Chanukka

Acht verrückte Tage

Ohne Sufganiot geht es nun mal nicht. Foto: Flash 90

Es müssen nicht acht Tage lang nur Familienfeiern, Kerzenzünden und Fettgebäck sein. Wer zu Chanukka in Israel ist, sollte die Zeit nutzen, um das Land von seiner etwas verrückteren und außergewöhnlichen Seite kennenzulernen. Wir stellen für jeden Tag des Lichterfestes eine Aktivität vor, die alles andere als alltäglich ist.

Erste Kerze: Verlieren Sie sich im Zentralen Busbahnhof im Süden Tel Avivs. Der ist als Labyrinth verschrien, aus dem es kein Entkommen gibt. Für den Tourguide Yonatan Mishal gehört das Verirren zur Besonderheit der Station. Er führt regelmäßig Besuchergruppen durch die Etagen und zeigt ihnen das Schöne im Hässlichen. Während die meisten Tel Aviver den Busbahnhof als Schandfleck sehen, ist er für andere ein Refugium. Besonders für Gastarbeiter aus den Philippinen, die sich in den Gängen ihre eigene Infrastruktur angelegt haben. Mishal fühlt sich wohl in der Unübersichtlichkeit. »Ich liebe dieses Bizarre und Außergewöhnliche.« Tatsächlich ist die Busstation das reinste Sammelsurium der Kuriositäten. Die Etage null, in der die Busse parken, steht heute unter Naturschutz. Doch nicht wegen der Vehikel, sondern wegen der Fledermäuse, die sich hier angesiedelt haben.

Zweite Kerze: Für diese Aktivität brauchen Sie keine Muskeln, sondern einen regelrechten Kuhmagen. Probieren Sie sich durch die neuesten Trends der Sufganiot. Angeboten werden diese in der Festwoche überall, von den Klassikern auf dem Machane-Yehuda-Markt in Jerusalem bis zu den extravaganten Krapfen der Bäckereikette Roladin, die Filialen überall im Land betreibt. Mehr als 25 Millionen der fettgebackenen Köstlichkeiten werden jährlich in Israel verkauft.

Dritte Kerze: Hier werden Sie die überflüssigen Kalorien wieder los – düsen Sie 25 volle Kilometer auf Rollschuhen durch die Stadt. TAR (Tel Aviv Rollers) lädt jeden Dienstag um 21.45 Uhr zum Mitlaufen ein. »Es ist ein nächtliches orgasmisches Vergnügen«, verheißt die Facebook-Seite. Treffpunkt ist der Habima-Platz im Herzen der Stadt. Mitmachen kann jeder, sofern er einigermaßen fit ist, bremsen kann und bereit ist, »die Ersten nicht zu überholen oder Tricks in der Gruppe zu vollführen«. Gewöhnlich geht es durch das Zentrum und die umliegenden Städte von Ramat Gan bis nach Bat Jam. Jeden ersten Dienstag im Monat gibt es eine Route für weniger erfahrene Rollschuhfahrer. Doch 18 Kilometer müssen auch die bewältigen können. TAR berät auch, wo Ausrüstung gekauft oder geliehen werden kann.

Die Sonne über dem Jordantal kommt dem Chanukka-Wunder nah.

Vierte Kerze: Lieben Sie einen Adrenalin-Rausch? Dann gruseln Sie sich im Horrorhaus in Jerusalem. »Crazy Mary« ist das größte und nach eigenen Angaben gruseligste derartige Haus im ganzen Land und sicher nur eine Attraktion für die Mutigen. »Schauspieler, Puppen, Hologramme und gefährliche Maschinen bringen Sie ganz sicher zum Schreien«, verspricht – oder warnt – die Website. Doch nicht jeder muss Nerven wie Stahlseile haben. Denn das »Crazy Mary« bietet verschiedene Angststufen an. Stufe eins bis drei ist noch für Familien mit Kindern geeignet. Danach aber sollten Sie sich auf Albträume gefasst machen. Die Stufen sieben bis zehn werden erst ab 18 Jahren empfohlen.

Fünfte Kerze: Schlechtes Wetter kennen sie nicht. Die Surfer an der Küste freuen sich über jeden Wintersturm, der die Wogen so richtig aufwühlt. Wenn die Wellen nicht allzu hoch sind – was sie in Israel selten sind –, können sich auch blutige Anfänger im Wellenreiten versuchen. Überwinden Sie die Peinlichkeit, sich in einen hautengen Neoprenanzug pressen zu müssen, und erleben Sie die frühen Morgenstunden im Meer. Es hört sich schwieriger an, als es ist, die meisten Teilnehmer stehen schon in der ersten Stunde auf dem wackeligen Brett. Surfklubs, die Privatkurse oder die Teilnahme in einer Gruppe anbieten, gibt es von Haifa bis nach Aschkelon.

