München

Visionär und Ideengeber

Wenn man den Begriff »maßgeschneidert« in Zusammenhang mit einem Festakt verwenden will, dann war er maßgeschneidert. Der Verleger, Kunsthistoriker und Visionär Hubert Burda wurde Mittwoch vergangener Woche für seine Verdienste um das deutsch-jüdische Verhältnis mit der Moses Mendelssohn Medaille ausgezeichnet, in einem Saal im Jüdischen Gemeindezentrum am Jakobsplatz, der nach ihm benannt ist, gewürdigt mit einer Laudatio von IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch, die die Medaille selbst schon erhalten hat. Besser inszeniert geht es kaum.

Auch der Beginn der Festveranstaltung war sicherlich nicht zufällig gewählt. Pianistin Marina Baranova eröffnete die Veranstaltung mit einem Stück von Felix Mendelssohn Bartholdy (»Lieder ohne Worte«), einem Enkel des Philosophen und Aufklärers Moses Mendelssohn, der dem Preis seinen Namen gab. Der Gründungsdirektor und Vorstand der gleichnamigen Stiftung, Julius Schoeps, überreichte die Auszeichnung an Hubert Burda, der sich ausgesprochen geehrt zeigte.

Verständigung »Wir würdigen mit der Auszeichnung den beständigen Einsatz von Professor Burda für die Verständigung zwischen Deutschland und Israel. Wir ehren jemanden, dem bewusst ist, dass man nur dann in dieser Welt etwas verändern kann, wenn man den Willen dazu hat und auch bereit dazu ist«, sagte Schoeps mit Blick auf Hubert Burda.

Im Laufe des Abends fiel neben vielen anderen wohlwollenden und wohlklingenden Attributen das Wort »Visionär« gleich mehrfach, um Hubert Burda einigermaßen treffend zu charakterisieren. Charlotte Knobloch sprach gleich zu Beginn ihrer Laudatio sogar von einem Wagnis, den Preisträger zu beschreiben. »Es ist unmöglich«, wandte sich die IKG-Präsidentin an Hubert Burda, »Ihnen auch nur ansatzweise gerecht zu werden. Weder Ihrem Lebenswerk als Verleger und Unternehmer, noch Ihrer Großzügigkeit als Mäzen, oder gar Ihrer menschlichen Größe als Persönlichkeit unserer Zeit, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stets in bemerkenswerter Weise bewusst ist.«

Charlotte Knobloch nannte eine schier unendliche Zahl von Impulsen und Aktivitäten der unterschiedlichsten Art, mit denen Hubert Burda das Verhältnis zwischen Juden und Deutschen beflügelt hat, dann gab sie jedoch auf, weil die Aufzählung den Rahmen sprengen würde. »Es sind eben die unzähligen Mosaiksteine, die sein einzigartiges Engagement über Jahrzehnte zu einem Gesamtkunstwerk ungeahnten Ausmaßes machen«, betonte die IKG-Präsidentin in ihrer Laudatio. Auf Jiddisch gelang ihr die Beschreibung leichter: »Er is a Mentsch. Damit ist eigentlich alles gesagt.«

Leuchtturm Stiftungsdirektor Julius Schoeps hatte in seiner Rede auch auf die engen Verbindungen des Preisträgers zu den jüdischen Gemeinden hingewiesen, besonders die zur Israelitischen Kultusgemeinde in München. Charlotte Knobloch bezeichnete Hubert Burda als »hell strahlenden Leuchtturm« und zitierte ihn aus der Festschrift zum 200-jährigen Bestehen der IKG: »Ohne die finstere Vergangenheit zu verleugnen, kommt es darauf an, dass Israelis beziehungsweise Juden und Deutsche gemeinsam etwas in der Gegenwart unternehmen, das in der Zukunft Früchte trägt.«

Diesen Traum hatte auch Charlotte Knobloch, als sie vor 30 Jahren das Amt der IKG-Präsidentin übernahm und einige Jahre später bei dem Verleger Hubert Burda vorsprach, »Klinken putzte«, wie sie es ausdrückte. Der Traum von Knobloch war ein neues jüdisches Gemeindezentrum, die Rückkehr ins Herz der Stadt, der Beginn eines deutsch-jüdischen Dialogs.

