Virtual Reality

Pixel statt Bronze

Blick in die Vergangenheit Foto: pr

Pommesbuden, ein Rockertreff und ein paar Kneipen: Das Brückviertel, wo heute das Orchesterzentrum NRW steht und in dem der 1877 geborene Bildhauer Benno Elkan aufwuchs, gehört längst nicht mehr zu den besten Quartieren der Stadt. Als Elkan hier lebte, war das noch anders. Seine Eltern, sie waren Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Dortmunds, betrieben ein Textilgeschäft. Regelmäßig fanden in ihrem Haus Konzerte statt.

Dass sein letztes Werk im Orchesterzentrum NRW, das nun an diesem Ort steht, zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt wird, es hätte Elkan wohl gefallen. Sein Traum war es, dieses Mahnmal in seiner Geburtsstadt Dortmund als neun Meter breites und drei Meter hohes Granitdenkmal und als kleine Bronzevariante zu schaffen.

Computergrafik So ganz wurde sein Traum nicht erfüllt: Die Stadt Dortmund hatte in den 50er-Jahren an dem Mahnmal, gewidmet den Millionen Opfern der Kriege, kein Interesse. Das hat sich geändert, aber es ist nun auf eine Art und Weise realisiert worden, die sich der 1960 verstorbene Künstler wohl nicht hätte vorstellen können: als dreidimensionale Computergrafik, positioniert in einem realen Raum und zu betrachten mit einer Virtual-Reality-Brille.

Zur Vorstellung des Projekts, das von dem Dortmunder Unternehmen Viality umgesetzt wurde, war die Enkelin des Künstlers, Beryn Hammil, aus San Francisco angereist. Ergriffen wandte sie sich ans Publikum: »Mein Gefühl ist eine große Dankbarkeit gegenüber all den Menschen, die meinen Traum teilten und Bennos letztes und nach seinen eigenen Worten wichtigstes und bestes Werk Wirklichkeit werden ließen.«

Fotos Vor mehr als zwei Jahren hatte sie sich mit dem, was von diesem Werk übrig geblieben war, an die Stadt gewandt: Das Modell des Denkmals war kaputtgegangen, es gab nur ein paar Schwarz-Weiß-Fotos. Aus diesen wurde das »Mahnmal für die Toten des Krieges« rekonstruiert – diese technische Meisterleistung ermöglichte die Rettung eines verloren gegangenen Kunstwerks. Künftig soll es an zwei Stellen im Dortmunder Stadtgebiet zu sehen sein: im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte und in der Nähe des Dortmunder »U«, des zu einem Museum umgebauten ehemaligen Brauereiturms.

Geboren in Dortmund, lebte Elkan später in Frankfurt, Rom und München. Die Nazis vertrieben ihn ins Exil nach London, wo sein Haus Opfer der deutschen Luftangriffe wurde. Auch sein Wirken als Künstler war international: Er schuf die fünf Meter hohe Menora aus Bronze, die in Jerusalem vor der Knesset steht, aber auch den »Fighting Cockerel«, das Symbol des britischen Fußballvereins Arsenal London.

Fußball Die Arbeit für Arsenal passt zur zweiten großen Leidenschaft Elkans neben der Kunst: Er war ein Fußballfan und gehörte zu den Gründern des »Dortmund Fußball Club 1895« und später dann von Bayern München. Ein Vertreter der Münchner war dann auch zur Präsentation des Mahnmals nach Dortmund gekommen.

Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) dankte dem Vertreter der Bayern für sein Kommen und verwies auf das persönliche Engagement von Uli Hoeneß bei der Pflege der jüdischen Wurzeln seines Vereins.

Das Mahnmal, sagte Sierau, erinnere auch an die fast vollständige Zerstörung der Dortmunder Innenstadt im Zweiten Weltkrieg. »Aber wir dürfen eines nie vergessen«, fügte er hinzu, »das war eine Reaktion auf den Krieg, der von den Faschisten ausging. Es war die Antwort auf die Luftangriffe der Deutschen auf Guernica und Coventry.«

Sierau bedankte sich auch bei der Sparkasse und dem Dortmunder Geschichtsverein: »Durch diese Allianz ist Deutschlands modernstes Denkmal entstanden – ein virtuelles Mahnmal, das Benno Elkans Traum auf ganz besondere Weise wahr werden lässt, für eine innovative Erinnerungskultur steht und gleichzeitig eine Reminiszenz an einen berühmten Sohn unserer Stadt ist.«

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