Sechste Kerze: Es ist definitiv kein billiges Erlebnis, aber dieser Ausflug kommt dem Wunder von Chanukka in puncto magische Atmosphäre ganz nah. Sehen Sie die Sonne über dem Jordantal von oben aufgehen – aus dem Heißluftballon. In einer Höhe von 1000 bis 1500 Metern hat man eine fantastische Sicht, bis nach Nazareth, Haifa und zum Nachbarn Jordanien. Es ist ein magisches Erlebnis. An sieben Tagen in der Woche bieten mehrere Veranstalter den Flug für Gruppen oder Einzelpersonen an. Los geht es im Jisrael-Tal im Norden ganz früh am Morgen. Mit zum Erlebnis gehört das Anstoßen mit Champagner im Korb und ein anschließendes Landfrühstück.

Siebte Kerze: Unterirdisch geht es weiter. Im Bögen-Becken (Pool of Arches) schippern Sie durch antike Wasserwege unter der Erde. Erbaut im Jahr 789, sollte es der Wasserversorgung der Bewohner von Ramle dienen. In rund 20 Minuten geht es in einem kleinen Boot durch die imposante Zisterne aus einer längst vergangenen Zeit. Trotz dem eindrucksvollen Alter, Erdbeben und Verfall ist die Struktur sicher für die Besucher. Doch denken Sie nicht, dass Sie ein erfahrener Führer durch die Bögen und entlang der Säulenwege führt: Sie schnappen sich ein Boot, das am Rand liegt, und rudern selbst los.

Achte Kerze: Mehr als 50 Prozent Israels sind von Wüstengebiet bedeckt. Und das wird immer mehr für sportliche Aktivitäten genutzt. Der neueste Trend: Sandboarding in den Dünen zwischen Beer Sheva und Mitzpe Ramon. Auf einem Brett, ähnlich einem Snowboard, rauscht man die meterhohen Sanddünen hinunter. Anfänger und Kinder beginnen das Sandboarding meist im Sitzen. Obwohl das Brett sofort rasend schnell wird, ist die Verletzungsgefahr gering, denn rundherum gibt es ja nichts anderes als Sand. Nur das Knirschen zwischen den Zähnen wird Sie noch eine Weile begleiten. Der Verzehr von einer Sufgania im Anschluss schafft aber rasch Abhilfe.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Palästinensischer Terror

Auch Hamas-Geisel Guy Gilboa-Dalal wurde in Gaza sexuell missbraucht

Der Täter setzte ihm ein Messer an den Hals und sagte: »Wenn du jemandem davon erzählst, bringe ich dich um.«

 21.11.2025

Tourismus

Totes Meer: »Enttäuschende Sehenswürdigkeit«

Warum bekommt ein so schöner Ort eine so miese Bewertung? Welche Touristenorte stehen noch auf der wenig ruhmreichen Liste der enttäuschendsten Urlauberziele auf der Welt?

 21.11.2025

Jerusalem

Gideon Sa’ar verurteilt steigende Terror-Renten der Palästinenser

»Die Palästinensische Autonomiebehörde hat ihre Zahlungen an Terroristen nicht eingestellt. Tatsächlich verdoppelt sie diese fast«, so der Außenminister

 21.11.2025

Meinung

Alles muss ans Licht

Eine unabhängige Untersuchungskommission über die Terroranschläge des 7. Oktober ist ein Akt von Pikuach Nefesch

von Sabine Brandes  21.11.2025

Jerusalem

US-Botschafter: Radikale Siedler nicht repräsentativ für gesamte Gemeinschaft

US-Botschafter: Israel nimmt das Problem ernst und dämmt die gewalttätigen Gruppen ein

 21.11.2025

Geiseln

»Alon – du bist nicht allein«

Der israelisch-deutsche Doppelstaatsbürger Alon Ohel spielt auf dem Klavier, das eigens auf dem Platz der Geiseln für ihn aufgestellt wurde

von Sabine Brandes  20.11.2025

Gaza-Gefangenschaft überleben

»Wut zerstört dich«

Der nach mehr als zwei Jahren aus der Hamas-Gefangenschaft entlassene Avinatan Or hat eine zutiefst bewegende und motivierende Rede über Resilienz gehalten. Eine Dokumentation

von Avinatan Or  20.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025