Karneval

»Wir machen gerne mit«

Herr Szentei-Heise, die Jüdische Gemeinde Düsseldorf wird närrisch. Sie wollen am nächsten Rosenmontagszug mit einem eigenem Wagen teilnehmen. Was hat Sie geritten?
Düsseldorf ist ja neben Köln und Mainz eine der großen Hochburgen des Straßenkarnevals. Das kann am jüdischen Leben nicht vorbeigehen.

Trotzdem ist, was Sie jetzt planen, ein Novum. Wie kommt man auf so eine Idee?
Beim diesjährigen Karneval war ich als Gast des Oberbürgermeisters am Rathaus und habe mir den Zug angeschaut. Da habe ich einen Wagen der evangelischen Kirche gesehen, der Bezug auf 500 Jahre Reformation nahm. Dann kam einer der Diakonie, also des evangelischen Hilfswerks. Und dann kam noch einer, der sich mit Heinrich Heine beschäftigte. Da dachte ich mir: Hoppla, das ist doch einer von uns, warum okkupieren die den? So war die Idee in der Welt.

Auf welchen Wagen dürfen wir uns freuen?
Wir wollen etwas mit und zu Heinrich Heine machen, dem großen jüdischen Sohn der Stadt Düsseldorf. Und zwar mit Zitaten von ihm zu Themen, die dann, im Frühjahr 2018, aktuell sein werden.

Eine ambitionierte Idee. Wollen Sie den Wagen selbst herstellen?
Ich habe mich mit Jacques Tilly getroffen, der die Wagen mit den politischen Themen baut. Tilly ist ein nicht nur in Düsseldorf sehr berühmter Mann. Der war sofort begeistert.

Tilly gilt als mutiger und kontroverser Wagenbauer.
Er ist überzeugter Antifaschist. Bei Veranstaltungen gegen Rechtsextremismus habe ich ihn schon häufiger getroffen, und wir haben da zusammengefunden.

Im Nationalsozialismus bot der Karneval eine besonders hässliche Bühne, von der Juden verächtlich gemacht wurden. Hat Sie das zögern lassen?
Im Gegenteil. Gerade deswegen müssen wir mitmachen. Wir sind die drittgrößte jüdische Gemeinde Deutschlands, und wir sind ein selbstbewusster Teil der Stadtgesellschaft. Da müssen wir doch Flagge zeigen.

Wie denkt denn das Festkomitee über den jüdischen Wagen?

Die sind genauso begeistert. Wir müssen zwar noch über ein paar Dinge reden – gerade die Kostenfrage ist noch nicht ganz geklärt. Aber der Geschäftsführer des Düsseldorfer Karnevals findet die Idee, dass wir dabei sind, fantastisch.

Bleibt noch die Frage nach den Gemeindemitgliedern. Gibt es wenigstens da ein paar Karnevalsmuffel?
Bislang haben sich noch keine gemeldet. Die Resonanz ist sehr gut. Natürlich kann es auch Kritik geben. Und wenn von russischsprachigen Zuwanderern, die mit Karneval nichts am Hut haben, ein bisschen Unverständnis geäußert wird, kann ich das ja auch verstehen.

Mit dem Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf sprach Martin Krauß.

Frankfurt

30 Jahre Egalitärer Minjan: Das Modell hat sich bewährt

Die liberale Synagogengemeinschaft lud zu einem Festakt ins Gemeindezentrum

von Eugen El  09.12.2024

Frankfurt/Main

»Mein Herz blutet«

In Israel herrsche »Balagan«, Chaos, sagt Chaim Sharvit. Er steht hier denen zur Seite, die zum ersten Jahrestag des 7. Oktober dunkle Gedanken haben. Ein Besuch in Deutschlands größtem jüdischen Altenheim in Frankfurt

von Leticia Witte  14.10.2024

Gedenkveranstaltung

Steinmeier: Wer überlebt hat, trägt schwer an der Last

Fünf Jahre nach dem rechtsextremen Anschlag besucht Bundespräsident Steinmeier die Tatorte.

 09.10.2024

Frankfurt

Graumann und Grünbaum zur Doppelspitze in der Frankfurter Gemeinde gewählt

Den Vorstand vervollständigen Rachel Heuberger, Daniel Korn und Boris Milgram

von Christine Schmitt  09.10.2024

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

IKG

»Ein großer Zusammenhalt«

Yeshaya Brysgal zieht nach einem Jahr als Jugendleiter eine positive Bilanz und plant für die Zukunft

von Leo Grudenberg  04.09.2024

Keren Hayesod

»Das wärmt mir das Herz«

Der Gesandte Rafi Heumann über seinen Abschied von Berlin, deutsche Spielplätze und treue Spender

von Christine Schmitt  04.09.2024

Porträt der Woche

Sinn ernten

Caro Laila Nissen half nach dem 7. Oktober Bauern in Kibbuzim nahe Gaza

von Lorenz Hartwig  01.09.2024