Meinung

Wuppertal und die Brandstifter

Das Urteil gegen die drei jungen Männer palästinensischer Herkunft, die im Sommer 2014 einen Brandanschlag auf die Synagoge in Wuppertal verübt haben, ist rechtsgültig. Das Oberlandesgericht Düsseldorf verwarf einen Antrag auf Revision. Damit sind nicht nur die Bewährungsstrafen abgenickt, sondern auch deren Begründung: Wer in Deutschland versucht, eine Synagoge in Brand zu setzen, ist kein Antisemit, sondern ein Israelkritiker, der mit seiner Kritik zu weit gegangen ist.

Schon das Amtsgericht in Wuppertal konnte in seiner Urteilsbegründung hinter dem Brandanschlag keinerlei antisemitische Motive erkennen. Dieser Haltung schlossen sich die folgenden Gerichte an. Die Behauptung der drei Täter, sie hätten mit ihrem Angriff auf das Bethaus die Aufmerksamkeit auf den Gaza-Konflikt lenken wollen, wurde ihnen von den Gerichten geglaubt.

ansprechpartner Die Wuppertaler Synagoge steht in Wuppertal, sie gehört der Wuppertaler Gemeinde, die gehört zum Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein mit Sitz in Düsseldorf, und alle gehören zum Zentralrat der Juden in Deutschland mit Sitz in Berlin. Für gewalttätige oder nicht gewalttätige Kritik an Israel, seiner Regierung oder seiner Armee ist er so sehr Ansprechpartner wie eine katholische Kirche oder ein von Türken betriebener Gemüseladen: nämlich überhaupt nicht.

Es sei denn, man ist der – leider verbreiteten – Ansicht, dass Juden, egal, in welchem Land und in welcher Stadt sie leben, nichts anderes sind als der verlängerte Arm der israelischen Regierung. Oder gleich finsterer Mächte, die sie steuern.

antisemitismus Wer in Deutschland gegen Israel protestieren will, darf das tun, so unangenehm und unsinnig es auch sein mag: friedlich auf öffentlichen Plätzen, so wie es Demonstranten jedweder Couleur ständig machen. Ein Merkmal, an dem man Antisemitismus erkennen kann, sind jedoch die doppelten Standards, die angelegt werden: Niemand käme auf die Idee, ein hinduistisches Kloster anzugreifen, um gegen die Politik Indiens zu protestieren, oder eine Moschee, um sich gegen Erdogan oder gleich »gegen die Türkei« zu positionieren. Und wer so etwas täte, könnte kaum mit einem Richter rechnen, der in seiner Gewalttat so etwas wie legitime »Indien-« oder »Türkeikritik« erkennen wollte.

Beim Thema Israel und dem Anschlag auf die Wuppertaler Synagoge hat es aber geklappt. Wie die Justiz in Nordrhein-Westfalen geurteilt hat, ist schlimm.

Der Autor ist freier Journalist in Bochum.

Sachsen

Zahlreiche Spenden für Rettung von Synagogen-Relikt

Baumaßnahmen für die Sicherung des Mauerrests sollen im kommenden Frühjahr beginnen

 09.07.2024

Potsdam

Neues Synagogenzentrum vor Einweihung

Zu dem Festakt wird auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet

 04.06.2024

Berlin

Mehrere Hundert Menschen bei bunter Lag-BaOmer-Parade

Rabbiner Yehuda Teichtal: Starkes Zeichen für fried- und respektvolles Miteinander

 27.05.2024

Boris Schulman

Dieses Jahr ist Jom Haschoa anders

Zum Tag des Gedenkens an die Schoah reflektiert unser Autor die Bedeutung des Heimatbegriffs in Bezug auf Deutschland und Israel

von Boris Schulman  07.05.2024

Oldenburg

Brandanschlag auf Synagoge: Erste Hinweise auf Tatverdächtigen

Für Hinweise, die zur Tataufklärung führen, ist eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro ausgesetzt

 06.05.2024

Berlin

Zeichen der Solidarität

Jüdische Gemeinde zu Berlin ist Gastgeber für eine Gruppe israelischer Kinder

 15.04.2024

Berlin

Koscher Foodfestival bei Chabad

»Gerade jetzt ist es wichtig, das kulturelle Miteinander zu stärken«, betont Rabbiner Yehuda Teichtal

 07.04.2024

Hannover

Tränen des Glücks

Auf der Damentoilette gibt es eine Schminkorgie, während Backstage auch mal die Gefühle durchgehen. Aber »je näher der Abend, desto geringer die Aufregung«

von Sophie Albers Ben Chamo  31.03.2024

Hannover

»Alle sollen uns hören und sehen!«

Tag zwei der Jewrovision beweist, dass immer noch mehr Energie möglich ist. Nach Workshops und Super-Hawdala geht es zur Kirmes und auf die Zielgerade zur Generalprobe am Sonntagvormittag

von Sophie Albers Ben Chamo  30.03.2024