Bad Nauheim

Wiedergeburt einer Gemeinde

Die Synagoge in Bad Nauheim Foto: Judith König

Nach ihrem Einmarsch in die hessische Kurstadt Bad Nauheim feierten amerikanische Truppen – der Krieg war noch nicht überall zu Ende – einen jüdischen Gottesdienst.

»Da in Nauheim keine jüdischen Einwohner übrig geblieben sind, wird das Gotteshaus vorläufig nur von den jüdischen Jungens des XIX. Corps besucht«, berichtete die Zeitschrift Jüdische Welt über dieses ungewöhnliche Ereignis. Unter den Teilnehmern befand sich dennoch eine Handvoll deutscher Juden, wie etwa der gebürtige Bad Nauheimer Ralph Baum, der als Elfjähriger in die USA emigriert war und nun als GI und Befreier in seine Heimat zurückgekehrt war.

Im November 1938 war das neun Jahre zuvor erbaute Gotteshaus von SA-Leuten geschändet und demoliert worden. Das Gebäude wurde als Lagerhaus zweckentfremdet. 1942 verschleppten die Nationalsozialisten die letzten Bad Nauheimer Juden in die Vernichtungslager.

Amerikanische Helfer Mit Unterstützung der US-Militärregierung entstand jedoch schon wenige Monate nach Kriegsende eine neue jüdische Gemeinde. Im Herbst 1945 reiste der vom amerikanischen Präsidenten eingesetzte »Consultant on Jewish Problems«, Judah Nadich, durch das besetzte Deutschland, um die neu gegründeten Gemeinschaften von Schoa-Überlebenden zu besuchen.

Über Bad Nauheim schrieb er: »Die etwa 60 Juden in der Stadt haben sich zusammengeschlossen und ein Exekutiv-Komitee unter dem Vorsitz von Dr. Kellermann gegründet. Von den in der Stadt lebenden Juden stammen rund 50 aus Polen, die restlichen sind Rumänen, Ungarn und Deutsche. Fast alle von ihnen möchten das Land verlassen und nach Palästina einwandern.«

Den Staat Israel gab es noch nicht. So waren die Juden gezwungen, in Deutschland auszuharren. Wie in anderen Orten kam es auch in Bad Nauheim kurzzeitig zu einer Renaissance jüdischen Lebens. Die Gemeinde erhielt mit der Villa »Haus Flörsheim« ein eigenes Zentrum, die Synagoge wurde auf Befehl der Militärregierung komplett renoviert und im Juli 1945 feierlich eingeweiht. Bis über 400 Gemeindemitglieder sowie zahlreiche in der Region stationierte jüdische US-Soldaten konnten sich hier nun zum Gottesdienst versammeln.

Künstler Zudem entwickelte sich in der Stadt für einige Jahre ein ausgeprägtes kulturelles Leben. Berühmte jiddische Bühnen- und Filmkünstler wie Diana Blumenfeld und Jonas Turkow traten im Kleinen Kurhaussaal auf. Im Anwesen der ehemaligen Israelitischen Kinderheilstätte eröffnete die orthodoxe Hilfsorganisation Vaad Hatzala (Rettungskomitee) ein religiöses Kinderheim. Mit Makkabi Bad Nauheim wurde sogar ein Fußballverein gegründet.

Den Auftakt für den erfolgreichen jüdischen Neubeginn in Bad Nauheim bildete jedoch der Gottesdienst vom 27. April 1945. Heute hat die Gemeinde wieder über 300 Mitglieder.

Berlin

Zeichen der Solidarität

Jüdische Gemeinde zu Berlin ist Gastgeber für eine Gruppe israelischer Kinder

 15.04.2024

Berlin

Koscher Foodfestival bei Chabad

»Gerade jetzt ist es wichtig, das kulturelle Miteinander zu stärken«, betont Rabbiner Yehuda Teichtal

 07.04.2024

Hannover

Tränen des Glücks

Auf der Damentoilette gibt es eine Schminkorgie, während Backstage auch mal die Gefühle durchgehen. Aber »je näher der Abend, desto geringer die Aufregung«

von Sophie Albers Ben Chamo  31.03.2024

Hannover

»Alle sollen uns hören und sehen!«

Tag zwei der Jewrovision beweist, dass immer noch mehr Energie möglich ist. Nach Workshops und Super-Hawdala geht es zur Kirmes und auf die Zielgerade zur Generalprobe am Sonntagvormittag

von Sophie Albers Ben Chamo  30.03.2024

Jewrovision

Perfekter Auftritt

Der Countdown zur 21. Jewrovision läuft. Rund 1300 Teilnehmer und Gäste aus den deutschen Gemeinden purzeln in Hannover aus den Bussen und bereiten sich auf das große Finale am Sonntag vor: Time to Shine!

von Sophie Albers Ben Chamo  29.03.2024

Hannover

Tipps von Jewrovision-Juror Mike Singer

Der 24-jährige Rapper und Sänger wurde selbst in einer Castingshow für Kinder bekannt

 26.03.2024

Berlin

Purim für Geflüchtete

Rabbiner Teichtal: »Jetzt ist es wichtiger denn je, den Geflüchteten die Freude am Feiertag zu bringen«

 21.03.2024

Centrum Judaicum Berlin

Neue Reihe zu Darstellungen von Juden in DDR-Filmen

Im April, Mai, August, September und Oktober werden die entsprechenden Filme gezeigt

 20.03.2024

Stiftungsgründung

Zentralrat der Juden ordnet Rabbinerausbildung neu

Das Abraham Geiger Kolleg und das Zacharias Frankel College sollen durch eine neue Trägerstruktur abgelöst werden - mit Unterstützung der staatlichen Zuwendungsgeber

 26.02.2024