München

Mäzen und Mensch

Ein Satz von Alexander Moksel sel. A. ist unvergessen. So unvergessen, dass die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, ihn in ihre Rede zu Ehren des Mäzens und Unternehmers aufnahm: »Meine Religion ist es, ein guter Mensch zu sein.« Vergangene Woche hat die IKG mit einer Feierstunde an Moksel, der am 1. Februar 100 Jahre alt geworden wäre, erinnert.

Zur Ehrung in der Ohel-Jakob-Synagoge kamen neben vielen geladenen Gästen auch Moksels Kinder und Enkelkinder.
Jeder Besucher, der die Ohel-Jakob-Synagoge betritt, kommt an einer Kapsel von besonderer Bedeutung nicht vorbei. Es ist die Schlusssteinkapsel der alten Hauptsynagoge, die Zeitdokumente von 1887 enthält, dem Eröffnungsjahr der alten Synagoge. Knobloch erinnerte in der Feierstunde auch daran, dass dieser geschichtlich relevante Akt durch die Großzügigkeit von Alexander Moksel verwirklicht wurde.

Bildung Das Gemeindezentrum mit seinen Einrichtungen und die Synagoge am Jakobsplatz, die die Rückkehr der Juden in die Stadt symbolisieren, seien nicht vom Himmel gefallen. Auch daran erinnerte Charlotte Knobloch. »Es entstand nicht von selbst, sondern nur dank des Einsatzes und der selbstlosen Unterstützung von Menschen wie Alexander Moksel. Und auch, wenn es uns heute ganz selbstverständlich vorkommt, dass all das hier steht: Moksel wusste aus eigener Anschauung, was für eine historische Errungenschaft dieses Zentrum ist.«

Ein besonders großes Herz hatte der im Jahr 2010 verstorbene Unternehmer für die Kinder der Gemeinde. Darauf wies neben der Präsidentin auch Irina Sokolov hin, die Leiterin des Kindergartens. »Alles, was Alexander Moksel wichtig war, versuchen wir, unseren Kindern mit auf den Weg zu geben«, sagte Sokolov. So sei auch das Motto des Kindergartens entstanden: Erziehe das Kind auf seine Art, damit es lebenslang seinen Weg gehen wird.

»Zedaka und Großzügigkeit wiegen so viel wie alle Gebote der Tora«, zitierte Charlotte Knobloch bei der Gedenkstunde in der Synagoge eine Stelle im Jerusalemer Talmud. »Das sind schöne Worte, doch was sie bedeuten, das verstehen wir erst wirklich, wenn wir das Glück haben, in unserem Leben Menschen zu begegnen, denen die Freigebigkeit und Großzügigkeit, von denen da die Rede ist, echte Herzensanliegen sind. Menschen wie Alexander Moksel.«

Hilfe Der tiefe, innige Drang, den Menschen in seiner Umgebung zu helfen, sei etwas Besonderes und eine der besten Eigenschaften, die ein Mensch besitzen könne. Im Fall von Alexander Moksel, so die IKG-Präsidentin, sei dies umso bemerkenswerter, wenn man die Schwierigkeiten betrachte, gegen die er in seinen Jugendjahren habe kämpfen müssen.
»Sein langes Leben umspannte ganze Epochen des europäischen Judentums, darunter eben auch jene dunkelsten Jahre der jüdischen Geschichte«, sagte Knobloch.

Alexander Moksel wurde als zweites Kind einer orthodoxen jüdischen Familie in der polnischen Stadt Płock an der Weichsel geboren, wo die Familie seit Generationen im Fleischhandel tätig war. Mit den Nationalsozialisten fand die glückliche Kindheit und Jugend in einem strengen, aber liebevollen Elternhaus ein grausames Ende.

Bis auf seine jüngere Schwester Renia und seine Schwägerin Sara Perel verlor Moksel in der Schoa seine komplette Familie. Er sollte nie eine Spur von seinen Angehörigen, insbesondere den Eltern Chawa und Chaksel Moksel sel. A. finden. Alexander Moksel wurde für vier Jahre ins Konzentrationslager deportiert, aus dem er Anfang 1944 fliehen konnte. Bis Kriegsende überlebte er unter sowjetischen Partisanen.

Tradition Nach dem Ende des Nationalsozialismus blieb er im schwäbischen Buchloe. Dort gründete er seine Familie, baute mit Fleiß, Disziplin und Unternehmergeist aus einem kleinen Metzgereibetrieb die international tätige A. Moksel AG auf und wurde zu einem der erfolgreichsten deutschen Unternehmer der Nachkriegszeit. Für sein vielfältiges, außergewöhnlich großherziges karitatives Engagement wurde Alexander Moksel unter anderem mit dem Verdienstkreuz am Bande und dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

In der Gedenkstunde, die auch von den Kindergartenkindern und ihren Erzieherinnen mitgestaltet wurde, wies Charlotte Knobloch darauf hin, wie fest Alexander Moksel in die jüdische Tradition eingebunden war.

»Von ihren zentralen Grundsätzen der Nächstenliebe und Menschlichkeit brachte ihn auch das grausame Schicksal nicht ab, das er und seine Familie in der Schoa erleiden mussten«, stellte die IKG-Präsidentin fest. Eines steht für sie außer Frage: »Die Kultusgemeinde wird in Dankbarkeit die Erinnerung an den großen Mäzen und Menschen Alexander Moksel bewahren.«

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