München

Fast entsorgt

Sorgte dafür, dass die Gedenktafel gerettet wurde: Autor Dirk Heißerer Foto: Marina Maisel

In vielen Münchner Gaststätten, die auf eine lange Tradition zurückblicken, finden sich in der Speisekarte auch Informationen zur Geschichte des Hauses, der Brauereien und des Biers. An den Schüleins, die »Löwenbräu« zur größten Brauerei Bayerns und ihr Produkt zur Weltmarke gemacht haben, kommt man zumindest in Münchner Gaststätten nicht vorbei. Aber es gibt auch noch eine andere, fast vergessene Seite der jüdischen Familie.

1973 fand in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus eine Gedächtnisausstellung statt, die an das Werk des Münchner Malers Julius Wolfgang Schülein (1881–1970) erinnerte. Einige Jahre später, 1979, wurde auf Betreiben der Stadt München am Haus der Leopoldstraße 21, wo er bis 1930 sein Atelier hatte, eine unscheinbare und nicht sehr vorteilhaft platzierte Gedenktafel angebracht – die einzige sichtbare Erinnerung an Schülein. Danach wurde es still um den Maler aus der Brauerei-Dynastie.

Literarischer Spaziergang Dirk Heißerer ist wegen seiner »Literarischen Spaziergänge« und als Vorsitzender des »Thomas-Mann-Forums« in München vielen ein Begriff. Als Brauereiexperte ist Heißerer bisher noch nicht aufgefallen. Dennoch ist es ihm zu verdanken, dass die Gedenktafel auf der Schwabinger »Kultmeile« nicht längst zerschreddert worden ist.

Seit vergangener Woche lagert das unbeachtet gebliebene Erinnerungsstück, das infolge einer Generalsanierung des Hauses entsorgt werden sollte, im städtischen Bauhof. Zufrieden ist Dirk Heißerer – der für die Rettung der Gedenktafel keinen Aufwand gescheut hat – mit dieser Lösung nicht. »Da müsste sich schon ein würdigerer Platz finden lassen, der auch der kulturhistorischen Bedeutung des Künstlers gerecht wird«, findet Heißerer.

Julius Wolfgang Schülein studierte zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts an der Akademie der Bildenden Künste in München und danach in Paris, wo er mit der Künstlerin Suzanne Carvallo (1883–1972) auch die Liebe seines Lebens fand. Sie war ebenfalls Malerin und machte sich mit Porträts berühmter Persönlichkeiten, darunter Katja und Thomas Mann, einen Namen. Schülein hingegen war Mitbegründer »Neuen Secession« in München, gesellschaftlich hoch angesehen und zählte unter anderem Efraim Frisch, Frank Wedekind, Arthur Schnitzler und Arnold Zweig zu seinen Freunden.

Die Nähe von Julius Wolfgang Schülein und seiner Frau zur Familie Mann kam nicht von ungefähr. Das Haus, das das Atelier von Schülein beherbergte und mit der Gedenktafel bestückt wurde, befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Haus in der Franz-Joseph-Straße 2. Dort lebten die Manns, deren Wirken und Werk Dirk Heißerer erforscht, weshalb ihm der Zusammenhang zu Julius Wolfgang Schülein und der Erinnerungsplakette zum Glück nicht entgangen ist.

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