Diplomatie

20 Millionen für die Versöhnung

Am 31. Mai 2010 ereignete sich der blutige Zwischenfall auf der »Mavi Marmara«. Foto: Flash 90

Jerusalem hat Ankara offenbar 20 Millionen US-Dollar an Kompensation für die Familien der auf der »Mavi Marmara« getöteten Türken angeboten, melden israelische Medien am Montagmorgen. Es sei durchaus wahrscheinlich, dass dieses Angebot angenommen werde, verlautet es aus Expertenkreisen. Darüberhinaus nähern sich die beiden Länder offenbar auch auf anderen Ebenen wieder an.

Einst waren sie engst Verbündete: die Türkei und Israel. Doch vor fast vier Jahren waren die diplomatischen Beziehungen fast gänzlich zum Stillstand gekommen. Nachdem eine Flotilla die Gaza-Blockade der Israelis brechen wollte, hatten Soldaten der israelischen Armee (IDF) das Schiff geentert. Sie wurden von bewaffneten, gewaltbereiten Aktivisten empfangen. Neun türkische Staatsangehörige starben bei der Auseinandersetzung, sieben israelische Soldaten wurden verletzt.

Touristen Die Beziehungen zwischen Ankara und Jerusalem waren seitdem mehr als frostig. Und das nicht nur auf politischer Ebene. Aufgrund der Verstimmung blieben auch die Touristen weg. In den Ferienorten wie Alanya und Antalya, wo sich sonst Zehntausende von Israelis in den Hotelburgen tummelten, herrschte gähnende Leere.

Nun bemühen sich Vermittler beider Seiten bereits seit Monaten, eine Versöhnung herbeizuführen. Im Dezember wurde das Team aus Jerusalem, darunter der nationale Berater Jossi Cohen und Sonderbeauftragter Joseph Ciechanover, eingeladen, wieder nach Istanbul zu kommen. Bei diesen Gesprächen sollen die Türken den Israelis entgegengekommen sein. Anonyme Insiderquellen sagen, dass die zuvor von Ankara geforderten 30 Millionen reduziert werden könnten.

Angeblich habe Premierminister Benjamin Netanjahu nach diesen Informationen auf seine ursprünglich angebotenen 15 Millionen noch fünf draufgelegt. »Und er ist bereit, weitere drei hinzuzufügen, sollte es damit eine Vereinbarung geben«, hieß es. Das Geld wird in einem Fond angelegt und den Hinterbliebenen zugute kommen.

Normalität Aber es geht nicht nur allein ums Geld. Ebenso wollen beide Seiten am Verhandlungstische erreichen, dass der tiefe Riss in den einst guten Beziehungen endlich gekittet wird und man zur Normalität übergehen kann. Dazu gehören ministeriale Treffen, Militärkooperationen und aktiver Handel. Allerdings will Netanjahu, dass Ankara zuerst die Anklagen gegen IDF-Angehörige zurückzieht und aufhört, Israel in internationalen Gremien zu beschuldigen oder sich gegen den jüdischen Staat auszusprechen.

Allerdings wird wahrscheinlich nichts davon vor dem 30. März geschehen. Denn bis dahin wird der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan seinen Ruf als Hardliner auf dem politischen Parkett seines Landes nicht gefährden wollen. Doch vielleicht weht nach den lokalen Neuwahlen in der Türkei ein anderer politischer Wind.

Israel

Haie vor Hadera

Warmes Abwasser aus einem Kraftwerk lockt im Winter die Fische an die Küste. Wissenschaftler fordern nun einen saisonalen Schutz, um gefährliche Begegnungen zwischen Mensch und Tier zu vermeiden

von Sabine Brandes  15.11.2025

Meinung

Israel: Keine Demokratie ohne Pressefreiheit

Den Armeesender abschalten? Warum auch jüdische Journalisten in der Diaspora gegen den Plan von Verteidigungsminister Katz protestieren sollten

von Ayala Goldmann  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Geiseldeal

Hamas übergibt Leichnam von Meny Godard

Der 73-jährige Großvater wurde am 7. Oktober im Kibbuz Be’eri von Terroristen der Hamas ermordet und in den Gazastreifen entführt

 14.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Waffenruhe

Hamas und Islamischer Dschihad wollen Geisel-Leichnam übergeben

Die Terroristen haben noch die sterblichen Überreste von vier Geiseln in ihrer Gewalt

 13.11.2025

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  13.11.2025

Westjordanland

Israel: Rund 40 Hamas-Mitglieder in Betlehem festgenommen

Israelische Einsatzkräfte wollen Anschlagspläne mit möglicherweise vielen Toten gestoppt haben: Was hinter der Festnahme Dutzender Hamas-Mitglieder steckt

 13.11.2025

Westjordanland

Jüdische Siedler zünden Moschee an

Nur einen Tag nachdem Israels Präsident Herzog und hochrangige Vertreter der Armee Angriffe gewalttätiger Siedler verurteilt hatten, schlugen diese wieder zu

 13.11.2025