Feier

Töchter der Pflicht

Ein »Mi Scheberach«, einen besonderen Segen, bekamen am vergangenen Schabbat sieben junge Mädchen in der Ohel-Jakob-Synagoge. Dies war gleichzeitig der festliche Höhepunkt ihrer Batmizwa, bei der sie auch ihre hebräischen Namen erhielten. Bereits am Vortag wurde gefeiert – mit Geschenken, einer Party, einem festlichen Abendessen und mit dem Vortrag der Mädchen über die Bedeutung ihrer neuen Namen.

Was jede einzelne der Batmizwas damit verbindet, erklärten sie der Gemeinde nach dem gemeinsamen Abendgebet in der Synagoge. Nachdem das Maariv mit dem Adon Olam beendet war, traten die Mädchen nach einer Einführung von Rabbiner Arie Folger vor den Toraschrein.

bedeutung Katarina hatte den Namen Fradel, abgeleitet von Freude, gewählt. Das solle ihr helfen, positiv und ausgeglichen zu bleiben. Marina hatte sich für Miriam entschieden – ein Vorbild, um auch selbst ihr Leben aktiv zu gestalten. Stellas Idol war die Prophetin und erste Richterin Deborah mit ihrer Frömmigkeit und Weisheit. Alica will sich an den Eigenschaften Treue und Sensibilität der Stammmutter Leah orientieren. Fidan hat sich für den Namen Yael entschieden. So wie die Heldin aus der Richterzeit hofft sie, »dass auch ich in meinem Leben den Mut finden werde, um richtig zu handeln, auch wenn es mir schwerfällt«.

Anna wählte den Namen Channah. Dieser kommt von »Chen Ha-Schem« und bedeutet Gottes Gnade, erklärte sie: »Von der biblischen Channah würde ich gerne zwei besondere Eigenschaften übernehmen: Frömmigkeit und tiefen Glauben an G’tt.« Der hebräische Name von Alice wird in Zukunft Ziwa sein. Das bedeutet Strahlen – und so möchte sie »zu einer strahlenden jungen Frau heranwachsen. Meine Eltern, Großeltern und die ganze Gemeinde sollen von mir viel jüdische Naches haben.«

vorbereitung Stellvertretend für alle Mädchen aus dem Batmizwa-Club bedankte sie sich bei Judith Epstein und Chani Diskin von Chabad Lubawitsch. Letztere bereitet schon seit gut zehn Jahren junge Mädchen auf ihre Batmizwa vor. Im Batmizwa-Club im Chabad-Haus haben sich schon viele junge Mädchen sehr wohlgefühlt – beim Lernen über Religion ebenso wie beim Backen von Challot, dem Vorbereiten des Schabbat-Essens oder bei allgemeinen Diskussionen. Die Batmizwa-Feier fand anschließend stets im familiären Kreis statt.

Gemeinsame Feiern wie in der vergangenen Woche initiierte dann Judith Epstein. Sie gründete einen Batmizwa-Club für die Mädchen aus russischsprachigen Familien, die häufig nicht die Möglichkeit zu großen Feiern hatten. So entstand ein zweiter Batmizwa-Club, in dem Chani Diskin, die auch als Religionslehrerin in der IKG tätig ist, das religiöse Wissen vermittelt und Judith Epstein sich um die weltlichen Dinge wie eine feierliche Gestaltung des Festes kümmert.

Appell Wie wichtig beides ist, wurde aus den Worten von Präsidentin Charlotte Knobloch als Schirmherrin bei der Party im Gemeinderestaurant Einstein deutlich. Mit einem herzlichen »Mazal Tov« begrüßte sie die jungen Mädchen und ihre Familien. Sie teilte ihre Freude mit allen – und sprach dann von einem Mädchen, das mit zwölf Jahren nicht nur keine Batmizwa feiern durfte. Es saß mit Menschen, von denen ihr nur eine Frau vertraut war, auf einem Bauernhof vor dem Radio und hörte Kriegsnachrichten über Stalingrad. Niemand durfte wissen, dass sie Jüdin ist.

Die Gäste im Einstein wussten, dass es bei dem Mädchen um Charlotte Knobloch selbst ging. So ging auch ihr Appell an die Herzen, »dass wir alle alles dafür tun müssen, dass so etwas, wie ich es erlebt habe, nie wieder passiert. Dass keinem von uns so etwas widerfahren muss!« Dass die Freude im Leben für immer bleibt, das wünschte sie allen.

Sie dankte auch Judith Epstein und Chani Diskin. Für Epstein sei es wichtig, die Menschen in die Gemeinde einzuführen und einzubinden. Mit dem Batmizwa-Club finden Mädchen Zugang zum religiösen Leben. Diskin setze dieses Ziel in die Tat um – als großartige Lehrerin und »mit ihrem tiefen Glauben zeigt sie ihnen den Weg in die Zukunft«. Zu den Batmizwas gewandt sprach Charlotte Knobloch von ihrer positiven Überraschung, als sie gesehen habe, wie viel sie gelernt hatten. Sie versicherte ihnen, stets eine offene Tür für sie zu haben. »Die Zukunft unserer Gemeinde hängt davon ab, ob es uns gelingt, auch junge Menschen und nachfolgende Generationen fest in unserem Glauben und in unserer Tradition zu verwurzeln«, unterstrich sie.

Gutscheine Klar, dass zum Fest auch Geschenke gehören. Charlotte Knobloch bat die Mädchen zu sich auf das Podium und überreichte ihnen Gutscheine, mit denen sie sich Wünsche erfüllen können. Diesen Weg hatte auch Judith Epstein gewählt. Bevor sie den Mädchen mit einem Geschenk gratulierte, erinnerte sie an die Zeit des Lernens im Batmizwa-Club: »Als Höhepunkt habt ihr jüdische Namen gewählt, Namen, die im Judentum einen ganz besonderen Stellenwert einnehmen.«

Den Abend hatte die Sponsorin ihrer Mutter Rosa Kaner sel. A. gewidmet. Mit den Familien der sieben Mädchen und vielen Gästen aus dem IKG-Vorstand wurde bei Live-Musik von Igor Bruskin, Leonid Khenkin und Boris Kupin gefeiert.

Applaus zollten alle dem Aufritt von Bobby Epstein und Chorleiter Yoed Sorek. Ein weiterer Höhepunkt war das Zünden der Schabbatkerzen, bevor dann alle gemeinsam in die Synagoge zum Abendgebet gingen.

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