Stuttgart

Jüdische Kulturwochen setzen auf Dialog

Polizist vor dem Gemeindehauses der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs Foto: imago images/Jan Zawadil

Stuttgart ist nicht Halle. Aber die Zeichen stehen auf Vorsicht. Ein Polizeiwagen parkt vis-à-vis des Gemeindezentrums der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW). Beim Einlass zum Pressegespräch wird erstmals nach dem Presseausweis gefragt. Im Haus der gewohnt herzliche Empfang.

Die Kulturwochen stehen unter dem Motto »1919–2019: In Verantwortung für die Gesellschaft«. Sie beginnen am 4. November mit einer Podiumsdiskussion (»Junge jüdische Stimmen zu Gegenwart und Zukunft«) im Stuttgarter Rathaus und enden mit dem Synagogenkonzert »Beschütze mich Herr, denn ich traue auf dich« in der Synagoge.

Isolation »Wir werden der Absicht des Attentäters von Halle nicht nachträglich recht geben«, sagt Barbara Traub. Er habe mit seiner Tat nicht nur jüdisches Leben auslöschen, sondern auch Verunsicherung und Isolation in den Gemeinden auslösen wollen, sagt die Vorstandssprecherin der IRGW.

Alle jüdischen Einrichtungen werden polizeilich überwacht. Über eine Million Euro habe die Landesregierung nach Halle ad hoc zum Schutz von kleineren Gemeinden in Württemberg und Baden zusätzlich bereitgestellt. Diese Sicherheit gelte auch für die 35 Veranstaltungen der Jüdischen Kulturwochen und ihre Besucher, betont Traub.

Gesellschaft Das Motto setze »auf den Dialog zwischen der Jüdischen Gemeinde und der bürgerlichen Gesellschaft, den wir weiterführen werden«, sagt Traub. Anliegen sei, nach der erfolgreichen Etablierung der Gemeinde in der Gesellschaft ein deutliches Zeichen mitten hinein ins Stadtleben zu geben. So finden zahlreiche Veranstaltungen im benachbarten Hospitalhof, dem evangelischen Bildungszentrum, statt.

Über die »Psychoanalyse der Massen« spricht der Facharzt für Psychosomatische Medizin Ludger M. Hermanns. Ein Fachtag für Schüler befasst sich unter dem Motto »Wir haben doch nichts gewusst« mit dem Fußball im Nationalsozialismus und der heutigen gesellschaftlichen Verantwortung im Sport. Und im historischen Symposium »Judentum in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg und während der Weimarer Republik« diskutiert der Historiker Uri R. Kaufmann mit seinen Kollegen Götz Aly und Frank Raberg.

Eingeladen wird auch ins Literaturhaus Stuttgart, in den Mozartsaal des Kultur- und Kongresszentrums Liederhalle, wo die Preisträger des diesjährigen Karl-Adler-Kinder-und-Jugendmusikwettbewerbs gemeinsam mit dem Jüdischen Kammerorchester Nigun musizieren, zu Stadtrundfahrten, in Schulen und Theater. Ministerpräsident Winfried Kretschmann betont in seinem Grußwort, dass jüdische Mitbürger mit dem unersetzlichen Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen »ein Zeichen für Toleranz und Akzeptanz« setzen.

Sachsen

Zahlreiche Spenden für Rettung von Synagogen-Relikt

Baumaßnahmen für die Sicherung des Mauerrests sollen im kommenden Frühjahr beginnen

 09.07.2024

Potsdam

Neues Synagogenzentrum vor Einweihung

Zu dem Festakt wird auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet

 04.06.2024

Berlin

Mehrere Hundert Menschen bei bunter Lag-BaOmer-Parade

Rabbiner Yehuda Teichtal: Starkes Zeichen für fried- und respektvolles Miteinander

 27.05.2024

Boris Schulman

Dieses Jahr ist Jom Haschoa anders

Zum Tag des Gedenkens an die Schoah reflektiert unser Autor die Bedeutung des Heimatbegriffs in Bezug auf Deutschland und Israel

von Boris Schulman  07.05.2024

Oldenburg

Brandanschlag auf Synagoge: Erste Hinweise auf Tatverdächtigen

Für Hinweise, die zur Tataufklärung führen, ist eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro ausgesetzt

 06.05.2024

Berlin

Zeichen der Solidarität

Jüdische Gemeinde zu Berlin ist Gastgeber für eine Gruppe israelischer Kinder

 15.04.2024

Berlin

Koscher Foodfestival bei Chabad

»Gerade jetzt ist es wichtig, das kulturelle Miteinander zu stärken«, betont Rabbiner Yehuda Teichtal

 07.04.2024

Hannover

Tränen des Glücks

Auf der Damentoilette gibt es eine Schminkorgie, während Backstage auch mal die Gefühle durchgehen. Aber »je näher der Abend, desto geringer die Aufregung«

von Sophie Albers Ben Chamo  31.03.2024

Hannover

»Alle sollen uns hören und sehen!«

Tag zwei der Jewrovision beweist, dass immer noch mehr Energie möglich ist. Nach Workshops und Super-Hawdala geht es zur Kirmes und auf die Zielgerade zur Generalprobe am Sonntagvormittag

von Sophie Albers Ben Chamo  30.03.2024