Ob aus den USA, West- und Osteuropa oder Australien: Jeder Staatsgast, der zum 5. World Holocaust Forum in Israel anreist, wird mit Freude und auch mit Stolz empfangen. Besonderes Augenmerk jedoch liegt auf dem Besuch von Russlands Präsident Wladimir Putin, der am Donnerstagmorgen auf dem Ben-Gurion-Flughafen gelandet ist.
Eklat Vor dem Beginn des Gipfels hatte es zwischen Russland und Polen eine Auseinandersetzung gegeben, die in der Absage der Israel-Reise des polnischen Präsidenten Andrzej Duda kulminierte. Duda hatte angeblich verlangt, ebenfalls in der Gedenkstätte Yad Vashem eine Rede halten zu dürfen, so wie Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und die vier Vertreter der alliierten Siegermächte.
Hauptsächlich geht es bei dem Eklat um die Geschichtsschreibung in Bezug auf den Beginn des Zweiten Weltkrieges aus der Sicht Russlands und Polens. Während der Zeremonie zum 75. Jahrestag in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau wird nur Duda sprechen.
Russlands Präsident Wladimir Putin nannte den Holocaust eine »gemeinsame Tragödie«.
Beim Gespräch mit dem israelischen Präsidenten Reuven Rivlin nannte Putin den Holocaust eine »gemeinsame Tragödie«, denn »40 Prozent der ermordeten Juden stammten aus der Sowjetunion. Die sowjetischen und russischen Menschen haben im Krieg sehr gelitten«. Er fügte hinzu, dass die »Rote Armee nicht nur Auschwitz befreit hat, sondern einen großen Beitrag zum Sieg über die Nazis geleistet hat«. Damit bezog sich der russische Präsident indirekt auf den Streit mit Duda.
Ein weiteres Treffen, das in Israel gespannt erwartet wurde, war das mit der Mutter der israelisch-amerikanischen Rucksacktouristin Naama Issachar, die in Russland inhaftiert ist. Die 27-Jährige wurde in Moskau festgenommen, als Behörden in ihrem Gepäck bei einem Transitaufenthalt weniger als zehn Gramm Cannabis fanden. Sie wurde zu einer Strafe von siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
Geste Putin hatte zugestimmt, ihre Mutter Jaffa Issachar zu treffen, die ihn um eine Begnadigung ihrer Tochter bitten wollte. Der israelische Premier Benjamin Netanjahu dankte Putin anschließend für die »freundliche Geste«. Es sei eindeutig, dass Naama aus einer guten Familie stamme, so der Staatsgast. Es sei ihm zweifelsohne bewusst, dass Netanjahu sich von ihm eine Entscheidung erhoffe.
Die traf Putin jedoch bei diesem Treffen nicht. Stattdessen zeigte er Verständnis für die Sorge der Eltern, ließ wissen, dass Naama heute von einem russischen Menschenrechtsbeauftragten besucht werde, und vertröstete mit den Worten: »Alles wird gut.«