Nahost

13 Leichname von Geiseln fehlen: Israel droht Hamas mit Konsequenzen

Ägyptisches Personal sucht in Khan Younis nach den sterblichen Überresten früherer Geiseln der Hamas. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Seit Tagen weigert sich die palästinensische Terrororganisation Hamas, die Leichen mehrerer israelischer Geiseln an Israel zu übergeben. Regierungskreise in Jerusalem warnen nun vor Konsequenzen, sollte sich daran nichts ändern. Mehrere israelische Zeitungen berichteten.

»Wir werden nicht ewig warten«, sagte ein ranghoher israelischer Regierungsvertreter der »Jerusalem Post«. »Präsident Trump hat Hamas ein 48-Stunden-Ultimatum gestellt, Fortschritte bei der Rückgabe der Leichen zu machen – und wir werden handeln, wenn das nicht geschieht.«

Nach israelischen Angaben könnte die Terrororganisation den Großteil der getöteten Geiseln sofort übergeben. Einige Leichen müssten womöglich erst aus unterirdischen Verstecken geborgen werden, andere seien an Orten begraben, die Hamas selbst nicht kenne, hieß es.

Hamas in israelischem Gebiet

In einem ungewöhnlichen Schritt erlaubte Israel einem Hamas-Vertreter, das von der Armee kontrollierte Gebiet im Gazastreifen zu betreten. Dort arbeitet er unter Aufsicht der israelischen Streitkräfte gemeinsam mit ägyptischen Vertretern und dem Roten Kreuz an der Bergung der Leichen. Nach Angaben aus Jerusalem handelt es sich um einen einzelnen Mann, der unter ständiger IDF-Kontrolle steht. Ägypten habe lediglich ein kleines Team und einige Maschinen entsandt, um die Arbeiten zu unterstützen.

Währenddessen laufen intensive Gespräche über die Zukunft des Gazastreifens im Rahmen des von US-Präsident Donald Trump vermittelten Abkommens. Ziel ist eine sogenannte technokratische Verwaltung, in der die Hamas keine Rolle mehr spielen soll. Kairo soll allerdings vorgeschlagen haben, der Organisation begrenzten Einfluss auf kommunaler Ebene zu gewähren, um ihre Kooperation bei den Nachkriegsverhandlungen zu sichern.

Laut israelischen Medien erwägt die israelische Regierung, den Nachschub von Treibstoff und Lebensmitteln nach Gaza zu drosseln, um die Hamas zum Einlenken zu bewegen. Vertreter der US-Regierung hätten diese Option jedoch abgelehnt – aus Sorge, der Waffenstillstand könne dadurch gefährdet werden.

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Rotes Kreuz als Vermittler

US-Vizepräsident JD Vance und mehrere hochrangige Regierungsmitglieder besuchten vergangene Woche die Region, um das brüchige Abkommen zu stützen. Trump selbst erklärte am Wochenende, er beobachte die Lage »sehr genau« und erwarte, dass Hamas binnen 48 Stunden mit der Rückgabe der Leichen beginne.

Nach israelischen Informationen befinden sich die Leichen von noch 13 Geiseln in Gaza. Israel kennt offenbar die Positionen von neun von ihnen. Vor dem Waffenstillstand hatte Hamas die Leichen von 28 Geiseln in ihrer Gewalt. 15 von ihnen sowie alle 20 überlebenden Geiseln wurden inzwischen übergeben.

Die Rückgabe der Leichen ist Teil des am 9. Oktober in Scharm el-Scheich geschlossenen Waffenstillstands- und Geiselabkommens. Dessen Umsetzung stockt jedoch seit Tagen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz erklärte, man agiere in Gaza als »neutraler Vermittler« und beteilige sich an der Rückführung der sterblichen Überreste »in Übereinstimmung mit der Waffenstillstandsvereinbarung«.

Vorbereitung der Stabilisierungstruppe

Für zusätzliche Spannungen sorgt eine Aussage des Hamas-Verhandlungsführers Khalil al-Hayya. Er erklärte am Sonntag, die Waffen der Organisation seien »mit der Präsenz der Besatzung und der Aggression verbunden«. Erst wenn diese ende, würden die Waffen »an den Staat übergeben«. Unklar blieb, welchen »Staat« er damit meinte.

Nach dem US-vermittelten Abkommen soll die Hamas in einer späteren Phase vollständig entwaffnet und von der Regierung des Gazastreifens ausgeschlossen werden. Israel betrachtet die Entwaffnung der Terrororganisation als zentrale Bedingung für ein dauerhaftes Ende des Krieges.

Unterdessen bereitet sich eine internationale Stabilisierungstruppe auf ihren Einsatz im Gazastreifen vor. Quellen aus der Knesset zufolge sollen daran Soldaten aus Indonesien, Aserbaidschan und Pakistan beteiligt sein. Die Einheit soll nach dem Abzug der israelischen Armee für die Sicherheit in Gaza sorgen. im

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