Hubert Burda ließ sich von Charlotte Knoblochs Idee anstecken und erwies sich bei der Förderung des Gemeindezentrums als ungeheuer großzügig. In der Festschrift schreibt er: »Etwas zu tun für die jüdische Gemeinde in München, meiner zweiten Heimatstadt, verschaffte mir ein wahres Glücksgefühl.« Charlotte Knobloch ging in ihrer Laudatio auf diesen Satz ein und stellte ihn auf den Kopf. »Menschen wie Ihnen zu begegnen, verschafft mir ein wahres Glücksgefühl«, sagte sie zu Hubert Burda und griff den viel zitierten Satz von Lord Weidenfeld auf: »Hubert Burda gehört zu den deutschen Persönlichkeiten, die mir wieder Vertrauen zu Deutschland gegeben haben.«

Zukunft Burda, so Charlotte Knobloch, verkörpere den verantwortungsvollen Umgang mit der deutschen Geschichte, den geschichtsbewussten Umgang mit unserer gemeinsamen Gegenwart und das Für- und Miteinander in unserer Zukunft. Einen würdigeren Preisträger könne es nicht geben.

Das Moses Mendelssohn Zentrum ehrt mit der Medaille die Verdienste um die Aufarbeitung der deutsch-jüdischen Geschichte, die Versöhnung zwischen Nichtjuden und Juden, die Stärkung jüdischer Neuanfänge in Deutschland und die Intensivierung deutsch-israelischer Beziehungen. Die Liste der bisherigen Preisträger umfasst hochrangige Persönlichkeiten, neben Charlotte Knobloch zum Beispiel Friede Springer, Daniel Barenboim, Kurt Biedenkopf, Avi Primor, Hildegard Hamm-Brücher und Berthold Beitz.

Zentralrat der Juden

Anmeldung für Gemeindetag ab sofort möglich

Das jüdische Großevent findet vom 14. bis 17. Dezember in Berlin statt

 02.06.2023

Porträt

Kiel – Alles in einem

Von Sozialberatung über Kinder- und Jugendtheater bis zu Sprachkursen: In der Kieler Gemeinde ist alles unter einem Dach vereint

 16.06.2022

Porträt

Mainz – Neue Synagoge mit langer Tradition

Einst war Mainz Teil der legendären SchUM-Städte, heute steht dort eine ganz besondere Synagoge

 16.06.2022

Porträt

Speyer – Eine traditionsreiche Gemeinde

Im Mittelalter war Speyer ein wichtiges Zentrum des Judentums. Heute hat die Gemeinde wieder 567 Mitglieder

 16.06.2022

Porträt

Kaiserslautern – xxx

xxxxx

 16.06.2022

Berlin

Bundespräsident besucht Geflüchtete

Frank-Walter Steinmeier trifft Kinder und Jugendliche aus Odessa im Jüdischen Bildungszentrum

von Joshua Schultheis  07.03.2022

Düsseldorf

Die Makkabäer sind los!

Zum dritten Mal findet in Nordrhein-Westfalen das größte jüdische Sportfest Deutschlands statt

 03.09.2021 Aktualisiert

Brandenburg

Jüdische Gemeinden feiern 30 Jahre ihrer Wiedergründung

Mit einem Festakt begingen rund 150 Gäste aus der jüdischen Gemeinschaft und der Landespolitik das runde Jubiläum

 01.09.2021

Jubiläum

Seit 151 Jahren Teil der Stadtgesellschaft

1870 beschlossen elf Männer, in Gelsenkirchen eine eigene jüdische Gemeinde zu gründen - jetzt wurde an sie erinnert

von Michael Thaidigsmann  30.08.2021