Nahost

Angehörige: Geiseln wurden misshandelt

Auch die Hamas-Geiseln Iair Horn, Sagui Dekel Chen und Alexander Sasha Troufanov wurden gezwungen, an obskuren Propaganda-Shows der Terroristen mitzuwirken. Foto: picture alliance/dpa

Die sechs am Samstag von der islamistischen Hamas freigelassenen Israelis wurden in der Gefangenschaft nach Angaben ihrer Angehörigen gequält und misshandelt. Vier der Freigelassenen - Tal Schoham, Omer Schem-Tov, Omer Wenkert und Elija Cohen - waren seit ihrer Entführung am 7. Oktober 2023 mehr als 500 Tage im Gazastreifen festgehalten worden.

Einige von ihnen seien an Händen und Füßen gefesselt und teilweise angekettet gewesen, hätten Hunger gelitten und zum Teil allein in feuchten Tunneln in völliger Dunkelheit über Monate ausharren müssen, berichteten israelische Medien unter Berufung auf die Familien.

Die zwei weiteren Geiseln Avera Mengistu und Hischam al-Sajid litten seit langem unter psychischen Erkrankungen. Sie waren schon 2014 und 2015 auf eigene Faust in den Gazastreifen gelangt und seitdem dort festgehalten worden. Ihre Familien berichteten, dass sie nach der Freilassung kaum noch ansprechbar gewesen seien.

»Emotional und kognitiv zerstört«

Al-Sajid sei offenbar die meiste Zeit allein gewesen. »Er sieht aus, als wäre er zehn Jahre in einem Folterlager gewesen. Wir hätten nie gedacht, dass die Hamas so grausam sein könnte, sie haben etwas Abscheuliches getan. Er ist emotional und kognitiv zerstört«, sagte sein Vater dem Sender Kan.

Lesen Sie auch

Wenkert und Schoham hätten berichtet, sie seien kurz vor der Freilassung mit besserer Verpflegung aufgepäppelt worden, schrieb die »Times of Israel«. Dennoch habe Wenkert 30 Kilogramm Gewicht verloren.

Fünf der Geiseln waren von der Hamas bei zwei Übergabeveranstaltungen im Gazastreifen wie schon andere Israelis zuvor auf einer Bühne vorgeführt worden. Bewaffnete und vermummte Hamas-Kämpfer hätten sie aufgefordert, vor einer Menschenmenge zu lächeln, zu winken und in einem Fall sogar die Stirn von Hamas-Leuten zu küssen als Zeichen, wie gut sie angeblich behandelt worden seien.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Nur dem israelischen Araber Al-Sajid hatte die Hamas solche Demütigungen erspart und ihn unter Ausschluss der Öffentlichkeit freigelassen. Die Familie wies diese Begründung jedoch zurück. Al-Sajid sei für eine Vorführung einfach in zu schlechtem Zustand gewesen.

Zudem verbreitete die Hamas ein Video von zwei weiteren männlichen Geiseln, die bei einer dieser Übergaben zusehen und Israels Regierung auffordern mussten, alles für ihre Freilassung zu tun. Wegen all dieser in Israel als entwürdigend empfundenen Umstände der Geisel-Übergaben setzte die Regierung in Jerusalem die Freilassung von rund 600 palästinensischen Häftlingen aus.

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Israel

Spion auf vier Rädern

Israels Armee mustert ihre Dienstfahrzeuge »Made in China« aus. Der Grund: Sie könnten ein Risiko für die nationale Sicherheit sein

von Ralf Balke  07.11.2025

Ko Pha Ngan

Thailand: Israelisches Paar hat in der Öffentlichkeit Sex - und wird verhaftet

Die Hintergründe

von Sabine Brandes  06.11.2025

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Geiselhaft

»Sie benutzten mich wie einen Boxsack«

Die befreite Wissenschaftlerin Elisabeth Tsurkov berichtet über »systematische Folter und sexuelle Gewalt« durch die Entführer im Irak

von Sabine Brandes  06.11.2025

Gaza

Ex-Geisel Rom Braslavski: »Ich wurde sexuell missbraucht«

Es ist das erste Mal, dass ein aus der Gewalt der Terroristen freigekommener Mann über sexuelle Gewalt berichtet

von Sabine Brandes  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

von Karoline Preisler  08.11.2025 Aktualisiert