weniger aggressiven Angriff nun über Bord geworfen. »Axios« berichtet von einem Gesinnungswechsel in Teheran. Aber die Zeichen deuten in mehr als eine Richtung.

Einerseits erklärten Vertreter des Iran bei den Vereinten Nationen, sie hofften, die »Antwort« ihres Landes werde den indirekten Verhandlungen über einen Waffenstillstand in Gaza nicht schaden. Andererseits deuten militärische Vorbereitungen, die offenbar im Iran getroffen werden, auf einen Großangriff hin.

Israels Verteidigungsminister Joav Galant soll dies in einem Telefonat mit seinem amerikanischen Kollegen Lloyd Austin erklärt haben. Das Pentagon in Arlington (Virginia) hat weitere Kriegsschiffe, darunter ein Atom-U-Boot und einen weiteren Flugzeugträger, in die Region beordert und das Tempo von Schiffen erhöht, die bereits in Richtung Naher Osten geschickt worden waren. Auch dies ist ein mögliches Anzeichen für einen kurz bevorstehenden Angriff.

Lesen Sie auch

Mitverantwortlich für 7. Oktober

Teheran finanziert neben den Huthi im Jemen und der Hisbollah im Libanon auch die Hamas. Das Regime ist damit zumindest mitverantwortlich für die Massaker des 7. Oktober und frühere Kriege, die die Terrororganisation gegen Israel begann. Immer wieder drohen Führer Ali Chamenei und andere Vertreter des Regimes dem jüdischen Staat mit Vernichtung.

Laut »Axios« glaubt die »Geheimdienstgemeinde« weiterhin, dass die Hisbollah Israel zuerst angreifen wird. Diese Attacke könnte aus Sicht der Terroristen eine Racheaktion für die Tötung eines ihrer Kommandeure durch Israel darstellen. Auch könnte sie dem Zweck dienen, Israels Raketenabwehr zu beschäftigen, damit iranische Raketen mehr Schaden anrichten können.

Im April hatte der Iran Israel mit mehr als 300 Drohnen und Raketen angegriffen. Die meisten dieser Waffen wurden jedoch durch die Raketenabwehr in Israel abgefangen. Nach dieser Attacke antwortete Israel zurückhaltend, um einen großen Krieg zu vermeiden. Diesmal könnte sowohl der iranische Angriff als auch die Reaktion des jüdischen Staates und seiner Partner weitaus aggressiver ausfallen.

Erklärung dreier Regierungschefs

Diese Annahme sprach Verteidigungsminister Galant am Sonntag bei einem Besuch bei einer IDF-Einheit aus. Er fügte hinzu, Israel wolle keinen weiteren Krieg führen, müsse aber vorbereitet sein.

In einem weiteren Versuch, diesen Krieg zu verhindern, gaben die Regierungschefs Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens eine Erklärung heraus. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Präsident Emmanuel Macron und Premierminister Keith Starmer seien aufgrund der Spannungen besorgt, hieß es darin.

Sie fühlten sich der Deeskalation und der Stabilität in der Region verpflichtet, so die drei Regierungschefs. Gerade der Iran und seine Partner müssten von Angriffen Abstand nehmen, die die regionalen Spannungen weiter erhöhen könnten. Auch die Gespräche über eine Freilassung der Geiseln der Hamas und einen Waffenstillstand in Gaza dürften nicht gefährdet werden.

»Keinem Land und keiner Nation wird eine weitere Eskalation im Nahen Osten nützen«, heißt es in der Erklärung von heute früh.

Berlin

»BILD«: Hinweis auf Ausspähung von deutschen Juden durch den Iran kam vom Mossad

Die Hintergründe

 01.07.2025

Meinung

Kontrollverlust im Westjordanland

Immer wieder ziehen radikale Siedler marodierend durch palästinensische Ortschaften. Nun machen sie nicht einmal mehr vor Soldaten der eigenen Armee Halt

 01.07.2025

Washington D.C.

Trump will Netanjahu am Montag treffen

Der US-Präsident und der israelische Ministerpräsident wollen über den Gazastreifen und den Iran sprechen

 01.07.2025

Nahost

Israel: Wir stehen kurz vor Abschluss des Einsatzes in Gaza

US-Präsident Donald Trump sagte jüngst, dass es bald im Gaza-Krieg eine Waffenruhe geben könnte. Auch Israels Verteidigungsminister Katz äußert sich nun optimistisch

 30.06.2025

Krieg

»Unser Schmerz macht uns nicht blind für das Leid anderer«: Palästinenser in Gaza zeigen Fotos getöteter israelischer Kinder

Bei Mahnwachen im Gazastreifen fordern Palästinenser mit einer ungewöhnlichen Aktion Frieden für Nahost. Die Gaza-Anwohner fordern auch die Freilassung aller aus Israel entführten Geiseln

 30.06.2025

Nahost

Kreise: Syrien und Israel sprechen über »Sicherheitsvereinbarungen«

Offiziell befinden sich Israel und Syrien im Kriegszustand. Die neue Führung in Damaskus zeigt sich offen, das zu ändern. Aus Kreisen in Syrien heißt es, es gebe direkte Gespräche

 30.06.2025

Westjordanland

Siedlergewalt gegen Soldaten eskaliert

Jüdische Extremisten greifen Armeebasis an und zünden millionenteure Sicherheitsanlage zur Terrorverhinderung an

von Sabine Brandes  30.06.2025

Meinung

»Ha’aretz«: Stimmungsmache gegen Israel

In den vergangenen Jahren hat die israelische Zeitung mehrfach Falschbehauptungen oder verzerrte Darstellungen in Umlauf gebracht hat - mit weitreichenden Folgen

von Jacques Abramowicz  30.06.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Zunächst einmal müssen wir die Geiseln befreien«

Eine Äußerung des Premierministers deutet darauf hin, dass es eine Verschiebung der israelischen Prioritäten im Krieg gegen die Hamas gibt. Die Hintergründe

 30.06.2025