Erfurt

Reif für die UNESCO

Teil des künftigen Weltkulturerbes? Die Alte Synagoge in Erfurt Foto: imago

»Lieber heute als morgen würden wir die zweite mittelalterliche Synagoge ausgraben«, sagt Erfurts UNESCO-Beauftragte Sarah Laubenstein. Die befindet sich, das wissen die Fachleute sehr genau, unweit der kleinen Synagoge mitten in der Altstadt. Doch für diese Ausgrabung gibt es derzeit noch keine klaren Pläne. »Da ist sie in der Erde besser aufgehoben«, erklärt Maria Stürzebecher, ebenfalls UNESCO-Beauftragte der Stadt. Möglicherweise ist die Ausgrabung dieser zweiten Synagoge in einigen Jahren auch ein zusätzliches Argument für die Erfurter Bewerbung um den UNESCO-Welterbetitel 2023.

Interesse »Wir sind reif für die UNESCO, weil wir Menschen für die jüdische Geschichte des Mittelalters in Erfurt interessieren«, sagt Stürzebecher. Tatsächlich sorgt die Kulturdirektion der Stadt gerade jetzt erneut dafür, dass das jüdische Leben des Mittelalters in Thüringens Landeshauptstadt im Gespräch bleibt. »Arain« (Herein), heißt die neue Veranstaltungsreihe, die am 1. April eröffnet wurde.

In der Stadtbibliothek wurde an dem Abend der dritte Band der Erfurter Schriften zur jüdischen Geschichte vorgestellt. Darin sind die Beiträge der internationalen Tagung »Zu Bild und Text im christlich-jüdischen Kontext« enthalten. Die Konzeption für die Reihe sieht vor, dass Wissenschaftler und Zuschauer miteinander ins Gespräch kommen.

»Im Gespräch sein. Welterbe werden« – diesen Slogan nehmen sie in Erfurt wörtlich. Das ist auch gut so, denn längst ist die UNESCO davon abgekommen, ausschließlich nur einmalige Kulturgüter auf die Erbeliste zu nehmen. Dort sind bereits 1000 Stätten verzeichnet. Seit einigen Jahren wird gefordert, dass diese Beispiele menschlicher Kultur und Lebensweise tatsächlich präsent sind und Menschen erreichen können. »Das ist uns nur recht, denn genau das haben wir mit den mittelalterlichen Zeugnissen jüdischen Lebens in Erfurt vor«, versichert Kulturdirektor Tobias Knoblich. So werden die Erfurter mikrografischen Bibeln, Stadtgeschichte und jüdisches Leben im Mittelalter oder auch geistliche Gerichtsbarkeit und Juden ins Gespräch gebracht.

Schum-Städte Es ist nur logisch, dass es auch einen Vortrag über die Schum-Städte Speyer, Worms und Mainz am Rhein geben wird. Denn gleich den Erfurtern stehen auch sie auf der deutschen Tentativliste, wie die Vorschlagsliste für die Welterbeliste in Fachkreisen genannt wird. »Es wäre sinnvoll, wenn Rheinland-Pfalz und Thüringen einen gemeinsamen Antrag für diese Liste stellen würden«, sagt Maria Stürzebecher. Die Chance, tatsächlich von den 21 Mitgliedern des Welterbe-Komitees auf die Liste gewählt zu werden, würde weiter steigen, ist sie überzeugt. Deshalb laden die Thüringer Vertreter der Schum-Städte und der rheinland-pfälzischen Landesregierung im Herbst nach Thüringen ein und erhoffen sich Gemeinsamkeit.

»Die UNESCO will die Kultur vergangener Jahrhunderte schützen. Erfurt und Thüringen haben so gründlich das jüdische Erbe aufgearbeitet und sich darum gekümmert, dass es mit dem Erbetitel in jedem Falle klappen sollte«, ist Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Erfurt, überzeugt. »Ja, wir haben ein jüdisches Erbe, das es anderswo so nicht gibt«, versichert die Kunsthistorikerin Stürzebecher.

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