Köln

Maach et joot, Benzi

Alles rund um die Synagogen-Gemeinde: 25 Jahre führte Benzion Wieber ihre Geschäfte. Foto: Ulrike von Hoensbroech

»Die Arbeit begann um acht Uhr morgens und endete spät«, erzählt Benzion Wieber. Konkret hieß das: Zum Tagesgeschäft kamen häufig viele zusätzliche Verpflichtungen bis in den späten Abend sowie Wochenendtermine hinzu. Das Arbeitsspektrum der vergangenen 25 Jahre reichte dabei von der kaputten Schraube bis zum Gespräch mit dem Oberbürgermeister.

»Ich habe mich immer als ersten Diener meiner Gemeinde verstanden«, fasst der 66-Jährige sein Selbstverständnis zusammen und fügt hinzu: »Nun ist es Zeit, diese Arbeit abzugeben.« Am Freitag endet seine Amtszeit als Geschäftsführer der Kölner Synagogen-Gemeinde. Ab Februar übernimmt Alexander »Sascha« Sperling, vormaliger Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde in Dortmund, die Verwaltung in Köln »und kann sich dabei auf ein tolles Team verlassen«, wie Wieber mit Anerkennung und Dank für seine ehemaligen Mitarbeiter bemerkt.

Herausforderungen Als der studierte Kaufmann am 1. Februar 1989 sein Büro mit dem Mobiliar aus den 50er-Jahren – »Da würde sich heute manches Museum drum reißen« – an der Roonstraße im ehemaligen Hochzeitszimmer der Synagoge bezog, ahnte er noch nicht, dass einige Monate später mit dem Fall der Berliner Mauer auch auf ihn als Geschäftsführer eine große Herausforderung zukommen würde: die Integration von jüdischen Zuwanderern aus Osteuropa. »Als ich anfing, hatte die Gemeinde etwa 1200 Mitglieder, heute sind es fast 5000.«

Dass die jahrelange Integrationsarbeit mit den vielen Kontingentflüchtlingen hervorragend gelungen ist, zählt der Vater von drei Kindern zu den Höhepunkten seiner Tätigkeit. »Es ist enorm, was die Gemeinde da geleistet hat.« In den ersten Jahren half ihm die vorhandene Logistik, die er als ehemaliges Mitglied des Studentenvereins sowie der Gemeindevertretung bereits kannte. »Es ist leichter, bestehende Strukturen – und seien sie noch so klein – auszubauen, als diese völlig neu aufzubauen.«

Das gilt nicht zuletzt auch für die Erweiterung bestehender Einrichtungen bis hin zur Errichtung des Wohlfahrtzentrums im Kölner Stadtteil Ehrenfeld mit Kindergarten, Schule, Elternheim, Alten- und Pflegeheim. Gerade die Realisierung dieses über 20 Millionen Euro teuren Bauprojekts hat Wieber über Jahre und mit verschiedenen Gemeindevorständen begleitet.

Team
»Glücklicherweise konnte ich immer mit Vorständen zusammenarbeiten, die in höchstem Maße ehrenamtlich engagiert waren und insbesondere in den letzten zehn Jahren viel Ruhe und Kontinuität in die Arbeit und das Gemeindeleben gebracht haben.« Nicht zu vergessen sind auch die jüdischen Begegnungszentren in Porz und Chorweiler, die in Wiebers Amtszeit ihren Betrieb aufnahmen. Die Arbeit in diesen sozialen Brennpunkten hat er stets im Blick gehabt, um hier soziales und religiöses Leben zu fördern. Mit großer Dankbarkeit erwähnt er in diesem Zusammenhang das stets gute Verhältnis der Synagogen-Gemeinde zu Stadtverwaltung, Parteien, Kirchen sowie der Liga der Wohlfahrtsverbände.

Als äußeren und inneren Meilenstein bezeichnet der passionierte Krimileser die beiden geistlichen Höhepunkte seiner Amtszeit: den Synagogenbesuch von Papst Benedikt XVI. im Jahr 2005 sowie die Rückkehr der im Krieg durch einen katholischen Geistlichen aus der brennenden Synagoge geretteten Torarolle. »Kardinal Joachim Meisner hat sich sehr dafür eingesetzt und erheblich mitfinanziert, damit die schwer beschädigte Tora schließlich in Israel wiederhergestellt und nach Köln zurückgebracht werden konnte.«

Verbundenheit Der Synagogen-Gemeinde bleibt Wieber, der seit seinem vierten Lebensjahr in Köln lebt und auch zu den treuen Anhängern des 1. FC gehört, eng verbunden. Demnächst werden die Renovierungsarbeiten an der Fassade der Synagoge fortgeführt – so etwas wie der bauliche Schlussstein unter seine Geschäftsführung. Schließlich hat er lange dafür gekämpft, um die knapp zwei Millionen Euro für die Sanierung sicherzustellen. Für die Phase der Konsolidierung, die er nun als wesentliche Aufgabe der Gemeinde sieht, wünscht sich Wieber mehr Vielfältigkeit im religiösen Bereich, »damit sich alle Juden in Köln unter dem Dach der Synagogen-Gemeinde wiederfinden«.

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